DFB-Team löst Ticket für WM 2026: Auf Nagelsmann kommt nun ein Problem zu
Was für ein spektakulärer Schlussakt, was für ein berauschender Abend: Das DFB-Team musste praktisch die komplette WM-Qualifikation über um die direkte Teilnahme an der WM 2026 bangen, am Montag aber war keine verunsicherte, nervöse oder an sich selbst zweifelnde Mannschaft zu sehen. Das DFB-Team spielte die Slowakei regelrecht an die Wand, setzte sich am Ende verdient mit 6:0 durch.
Schon mit der 4:0-Führung zur Halbzeitpause war klar, dass die deutsche Nationalelf gegen die Slowaken die Qualifikation für die Endrunde in den USA, Kanada und Mexiko in der Tasche hatte. Vom Gas aber ging das Team nicht, verzückte Fans und den Bundestrainer weiter.
Mehrere DFB-Stars betreiben Eigenwerbung
Kein Spieler fiel wirklich ab, einzelne stachen aber trotzdem heraus. Leroy Sané etwa bestätigte den positiven Eindruck aus dem Luxemburg-Spiel, traf doppelt und bereitete einen Treffer vor. Nick Woltemade erzielte sein viertes DFB-Tor in Folge und brachte die Nationalmannschaft damit in Führung. Der zuletzt oft kritisierte Florian Wirtz spielte befreit auf und bereitete zwei Tore vor. Und auch Serge Gnabry sammelte zwei Scorerpunkte.
Vor allem die Offensive glänzte also. Was auf den ersten Blick ausschließlich positiv anmutet, birgt aber auch ein Problem. Denn Julian Nagelsmann, Rudi Völler und Co. betonen seit Monaten, welche Stars dem Team momentan fehlen: Jamal Musiala, Kai Havertz und Tim Kleindienst sind es im Angriff, Antonio Rüdiger und Marc-André ter Stegen am anderen Ende des Feldes.
Kaderbreite des DFB-Teams könnte ein Problem werden
Die Vorstellung, dass diese Ausnahmekönner das am Montagabend so brillant aufspielende DFB-Team ergänzen, ist nahezu berauschend. In einer gewissen Form ist es aber auch problematisch.
Denn die Erwartungen, öffentlich wie beim Großteil der genannten Profis, sind klar: Diese Stars gehören in die Startelf. Nur heißt das im Umkehrschluss eben auch, dass zuletzt überzeugende Nationalspieler plötzlich draußen sitzen müssen.
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Ob Woltemade, Gnabry oder Sané etwa ganz selbstverständlich einen Platz auf der Bank hinnehmen? Ob sich Jonathan Tah oder Nico Schlotterbeck ohne Grummeln wieder aus der Startelf schieben lassen? Oder ändert der Bundestrainer für eine Dreierkette sogar noch die Formation, was den Verlust eines Platzes in der Offensive bedeutet?
Dazu hat Nagelsmann bei der Heim-EM bereits bewiesen, dass er ein Freund der klaren Rollenverteilung ist. Es gibt im Kern eine Stammelf, je nach Gegner kann es zwei oder drei Veränderungen auf einzelnen Positionen geben. 13 oder 14 Spieler dürfen sich folglich berechtigte Hoffnungen auf die Startelf machen, infrage kommen mit den Rückkehrern aber mehr Profis.
Wie also baut man die Rückkehrer richtig ein? Wie verkauft man das den Leistungsträgern der jüngsten Spiele? Und was ist mit Spielern wie Maximilian Mittelstädt oder Angelo Stiller, die zuletzt trotz gewisser Erwartungen bereits hintendran waren?
Nun dürfte dem Bundestrainer diese Situation deutlich lieber sein, als auf noch mehr Leistungsträger zu verzichten. Es ist tendenziell eher ein Luxusproblem, unter Umständen kann eine sich daraus ergebende Unzufriedenheit bei einzelnen Spielern aber auch zu Unruhe führen.
Nagelsmann hält sich beim deutschen WM-Kader noch bedeckt
Nagelsmann wird in den kommenden Monaten sowie bei der WM-Endrunde selbst also gefordert sein, Erwartungen von allen Seiten und Egos einzelner Stars zu moderieren, während er parallel nach dem optimalen Mannschaftsgebilde und der dafür passenden Formation fahndet.
Am Montagabend gab er bereits einen leichten Vorgeschmack darauf. "Natürlich haben wir den Idealkader im Kopf, aber da sind so viele Faktoren, die wir nicht bestimmen können", wich er im ZDF einer Frage zum WM-Kader aus: "Ich kann jetzt nicht sagen, ich lege mich fest, dass Kai und Jamal bei uns die tragende Rolle spielen, und dann sind sie gar nicht da. Das hatten wir jetzt über fast zwölf Monate bei dem einen oder anderen."
Stattdessen betonte er, dass die zuletzt fehlenden Stars erst einmal auf den Platz zurückkehren müssen. "Bei uns haben sie ja Zeit, bis März wieder gesund zu werden, aber die müssen natürlich jetzt stabil werden", sagte Nagelsmann.
Er wolle sich mit seinem Team "immer ein paar Türchen offenlassen, um auf die Dinge auch zu reagieren". Nagelsmann weiß also ganz genau, was in den nächsten Monaten auf ihn zukommt.
