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"Zervakis & Opdenhövel. Live": ProSieben Moderatorin hat Seh-Probleme bei Premiere

Präsentieren jetzt ein wöchentliches Magazin auf ProSieben: Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel
Präsentieren jetzt ein wöchentliches Magazin auf ProSieben: Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel bild: screenshot prosieben
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Premiere von "Zervakis & Opdenhövel. Live.": Moderatorin hat Probleme mit den Augen

14.09.2021, 06:2214.09.2021, 15:35
Dirk Krampitz
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RTL und ProSieben sind mittendrin in ihrer News-Offensive. Mitte August feierte Jan Hofer auf RTL Premiere mit seiner Sendung "RTL Direkt", nun hat hat Hofers ehemalige Tagesschau-Kollegin Linda Zervakis mit ihrem neuen Magazin "Zervakis & Opdenhövel. Live." nachgezogen.

"Schön, dass sie uns reingelassen haben“, sagt Linda Zervakis zu Beginn, "der Montagabend hat ein neues Klingelschild." Matthias Opdenhövel witzelt über ihren Sendeplatz, Montag um 20.15 Uhr: "Ein Nerd mit Brille und eine coole Frau", viele Zuschauer würden sich wohl sagen: "Diese Folge von 'The Big Bang Theory' kannte ich noch nicht."

Das Magazin der beiden ist eine bunte Mischung aus Themen und Formaten. Es erinnert ein bisschen an "Stern TV", wo es auch oft Reportagefilme und anschließende Studiogespräche gibt. Bei Zervakis und Opdenhövel sind die Reportagen jedoch auffällig lang. Und, zumindest in der ersten Ausgabe, gibt es auch keine Selbsterfahrungs-Drehs oder Verbrauchertipps.

Die afghanische Sängerin Aryana Sayeed musste vor den Taliban fliehen.
Die afghanische Sängerin Aryana Sayeed musste vor den Taliban fliehen.bild: screenshot prosieben

Als erstes steht die afghanische Sängerin Aryana Sayeed im Mittelpunkt, die nach der Machtergreifung der Taliban fliehen musste. "Ich bin alles, was sie hassen. Ich wusste, wenn sie mich erwischen, überlebe ich das nicht." Sieben Geistliche haben eine Fatwa über sie verhängt. "Sie wollen mich tot sehen, weil ich ein Idol für die Frauen in Afghanistan bin", sagt Sayeed. Die Frauen dort sollen nicht so selbstbewusst werden wie sie.

"Afghanische Frauen sollen keine Stimme haben, sondern sie sollen Kinder auf die Welt bringen wie eine Maschine."
Aryana Sayeed

Ausreisen konnte sie nur, weil sie, die auch in schon England und der Türkei gelebt hat, auch einen englischen Pass hat. Auch, wenn sich die Taliban derzeit freundlicher geben, steht für sie fest: "Das sind die Taliban von vor 20 Jahren, da gibt es keinen Unterschied. Afghanistan ist im totalen Chaos, es sind schlimme Zeiten."

Die Journalistin und Aktivistin Düzen Tekkal subsummiert: "Es kommt mir vor wie ein déjà-vu. Wir sind wieder an dem Punkt, wo wir vor 20 Jahren waren." Sie wünscht sich eine "menschenrechtsgerichtete Außenpolitik der EU". Das heißt: "Dass das Geld nur fließt unter Einhaltung von Frauen und Menschenrechten." Sonst solle Europa den Geldhahn zudrehen. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass dann die Türkei oder Pakistan Unterstützung leisten würden.

Als das Licht im Studio dunkler wird und es nach 45 Minuten in die erste Werbung geht, hört man die beiden Moderatoren gerade noch "oh oh" rufen. Und man fragt sich: warum? Lief doch alles bestens. Und die Platzierung der Werbung ist auch äußerst dezent und für ProSieben-Verhältnisse geradezu sparsam: Die zweite Werbepause kommt nach 70 Minuten, die letzte nach 104 Minuten.

Kubicki und Heil fahren Taxi

Wolfgang Kubicki trifft Wähler in einem Taxi-Van.
Wolfgang Kubicki trifft Wähler in einem Taxi-Van.bild: screenshot prosieben

Danach geht es weiter mit zwei vorher aufgezeichneten Taxifahrten: Wolfgang Kubicki und Hubertus Heil treffen Wähler und fahren mit ihnen im Taxi-Van durch Berlin. Eine Wählerin fragt Kubicki nach seiner Wahl für die Kanzlerschaft. Der Oppositionsplatzhirsch poltert los: "Da fällt mir keine ein. Das ist ja das Bedauerliche, dass unser politisches Personal durch die Bank weg nicht mehr den Eindruck vermittelt, erste Wahl zu sein."

SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil muss sich danach für die bisher schleichende Energiewende rechtfertigen. "Es ist nicht so, dass wir nichts getan haben", sagt er. Er gibt aber auch zu, dass noch viel zu tun ist. Als nächstes fragt er einen DJ, ob er festangestellt oder frei ist, mit einem Studenten diskutiert er übers bedingungslose Grundeinkommen. Heil ist mehr fürs soziale Bürgergeld. Für ihn sei Einkommen mit Arbeit verbunden. "Und ich glaube, dass für den Zusammenhalt einer Gesellschaft Arbeit noch ganz, ganz wichtig ist."

