Was passiert, wenn sich eine junge Autorin entscheidet, für ihre Recherche selbst als Sexarbeiterin aktiv zu werden? In "La maison – Haus der Lust" geht es genau um diese Frage.
Der Film basiert auf dem autofiktionalen Roman "La Maison" von Emma Becker, die ihre eigenen Erfahrungen in einem Berliner Bordell verarbeitet hat.
Die Hauptfigur Emma (gespielt von Ana Girardot) nennt sich in ihrem neuen Beruf Justine und lässt sich auf ein Leben ein, das zwischen Neugier, Intimität und moralischer Zerrissenheit pendelt.
Anfangs arbeitet Emma in einem anonymen Etablissement, später zieht sie in das titelgebende La Maison – ein fast heimelig wirkendes Freudenhaus irgendwo in Westberlin, zwischen Kirche und Grundschule.
Die Frauen dort, darunter Rossy de Palma, wirken wie eine Ersatzfamilie. Es wird geraucht, geplaudert, gekocht. Die Freier sind eher unauffällige Männer, die Nähe suchen.
Trotz zahlreicher expliziter Szenen verliert der Film nie den Fokus auf die Perspektive der Frauen. Sexualität wird als Teil der Arbeit dargestellt. Dabei vermeidet der Film allzu bekannte Erzählmuster. Es geht weder um Absturz noch um Erlösung.
Doch die Erzählweise bleibt ambivalent. Zwar zeigt "La maison", dass Sexarbeit auch selbstbestimmt sein kann, lässt dabei aber strukturelle Probleme außen vor.
Emmas Gefühl der Kontrolle wirkt spätestens dann fragil, wenn sie mit gewaltbereiten Freiern konfrontiert wird. Ihre scheinbare Autonomie entpuppt sich als brüchig, ohne dass der Film diese Widersprüche konsequent auflöst.
"La maison" bietet einen ungewohnten, fast dokumentarischen Zugang zum Thema Prostitution. Doch gerade durch seine Zurückhaltung wirft der Film Fragen auf, wie etwa die, wo eigentlich Ausbeutung beginnt.
"La maison – Haus der Lust" ist noch fünf Tage lang im Abo von Amazon Prime Video erhalten. Der Film verschwindet somit am 19. Juni 2025.