Fußball ist für den Großteil seiner Fans vor allem ein Hobby. Er reißt mit, liefert positive wie negative Emotionen und ermöglicht es, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Für Profifußballer hingegen ist aus dem Hobby primär ein Beruf geworden.
Sie verdienen ihr Geld damit. Von außen werden sie daher mit Erwartungen überfrachtet: Bring jedes Wochenende deine Bestleistung, manchmal sogar zwei- oder dreimal innerhalb einer Woche. Sei immer genügsam im Umgang mit Fans und Medienvertretern – jederzeit, denn du bist eine Person des öffentlichen Lebens.
Dabei machen viele Spieler dies fernab von ihren Familien oder Freunden, die teilweise am anderen Ende der Welt leben. So kann vielen Profis im privaten Umfeld der Halt, der ausgleichende Pol fehlen, den es zum belastenden Alltagsleben braucht.
Was das mit einem Profifußballer veranstalten kann, berichtete nun Terrence Boyd vom 1. FC Kaiserslautern. Mit 21 Jahren war er einst zu Rapid Wien gewechselt, wo es sportlich zumeist gut lief. In 80 Spielen traf der Stürmer 37 Mal, elf weitere Tore bereitete er vor. Schlechte Tage gab es aber trotzdem.
"Es gab Abende, du bist allein, du hast schlecht gespielt, bist schlecht drauf. Da bin ich auch nicht mehr feiern gegangen. Da saß ich mit einer halben Pulle Jack Daniels vorm Fernseher und habe National Geographic angeschaut", berichtete der frühere Nationalspieler der USA (14 Länderspiele) im Podcast "Copa TS" von Tommi Schmitt.
Seinerzeit habe er seine Probleme mit sich alleine ausgemacht: "Du bist in dieser Blase sehr einsam. Jede Woche bist du der Held oder der Buhmann. Das ist mental gar nicht einfach."
Mittlerweile hat Boyd aber seinen Ausgleich gefunden, er hat Frau und Kinder. So brauche er auch keine Mentaltrainer, wenngleich er das Angebot zu schätzen weiß. "Ich heule lieber zu Hause meine Frau voll."
Und manchmal bedarf es auch gar keiner Worte, da erdet ihn die bloße Anwesenheit seiner Töchter schon: "Ich habe für Halle im Derby gegen Magdeburg getroffen, wir haben gewonnen und ich mich wie der geilste Typ gefühlt. Dann komme ich nach Hause und sehe, wie meine kleine Tochter in die Badewanne gemacht hat. Da musste ich erst mal die Scheiße da herausholen. Andersherum hast du gerade ein Spiel verloren, hast so eine Krawatte und dann weint deine Tochter, weil sie keine vierte Folge 'Paw Patrol' gucken darf. Das lenkt dich ab und das ist gut. Das nimmt die Schwere und Wichtigkeit des Fußballs weg."
So kann es Boyd auch verkraften, beim 1. FC Kaiserslautern mittlerweile nur noch Ersatzspieler zu sein. Es gehe ums große Ganze – und das ist nun einmal der Verein. Den wiederum hat der Angreifer in den letzten Jahren dahin geführt, wo er jetzt steht. Mit 15 Treffern ballerte er die "Roten Teufel" vor zwei Spielzeiten zurück in die 2. Bundesliga, mit 13 Treffern führte er sie in der vergangenen Spielzeit zum Klassenerhalt.