Weltweit haben sich inzwischen über 180.000 Menschen nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Auch in Deutschland nimmt die Ausbreitung rasant zu. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt regelmäßige Handhygiene – und einen Mindestabstand von ein bis zwei Metern zwischen Personen.
In der letzten Talkshow von Anne Will sorgte genau diese Empfehlung für Verwirrung. Ärztin Claudia Spies erklärte in der Sendung am Sonntagabend noch einmal die Verhaltensregeln, die Menschen am besten vor einer Infizierung mit dem Coronavirus schützen. Das Wichtigste sei dabei der geforderte Sicherheitsabstand zwischen Personen.
Bei Anne Wills Studiogästen stimmte der schon mal nicht. Als Spies dies anmerkte, erklärte die Talkmasterin lediglich: "Wir rücken auseinander."
Doch wie gehen in Zeiten der Corona-Krise andere Talkformate und Sender mit der Thematik um? Werden die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts eingehalten? Muss die Produktion Einschränkungen in Kauf nehmen? Watson hat mit den Verantwortlichen der großen Talkshows gesprochen.
Die NDR-Redaktion ordnete gegenüber watson die Sitz-Debatte aus der vergangenen Sendung folgendermaßen ein:
Aus der in der Sendung entstandenen Situation habe man seine Schlüsse gezogen und werde die Gäste im Studio künftig anders platzieren. Die Sprecherin erklärt:
Durch die Baumaßnahmen müsse die Sendung die Gästeanzahl nicht zwangsweise verringern. Und weiter:
Darüber hinaus habe es schon immer Hygienevorschriften im Studio gegeben. "Auf die durch Covid-19 ausgelöste besondere Situation weisen wir bei unseren Sendungen schon seit Wochen sowohl Gäste als auch Kollegen schriftlich und verbal verstärkt hin", so die Pressesprecherin.
Zudem würde die ARD "Anne Will" bereits seit dem 15. März ohne Publikum senden – normalerweise sitzen 100 Menschen im Studio.
Bei den Talkshows "Maischberger" und "Hart aber fair", die in der ARD zu sehen sind, hat die Produktion die Sicherheitsabstände bereits deutlich vergrößert. Eine WDR-Sprecherin sagte watson: "Bei 'Hart aber fair' saßen am Hauptpanel, an dem normalerweise bis zu sechs Personen sitzen, nur drei Gäste. Drei weitere Gäste wurden ebenfalls mit deutlichem Sicherheitsabstand an anderer Stelle im Studio positioniert." Und weiter:
Demnach hätten die Redaktionen bereits deutliche Veränderungen am Set vorgenommen. Weitere mögliche Änderungen werden derzeit diskutiert. Auch die Hygienevorschriften werden bei beiden Talkformaten nun angepasst:
Die nächste MDR-"Riverboat"-Sendung, die am 20. März ausgestrahlt wird, wurde bereits am 11. März aufgezeichnet. Aus diesem Grund werden TV-Zuschauer die Show auch noch mit Publikum sehen, teilte eine Sendersprecherin watson mit. Der Grund: Zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine Beschränkungen hinsichtlich Personenzahl im Studio oder gar einen Mindestabstand gegeben.
Die Sprecherin gibt weiter an: "Ob und wie wir am 27. März eine Talkshow produzieren, wird gerade geprüft. Auf jeden Fall werden wir im Produktionsfall einen Mindestabstand von zwei Metern [zwischen den Gästen] einhalten."
Eine finale Entscheidung des MDR werde es je nach aktueller Lage geben. "Generell halten wir bei Studioproduktionen die Hygienevorschriften und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts ein."
Auch beim ZDF gelten ähnliche Regelungen. Ein Sendersprecher erklärte watson: "Bei unseren aktuell produzierten Talksendungen reduzieren wir die Anzahl der Gesprächsgäste so, dass der empfohlene Mindestabstand eingehalten werden kann." Und weiter:
Zudem würden die derzeit allgemein empfohlenen, erhöhten Hygienevorschriften sowohl im Studio als auch in den angrenzenden Bereichen gelten.
Die älteste deutsche Talkshow "3 nach 9" bewertet die Situation im TV-Studio aufgrund der neuen Lage ebenfalls wieder neu. Ein NDR-Sprecher sagte watson: "Angesichts der Corona-Krise sind wir gerade dabei, die '3 nach 9'-Sendung am 20. März neu auf- und zusammenzustellen."
Dabei spiele die Sicherheit der Gäste und der Kollegen die wichtigste Rolle. Die Talksendung finde nun ohne Publikum statt, der Abstand zwischen den Gästen und Moderatoren werde vergrößert und das Produktionspersonal werde auf ein Minimum reduziert. Mit seinen Entscheidungen orientiere sich der Sender an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der zuständigen Behörden.