Oliver Pocher ist derzeit wohl Deutschlands gefragtester Comedian und Entertainer: Er ist mit seiner Latenight-Show sowie der Comedy-Doku "Pocher und Papa auf Reisen" aktuell nicht nur in zwei RTL-Formaten zu sehen, sondern hat mit Ehefrau Amira auch einen eigenen Podcast, nebenbei treibt er sein Insta-Game weiter voran. Zudem ist der 42-Jährige ein Familienmensch, mit seiner Ex Alessandra bekam er drei Kinder, mit Amira einen Sohn.
Und jetzt wird der Pocher wieder Papa. Für die Verkündung nutzte der Entertainer, der in den letzten Monaten besonders gerne Influencern und Insta-Promis unterstellt, sie würden ihre Kinder für ihre Zwecke mit ins Boot holen, um noch mehr Umsatz zu machen, ein besonders zurückhaltendes Mittel: Das Paar verkündete Amiras Schwangerschaft am Donnerstagabend in seiner RTL-Show ("Die Show findet heute zu dritt statt.) und für alle, die es noch nicht mitbekommen hatten, zur etwa selben Zeit den 1,9 Millionen Followern auf Pochers Instagram-Channel. Auch Amira postete einen entsprechenden Beitrag.
Nun ist es nicht unbedingt ungewöhnlich, dass Promis die frohen Neuigkeiten direkt in die Welt hinausposaunen und ihre Baby-Bombe mit ihren Fans teilen. Auch bei ihrer ersten Schwangerschaft hatte Amira (damals noch Aly) im Mai 2019 diesen Weg gewählt und mit einer kleinen Zeichnung die News öffentlich gemacht. Die große zeitgleiche Verkündung im TV blieb im vergangenen Jahr allerdings aus.
In diesem Fall hat das Timing und die Art und Weise der Nachwuchs-Neuigkeit aber ein Geschmäckle. Denn in den vergangenen Monaten hatte Oliver Pocher vor allem damit Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nicht nur die mitunter durchaus fragwürdigen von Influencern beworbenen Produkte zu kritisieren, sondern ihnen auch vorgeworfen, ihre Kinder zum Ankurbeln des Umsatzes zu missbrauchen, indem sie sie öffentlich in ihren Videos zeigten. Besonders Anne Wünsche und Sarah Harrison hatten stark unter Pochers Attacken leiden müssen.
Und da liegt die Doppelmoral des Oliver Pochers: Denn obwohl er seine eigenen Kinder schützt, sie nicht in der Öffentlichkeit zeigt, hat die Ankündigung einer Schwangerschaft in einer TV-Show vor allem zwei Ziele: Möglichst viele Menschen zu erreichen und dafür zu sorgen, dass darüber gesprochen wird. Noch dazu bedeutete der Zeitpunkt einen Bonus für Pocher: Einmal am Donnerstagabend in den Schlagzeilen war die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass noch mehr TV-Zuschauer auf seine neue Show aufmerksam werden würden, die nur einen Tag später auf RTL startete.
Ein Zufall? Wohl kaum. Denn Pocher, der vor 22 Jahren erstmals im Fernsehen auftrat, ist ein absoluter Medien-Profi. Noch dazu braucht es im Showbusiness einen Plan, um dauerhaft im Gespräch zu bleiben, zu groß ist die Konkurrenz. Selbst seinen Dauer-Clinch mit Schlagerbarde Michael Wendler konnte er geschickt für sich nutzen. Und das nicht nur, um die Massen zu unterhalten, sondern auch, um sein eigenes Image aufzupolieren und nebenbei die Quoten seines Haus- und Hofsenders RTL anzukurbeln. Denn den Streit, der auf Instagram begann und in einer Primetime-Show gipfelte, verließ Pocher am Ende als Gewinner. Und das nicht nur nach dem Sieg nach Punkten, den er im TV-Showdown einstrich.
Während der Wendler nur noch selten Spitzen gegen den Comedian abließ, nutzte Pocher das nur langsam abschwelende Interesse, kommentierte süffisant gefühlt jeden Schritt des mittlerweile in zweiter Ehe mit Laura Müller verheirateten Sängers. Den Heiratsantrag hatte Pocher auf Instagram ebenso auseinandergenommen wie den Verlobungsklunker zum Nachkaufen, den das Paar für seine Fans in Produktion gegeben hatte. Nicht zu vergessen die von Pocher mit beworbenen "Egal"-T-Shirts, die den gleichnamigen Wendler-Song persiflieren und für rund 30 Euro erstanden werden können. Immerhin: Den Erlös, so erklärte Olli via Facebook, spende man zur Hälfte an den RTL-Spendenmarathon und "wegen Laura" auch an die Charityorganisation "Ein Herz für Kinder".
Und auch, wenn Pocher mit seinen Auftritten immer mal wieder für Kontroversen oder kleine Skandale gesorgt hat, hat man als aufmerksamer Medienbeobachter nie das Gefühl gehabt, dass ihm die Situation jemals wirklich entglitten ist. Vielleicht sorgt auch sein jungenhafter Charme einer wandelnden Schülerzeitung dafür, das man es dem Olli nie so wirklich böse nehmen kann, selbst wenn er doch mal absoluten Bockmist verzapft. Vergeben und vergessen ist der rassistische Witz auf Kosten von Kim Kardashian und Kanye West auf dem Wiener Opernball 2014, auch, dass er für einen üblen Kommentar gegenüber einer "Wetten, dass...?"-Zuschauerin einst 6000 Euro Schmerzensgeld zahlen musste, interessiert heute kaum noch jemanden.
Für die Baby-News im Hause Pocher interessieren sich die Fans dagegen allemal. Der Comedian sollte sich nun an sich selbst ein Beispiel nehmen und darauf achten, die Schwangerschaft nicht weiter medial auszuschlachten, um im Gespräch zu bleiben. Dem Kind zuliebe. Und seinen eigenen Grundsätzen, die er in seinen Instagram-Videos noch und nöcher gepredigt hat.
(ab)