Die "Dschungelshow" erwischte bei RTL einen langweiligen Start, als zunächst das Trio Frank Fussbroich, Zoe Saip und Mike Heiter ins Tiny House einzog. Viele Zuschauer klagten in den ersten Tagen über mangelnde Unterhaltung und RTL versuchte diese Lücke mit längeren Rückblenden auf frühere Staffeln zu füllen. Dann aber schlug die Stunde von Ex-Playmate Bea Fiedler und plötzlich kam Leben in die Bude.
Innerhalb kürzester Zeit legte die Darstellerin aus der "Eis am Stiel"-Reihe Sex- und Lebensbeichten ab, haderte mit ihrer Nikotinsucht und polterte mächtig herum. Wie auch immer man zur ihr steht, bis hierher war sie die unterhaltsamste Kandidatin der Sendung, was sich auch in den Reaktionen auf Twitter spiegelt. Vom Publikum nach Hause geschickt wurde Bea am Mittwochabend dennoch – wie konnte das passieren?
Nach nur drei Tagen mit Bea Fiedler in der "Dschungelshow" glaubt man als Zuschauer irgendwie, bereits alles über sie zu wissen, gerade was die weniger schönen Seiten ihrer Vergangenheit betrifft. Der nicht vorhandene Kontakt zu ihrem Sohn setzt ihr sichtbar zu, zudem lebt die 63-Jährige heute offenbar in sehr bescheiden Verhältnissen.
Da verwundert es kaum, dass sie sich dauernd in die 80er Jahre zurück träumt. Tränen, Ausraster, pikante Geständnisse ("Da habe ich mich übervögelt"), Bea lieferte eigentlich alles. So mancher Twitter-User kürte sie schon zur Königin.
Aber ist das eine Garantie für eine erfolgreiche Dschungel-Karriere? Anscheinend keineswegs, wie die Anruferzahlen jetzt beweisen. Beas großes Problem könnte sein, dass sie zu schnell zu viel gezeigt hat. Der eine oder andere dürfte sich bestimmt die Frage stellen: Was könnte im echten Dschungelcamp 2022 überhaupt noch neues von ihr kommen? Auch bei einem Format wie diesem, das nach Meinung vieler auf Eskalation geradezu ausgelegt ist, scheint es so etwas wie eine Obergrenze der Unterhaltungsgier zu geben.
Rund um das Dschungelcamp kursieren seit der ersten Staffel diverse Annahmen und Vorwürfe. RTL wolle dem Publikum möglichst viel Elend präsentieren und beute seine Kandidaten aus, heißt es oft. Nicht umsonst sind die Teilnehmer zumeist C- oder gar D-Promis: Sie brauchen das Geld, weil ihre besten Jahre entweder weit hinter ihnen liegen oder sie nie wirklich groß waren. Jede Aufmerksamkeit ist ihnen recht.
Nach diesen Maßstäben ist Bea Fiedler eigentlich prädestiniert für die Show. Einerseits unterhält sie dadurch, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt, andererseits bietet sie eine dieser tragischen Geschichten des Scheiterns, die angeblich doch so gern gesehen sind.
Die Erkenntnisse, die das Dschungelcamp beziehungsweise auch die "Dschungelshow" tatsächlich liefert, sprechen mitunter aber eine ganz andere Sprache. Mit Mike Heiter zum Beispiel kam erst diese Woche ein Kandidat als erster seiner Gruppe weiter, der als Typ eigentlich vollkommen langweilt, das aber mit Einsatz und Erfolg in den Prüfungen ausglich. Abseits dessen fiel er kaum auf und wenn, dann durch Höflichkeit oder einfach dadurch, dass er ziemlich "normal" ist.
Auch Lars Tönsfeuerborn aus Beas Gruppe war der mit Abstand Unscheinbarste seines Teams und gewann die Sympathien. Dass Freundlichkeit siegen kann, zeigt sich zudem am amtierenden Dschungelkönig Prince Damien. Er hatte stets ein Lächeln auf den Lippen, strahlte eine positive Energie aus, die sich auf seine Mitcamper übertrug. Ganz Ähnliches gilt für Ross Antony, den Sieger von 2008. Bea Fiedler ist der absolute Gegenentwurf dazu.
Wirklich vergleichbar ist sie aber auch nicht mit etwa Désirée Nick, Extrovertiertheit hin oder her. Diese begeisterte nämlich vor allem, weil sie oft über den Dingen zu stehen schien und bei den Prüfungen Maßstäbe setzte. Sie zeigte, was eine Diva ausmacht, erntete Bewunderung statt Mitleid. Bea Fiedler hingegen weckt zumindest bei mir den Wunsch, sie für eine Weile in Watte zu packen – insbesondere, nachdem RTL sie trotz ihrer Alkohol-Vergangenheit auch noch mit Wein provozierte.
Somit erfüllt sie lediglich das Klischee des perfekten Dschungelcamp-Kandidaten, welches in der Show bei genauerer Betrachtung jedoch schon mehrmals widerlegt wurde. Permanenter Elendstourismus vor laufenden Kameras ist offenbar gerade nicht das, was die Mehrheit schätzt.
Für Bea ist ihr vorzeitiges Ausscheiden aus der "Dschungelshow" sicherlich ohnehin das Beste. Die Bedingungen im Tiny House sind weitaus weniger prekär als im Australien-Format und dennoch ließ sie schon ein kurzzeitiger Zigaretten-Mangel an die Decke gehen. In ihrem Fall gilt definitiv: Wir haben genug gesehen.