Bei Blunt wird Zervakis zum Fangirl

Mit Matthias Opdenhövel muss sich James Blunt im Maßkrugtemmen messen.
Mit Matthias Opdenhövel muss sich James Blunt im Maßkrugtemmen messen.bild: screenshot prosieben

Aus München, der "Mothercity of Weißbier" (Opdenhövel), wird das Magazin gesendet. Und so sprechen die Moderatoren mit dem Sänger und Pub-Besitzer James Blunt ("The Fox & Pheasant" im Londoner Stadtviertel Chelsea) über Corona, Bier und ein bisschen über Musik. "Der Bierkonsum scheint nicht auf deinen Körper auszuwirken, was ist das Geheimnis, please", schmeichelt Zervakis. Danach kommt noch der Biertest: Weißbier, Altbier, Pils blind erkennen, Zervakis gegen Blunt. Sie erkennen alle beide alle drei. Beim Biertrinken fällt Zervakis ein bisschen in die Mädchenrolle und wird zum Fangirl: "Soll ich was verraten, James, ich mag gar kein Bier." "James, wir sollten einfach mal öfter Bier miteinander trinken." "Ich kann morgen darüber berichten, welches Bier den dicksten Kopf macht."

Opdenhövel tritt gegen Blunt im Bierkrugstemmen an. Die Zuschauer können über die ProSieben-App Fragen stellen. Es kommt wenig Interessantes: "Warum lassen Engländer eigentlich immer den Schaum auf dem Bier weg?" (Machen sie nicht, findet Blut). "Welche Musik hörst Du selbst privat?" (keine.) Dann hat Blunt erstmal Pause, bis er am Ende seine neue Single "Love under Pressure" performt. Insgesamt hätte sich diese schale Nummer wohl besser am Ende gemacht.

Die Ablesepanne

Linda Zervakis muss sich hinknien, um die Zuschauerfragen lesen zu können.
Linda Zervakis muss sich hinknien, um die Zuschauerfragen lesen zu können.bild: screenshot prosieben

Immer wieder kommt es vor, dass die Brillenträgerin Linda Zervakis, die im TV eigentlich auf Kontaktlinsen setzt, die Augen zusammenkneift und versucht, vom Monitor zu lesen, sie kniet sich sogar hin. "Die jugendliche Moderatorin mit ihrer Sehschwäche", witzelt die 46-Jährige. "Willst du meine Brille?", scherzt Opdenhövel. Man fragt sich, ob sie die Sendeabläufe vorher nie geprobt haben. Und beim Teleprompter der Tagesschau ging's doch auch irgendwie. Aber ansonsten: Die beiden harmonieren gut. Als er einmal beim Übersetzen einer Frage kurz hängt, springt sie nahtlos ein.

Ein vielseitiges Willkommen

Zur Sendung gehört auch eine Kurz-Rubrik, in der die Topthemen von Social Media zusammengefasst werden. In dieser Woche: die Nationalmannschaftserfolge von Hansi Flick, Keanu Reeves' "Matrix 4" sowie die Hausdurchsuchung nach dem Tweet "Du bist so 1 Pimmel" an den Hamburger Innensenator. ProSieben-Veteran Mathias Opdenhövel nutzt die Rubrik für einen ironischen Kommentar:

"Matrix, Hansi, Pimmel – willkommen bei ProSieben, Linda."
Matthias Opdenhövel
Die Hildebrandts sind mit ihrem schlammigen Hab und Gut im Studio zu Gast.
Die Hildebrandts sind mit ihrem schlammigen Hab und Gut im Studio zu Gast.bild: screenshot ProSieben

Am Ende wird es nochmal ernst. Nach einer Welle der Aufmerksamkeit sei das Thema nun selbst "von den Nachrichten weggespült", sagt Opdenhövel über die Flut. Sie wollen aber nochmal nach dem Stand schauen. Und besuchen Familie Hildebrandt aus Bad Heppingen, die ihr Haus noch immer vom Schlamm befreit. Als die Flut kam, wollten sie mit Kind und Katze unterm Arm mit dem Auto flüchten, eine Nachbarin hat sie dann in den zweiten Stock gerufen und vom Balkon sahen sie dann, dass das Auto bis zu den Türen im Wasser stand. "Das Wasser kam in einem Schwung", erinnert sich Verena Hildebrandt. "Wir haben einfach Glück gehabt, dass wir noch leben, ist einfach so", meint sie. Ihre Sachen sind fast alle kaputt oder weg. Am Ende gibt es von ProSieben für die Tochter ein neues rosa Mädchenzimmer. "Ein bisschen Normalität , die wir euch zurück schenken wollen." Normalität ist für sie auch die Rückkehr in ihr Haus.

Obwohl es ja auch weitere Überschwemmungen geben kann. "Es ist nun einmal unser zu Hause", sagt er. "Wo will man sonst hin?", fragt sie.

Das Fazit

Am Ende wendet sich Opdenhövel Zervakis zu: "Linda, das war es. So schnell ist die erste Sendung rum." Sie hingegen gesteht: "Ich bin erleichtert. Zwei Stunden live ist was anderes als 15 Minuten."

Es war eine gelungene Premiere. Die beiden harmonieren gut als Moderationspaar. Die Beiträge waren gut und auffällig lang. Kleine Kritik: Die nachfolgenden Studiogespräche haben dann, abgesehen von der emotionalen Vertiefung, nichts Neues gebracht, sondern eher die Inhalte der Beiträge wiederholt. Aber die Moderatoren haben souverän durch die Sendung geführt, einzig beim betont lockeren Promi-Interview-Teil sollten sie vor dem nächsten Mal am Konzept arbeiten. Wenn die Quoten stimmen und ProSieben Geduld beweist, könnte da eine Konkurrenz für "Stern TV" heranwachsen.

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