"How To Sell Drugs Online (Fast)", die neueste deutsche Serie auf Netflix, hat einen sperrigen Namen für ein simples Thema: Online Drogen verticken. Die auf wahren Begebenheiten basierende Serie über einen Leipziger Schüler, der mit 17 Jahren 900 Kilogramm Drogen übers Internet vertickte und dafür für sechs Jahre eingebuchtet wurde (Stichwort: "Shiny Flakes"), ist seit dem vergangenen Freitag online.
Damit die Geschichte drumherum jedoch reicht, um eine mehrteilige Serie zu produzieren, muss mehr Inhalt her. Der wurde entwickelt und geschrieben von Philipp Käßbohrer, Stefan Titze, Sebastian Colley, Valerie Lasserre, Julian Gaupp-Maier, Felix Charin und Matthias Murmann.
Die Koordinaten "50 Grad, 57 Minuten, 10 Sekunden Nord" bekommt Hauptfigur Moritz von seinem Darknet-Kontakt. An dieser Stelle sollen ihm Drogen übergeben werden. Ich habe mich gefragt: Wo würde man hinkommen, wenn man diesen Koordinaten folgen würde. Und jetzt ratet, wo ich (virtuell) gelandet bin:
Von hier aus wurde die Serie produziert. Wer Jan Böhmermann regelmäßig in seinem Podcast mit Olli Schulz zuhört, kennt den Namen. Die Produktionsfirma steckt beispielsweise auch hinter dem Spiel "Trüberbrook", der Dokureihe "Docupy" und dem "Neo Magazin Royal".
Moritz scrollt an einer Stelle in der vierten Folge auf seinem Handy durch den Instagramaccount von Daniel, der dort ein Foto mit Moritz' Ex Lisa gepostet hat. Die Follower rasten auf das Foto aus. Doch wer sind die Follower, die da so fleißig kommentieren?
Autoren und Produzenten der Serie!
Seit "Game of Thrones" wissen wir alle, dass Showrunner federführend für Serien verantwortlich sind, aber auch gerne mal eine Cameo hinlegen. Wenn David Benioff, D. B. Weiss, die Showrunner von "GoT", nicht gerade von der ganzen Welt gehasst werden würden, könnte man sagen: Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann haben sich ein Beispiel an ihnen genommen und sich in die Show geschmuggelt. Na ja, gemacht haben sie es jedenfalls und zwar in der Szene, in der Moritz mit einer Mitfahrgelegenheit aus Rotterdam zurückfährt.
Na, erkennt ihr ihn? Oliver Marc "Olli" Schulz aka der Witzige von Joko und Klaas.
Er taucht in Folge fünf gleich mehrmals auf. Er spielt den Onkel von Gerda, einen Clubbesitzer. Aber eigentlich spielt er sich selbst: Wer Olli aus Podcast und Fernsehen kennt, der wird mit Sätzen wie "Ey Gerda, echt jetzt, mit so 'nem Eimer machst du rum?!" und "Was ist denn mit Dan eigentlich, der sieht doch ganz geil aus, oder?" belohnt. Wer das nicht mag, kann vielleicht nachvollziehen, warum Gerda sich anschließend eine Überdosis MDMA verpasst. Ich finde jedoch, dass ihm die Rolle irgendwie wie auf den Leib geschneidert ist.
Den feschen Polizisten, der da nachts noch in voller Uniform am Schreibtisch sitzt und nach Drogen googelt, den kennen wir doch! Das ist natürlich Florentin Will! Auch bekannt als "Beefträger", "Viral oder Egal"-Spieler und "Rage of Empires"-Zocker.
Unter dieser URL verkauft Moritz im Clearnet Drogen. Doch was, wenn wir diesen Link in unseren Browser eingeben? Tja, wir landen hier:
"Okay Marius, wir sehen schon, dir sind die Themen ausgegangen und du ziehst das hier unnötig in die Länge." – sagt niemand jemals. ABER: Ich dachte mir das gerade. Wirklich spannend ist an diesem Bild auf den ersten Blick nichts. Zoomt man aber an die Sticker ran, wird die von der Produktionsfirma "Bildundtonfabrik" versteckte Message sichtbar:
Wer jetzt traurig ist und eine Abhandlung über Jonathan Frakes erwartet hat, der in der Serie mitspielt: Sorry. Aber Florentin Will ist der bessere Jonathan Frakes und außerdem ist das keine Cameo sondern eine ernsthaft gespielte Rolle. SO.
Bleibt nur noch zu sagen: Eine weitere deutsche Serie, die die eingestaubte deutsche Serienlandschaft nach vorne bumst – vor allem visuell.