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Für Tim Walter ist es der dritte Anlauf, für den Hamburger SV als Klub sogar der sechste Versuch, wieder zurück in die Bundesliga zu kommen. Dreimal war es am Ende einer Saison der vierte Platz, zuletzt scheiterten die Hanseaten zweimal in der Relegation. Erst gegen Hertha 2022, nun im Juni gegen Stuttgart.
Das Ergebnis war immer gleiche: Der ehemalige Bundesliga-Dinosaurier musste eine weitere Ehrenrunde im Unterhaus drehen. Aktuell ist Walter mit seinem Team nach zwei Spielen noch ungeschlagen, gewann einmal und holte ein Unentschieden. Das kommende Top-Spiel am Samstag gegen Hertha BSC gibt dem ehemaligen Stuttgart-Trainer die Möglichkeit, weitere wichtige Punkte im Aufstiegsrennen zu sammeln, damit am Ende nicht erneut die Enttäuschung und der Frust groß sind.
Über diese Gefühlslage hat der 47-Jährige nun im "11Freunde"-Magazin in einem ausführlichen Beitrag geschrieben. Genauer: Über seine Gedanken, nachdem der Aufstieg erneut in der Relegation verspielt wurde.
Er schreibt: "Ich finde es jedoch merkwürdig, dass in der Öffentlichkeit nie darüber diskutiert wurde, ob ich noch Trainer beim HSV sein wollte." Kurz danach enthüllt er die Gedanken, die er zu dieser Zeit durch den Kopf schwirrten: "Ganz ehrlich: Nach dem verpassten Aufstieg habe ich mir ein paar Tage Gedanken gemacht. Wir hatten alles gegeben, es hat wieder nicht gereicht, ich war tief enttäuscht."
Er erklärt weiter, dass er sich normalerweise vor die Spieler stellt und somit unter anderem den Medien den Wind aus den Segeln nehme. Dafür brauche er allerdings Energie. "Meine Konsequenz war, dass ich meine Führungsspieler wie Sebastian Schonlau und meine Assistenten noch mehr in die Pflicht genommen habe, ihnen mehr Verantwortung übertrage", erklärte Walter weiter.
In der Sky-Sendung "HvK & Tusche – Dein Zweitliga-Talk" wurde Walter auf seine Rücktritts-Überlegungen angesprochen. Er entgegnete daraufhin, dass die Situation schwer gewesen sei: "Du reflektierst dich selber, analysierst die vergangenen Jahre mit deinem Trainerteam, dem Sportvorstand (Jonas Boldt) oder Claus Costa (Direktor Profifußball). Und dann sind wir schnell übereingekommen, dass wir noch nicht fertig sind mit unserer Mission."
Neben den Gedanken über möglichen Konsequenzen nach dem zweiten verpassten Aufstieg, schreibt Walter im "11Freunde"-Magazin auch darüber, dass er lange Zeit nicht mit Kritik umgehen konnte.
"Meine Mutter hat mich sehr behütet, und das hat auch dazu geführt, dass ich mit Kritik nicht umgehen konnte" erklärt der Trainer. Demnach habe seine Mutter ihn immer bestärkt und alles für richtig erklärt, was er mache. "Mit Kritik umzugehen, habe ich erst spät erlernt. Zuvor habe ich jedes böse Wort als Angriff auf meine Person gewertet."
Gerade wenn es im Aufstiegsrennen wieder knapp wird, könnte die Fähigkeit, gut mit Kritik umzugehen, Walter noch helfen.
