Mit einem Last-Minute-Sieg schlägt der Iran verdient im zweiten Spiel der Gruppe B am Freitagmittag Wales mit 2:0. Lange Zeit sah es nach einem Unentschieden aus, da der Iran beste Möglichkeiten vergab. Mit einer Niederlage wäre der Iran zudem aus dem Turnier ausgeschieden, so sind sie in einer guten Ausgangslage, um ins Achtelfinale einzuziehen. Wales muss nun ums Weiterkommen zittern.
0:1 Roozbeh Cheshmi (90.+9)
0:2 Ramin Rezaeian (90. +11)
Die Szenen des Spiels ereigneten sich schon vor dem Spiel, denn bei Partien des Iran schwingt auch immer die politische Situation rund um die Proteste gegen das aktuelle Regime mit.
Vor dem Anpfiff zeigte eine Iran-Anhängerin ein T-Shirt mit den Worten "Frauen, Leben, Freiheit" auf Englisch. Doch kaum hatte sie es hochgehalten, wurde es von Stadionordnern einkassiert. Der Frust war den Anhängerinnen deutlich anzumerken, denn sie warfen das Shirt einige Meter in Richtung des Ordners und schickten ihn deutlich wieder weg.
Nachdem die Spieler vor dem ersten Gruppenspiel gegen England bei der Nationalhymne geschwiegen hatten, sangen sie diesmal unter vereinzelten Pfiffen der Fans mit. Auch als Fans auf der Tribüne gezeigt wurden, sangen sie den Text unter Tränen mit oder fingen währenddessen an, zu weinen.
"Es zerreißt einem das Herz", kommentierte ARD-Reporter Florian Naß die Bilder, der anschließend um die richtigen Worte rang.
Er unterstrich zudem den englischen Satz "Love me for who I am", den der Leverkusener Sardar Azmoun auf dem Unterarm tätowiert hat und der zu Beginn der Hymne zu sehen war. "Ich möchte in die Herzen, in die Gedanken der Spieler, der Fans, dieses Volkes, dieser Protestbewegung hereinschauen. Denn alles ist wichtiger als dieses Fußballspiel."
Bereits am ersten Spieltag drückte das Nationalteam ihre Solidarität mit den Protestierenden aus und schwieg bei der Nationalhymne. Das wurde von Beobachtern gefeiert, von den Fans gab es jedoch gemischte Reaktionen.
Dass das iranische Team die Hymne vor dem Spiel wieder geschlossen mitsang, sorgte für viel Aufsehen.
Die Journalistin und Aktivistin Natalie Amiri hatte die Vermutung, dass die Spieler gezwungen wurden, die Hymne mitzusingen und einige dabei vor Scham die Augen verschlossen.
In der 50. Minute hatte der Iran gleich dreimal innerhalb von kurzer Zeit die Chance, in Führung zu gehen und scheiterte zweimal am Pfosten. Zunächst traf Azmoun nur den rechten Pfosten, nur Sekunden später traf Gholidazeh mit einem sehenswerten Schlenzer nur den linken Pfosten.
Den Abpraller wiederum köpfte erneut Azmoun direkt in die Arme von Wales Torhüter Wayne Hennessey.
In der 83. Minute war Irans Taremi allein auf dem Weg zum Tor und spitzelte einen hohen Ball an Wales Torhüter Wayne Hennessey 30 Meter vor dem Tor vorbei. Zunächst entschied Schiedsrichter Escobar auf eine Gelbe Karte. Doch nachdem er sich die Bilder noch einmal angesehen hatte, änderte er seine Entscheidung auf Rot.
"Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass diese Rote Karte völlig in Ordnung ist", bewertete ARD-Kommentator Naß die Szene. "Er hat es in Kauf genommen, dass sich der Spieler verletzt."
Am Dienstag steht der letzte Spieltag in der Gruppe B an. Um 20 Uhr trifft der Iran auf die USA, Wales muss zeitgleich gegen England ran.