Eher überraschend kündigte RTL im Mai an, eins seiner Sorgenkinder doch noch mal im TV zu zeigen, und das sogar zur besten Sendezeit: Die dritte Staffel der Reality-Show "Prominent getrennt" war zuvor größtenteils aus dem TV verbannt und zur Streaming-Serie "degradiert" worden. Denn auf RTLs Streamingdienst RTL+ lief das Format sehr gut – im Kontrast zu den zuvor verlässlich schwachen TV-Quoten
Entsprechend fand "Prominent getrennt" jahrelang entweder im Spätabendprogramm oder auf der Streamingplattform statt. Seit dem 20. Juni aber zeigt der Sender die dritte Staffel jeweils donnerstags ab 21 Uhr in Doppelfolgen.
Was genau hinter der Entscheidung steckte, ist nicht ganz klar. Womöglich suchte RTL lediglich nach einer Möglichkeit, einen Programmplatz zu füllen, der ohnehin verloren war. Auf die Sendung selbst kam es wohl gar nicht an. Jedenfalls bestätigen sich nach zwei Sendeblöcken sogar die schlimmsten Quoten-Befürchtungen.
Aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schalteten nur 450.000 Menschen bei "Prominent getrennt" ein, berichtet "DWDL". Im Laufe des Abends sank das Interesse auf 230.000 Zuschauer:innen. Für eine Abendsendung bei RTL sind das desaströse Zahlen. RTL unterbietet auf den Abendsendeplätzen selten die 1-Million-Marke.
Noch erschreckender: Das war schon eine Steigerung. Vergangene Woche schauten laut "DWDL" immerhin bis zu 310.000 Menschen zu. Der Grund: Am Donnerstag und am Freitag pausiert die EM 2024 erstmals seit dem Turnierstart. Dass es trotz fehlender Konkurrenz nicht noch besser lief für die Reality-Show, ist bedenklich, aber eben auch erwartbar.
Die EM 2024 in Deutschland ist ein absoluter Quotenmagnet. Während des Turniers wird Fußball zum sozialen und popkulturellen Massenereignis, das auch Menschen anzieht, die sonst wenig mit dem Mannschaftssport anfangen können.
Das ist nicht nur bei den Deutschland-Spielen so. Auch Partien wie Belgien gegen die Ukraine und England gegen Slowenien bescheren den übertragenden Sendern Traumquoten.
Was soll ausgerechnet "Prominent getrennt" dagegen schon ausrichten? Zumal unter erschwerten Bedingungen? Die Show kommt bei RTL direkt nach dem "RTL EM-Studio". Das Fußballmagazin läuft während des Turniers täglich von 20.15 Uhr bis 21 Uhr, die Stefan Raab-Produktion belegt also stets einen Teil der Primetime, wodurch nachfolgende Sendungen es noch schwerer haben als ohnehin schon.
Dazu kommen die, natürlich, ebenfalls schwachen Einschaltquoten des "RTL EM-Studios". "Prominent getrennt" darf also nicht mal auf Zuschauer:innen hoffen, die aus schlichter Trägheit den Kanal nicht wechseln.
Unter den Voraussetzungen gehen die Zahlen von "Prominent getrennt" fast schon als Erfolg durch. Aber wirklich nur fast.