Wenn der HSV am Sonntagmittag beim Karlsruher SC antritt, wird einiges anders sein als in den vergangenen Wochen. Vor allem, und das dürfte mittlerweile wirklich in den hintersten Ecken von ganz Deutschland angekommen sein, wird dann nicht mehr Steffen Baumgart an der Seitenlinie stehen.
Die Hamburger haben sich nach dem 2:2 gegen Schalke von dem Trainer getrennt, bisher aber noch keinen Nachfolger präsentiert. Beim KSC wird daher Merlin Polzin, zuletzt Assistenztrainer, als Interimscoach die Mannschaft betreuen.
Unter der Woche hat er bereits durchgegriffen, mit Levin Öztunali und Moritz Heyer zwei namhafte Profis aussortiert. Das Duo wurde in die U21 versetzt. "Das sind Entscheidungen, die menschlich extrem schwerfallen. Die beiden Spieler haben sich nichts zuschulden kommen lassen", sagte Polzin nun auf der Spieltagspressekonferenz am Freitag.
"Dennoch haben wir geschaut: Wo sind noch Potenziale, was können wir optimieren? Die Entscheidung haben wir dann als Verein gemeinsam getroffen. Die Jungs haben es sehr professionell aufgefasst, das spricht für sie", führte er weiter aus.
Die Tür ist aber nicht endgültig zu, es sei eine Entscheidung für diese Woche. Ohnehin obliegt dies final dem künftigen Trainer, der mit dem Duo genauso gut in der ersten Mannschaft planen könnte.
Änderungen plant Polzin auch in der Spielweise. Die Trainingswoche deutete bereits auf eine Rückkehr zur 4-3-3-Formation hin, der Interimscoach bestätigte sie als eine seiner Optionen. Ohnehin sei es aber wichtiger, wie das System dann mit Leben gefüllt wird. Auch dafür hat der 34-Jährige klare Vorstellungen:
Der HSV soll wieder aktiver, wieder mutiger auftreten, unter Baumgart war dies in den vergangenen Wochen verloren gegangen. Wie lange genau Polzin selbst als Interimstrainer an der Seitenlinie stehen wird, ist indes noch offen.
Der 34-Jährige, der momentan die Ausbildung für die Pro-Lizenz absolviert, konnte zumindest dahingehend Entwarnung geben, dass es von seiner Seite aus keinen Zeitdruck für den Verein gibt. "Die Pro-Lizenz endet im Dezember, wir haben noch die Abschlussleistung", berichtete Polzin. "Da findet eine Präsentation statt, eine Art Videoanalyse. Das ist aber recht überschaubar."
Er werde sich auf diese abschließende Aufgabe zwar "noch ein bisschen" vorbereiten müssen, "aber die Präsenzphasen sind vorbei. Demnach ist das jetzt für die aktuelle Situation kein Faktor".
Ohnehin verdichten sich aber auch die Anzeichen, dass der HSV und Bruno Labbadia erneut zusammenfinden. Womöglich sitzt Polzin also nur in Karlsruhe als Chef auf der Bank.