Letzte Woche startete "Kraven the Hunter" in den deutschen Kinos. Quasi parallel zum Start wurde bekannt, dass die Reihe, in der der Marvel-Film existiert, wohl enden wird. Sagen wir es so: "Kraven" machte allen Beteiligten den Abschied leicht.
Die Kritik konnte, wie erwartet, nichts mit dem Film anfangen, in dem Aaron Taylor-Johnson den Sohn eines toxischen Großwildjägers (Russell Crowe) spielt. Bei einem Löwenangriff mischt sich das Blut des Helden mit dem eines übergroßen Löwen. Fortan besitzt er Raubtierfähigkeiten, die er zum Tierschutz einsetzt.
Alles ganz cute eigentlich, aber selbst wenn "Kraven" ein besserer Film geworden wäre, hätte er an den Kinokassen wohl keine Chance gehabt. Denn der Superhelden-Film gehört zum Marvel-Universum von Sony, das nichts mit dem ebenfalls kriselnden, aber weitaus populäreren MCU von Disney zu tun hat. Dem Sony-Universe hing stets der Ruf an, die eher zweitklassigen Held:innen zu versammeln (was mit einer komplizierten Rechtesituation zu tun hat).
So kam bei "Kraven" jedenfalls eine fatale Mischung zusammen:
Das Ergebnis kann sich, nun ja, sehen lassen ...
In den USA legte "Kraven" zum Abschluss den schlechtesten Start eines Films aus der Sony-Reihe hin. Er spielte dem "Hollywood Reporter" zufolge in den USA lediglich 11 Millionen US-Dollar ein und damit nochmal vier Millionen weniger als "Madame Web" am ersten Wochenende schaffte. Weltweit sind es bislang 26 Millionen US-Dollar, bei einem Budget von angeblich 110 Millionen US-Dollar
"Kraven" zementiert damit die Bilanz einer fragwürdigen Blockbuster-Reihe mit noch fragwürdigerer Strategie.
Insgesamt erschienen seit 2018 sechs Marvel-Filme im Sony-Universum:
Wirklich erfolgreich und beliebt sind nur die drei "Venom"-Filme mit Tom Hardy, die dank ihres Hauptdarstellers immerhin unterhaltsames Schauspielerkino boten. Die drei übrigen Filme ließen Kritik und Fans teils ratlos zurück.
Die Regisseur:innen schienen wenig Einfluss auf die Gestaltung ihrer Werke gehabt zu haben, legte etwa ein Interview mit "Morbius"-Macher Daniel Espinosa nahe. Geleitet von einer spöttischen Meme-Kampagne, brachte das Studio den Film seinerzeit kurzzeitig zurück in die Kinos, wo er erneut floppte. Bis heute beteuert Sony allerdings, mit "Morbius" in den grünen Zahlen gelandet zu sein.
Es halten sich die Gerüchte, Sony habe die Filme lediglich gedreht, um die Rechte an den Marken nicht zu verlieren und war an den filmischen Produkten an sich nie interessiert. Womöglich ging es stets nur um wirtschaftliche und qualitative Schadensbegrenzung.
Und erfolgreich war das Universum ja auch, irgendwie. Immerhin rund zwei Milliarden US-Dollar spielten die sechs Filme weltweit insgesamt ein, wobei ein Großteil auf die "Venom"-Teile entfiel. Tom Hardy gab im November seinen Abschied, womit das Konstrukt seine einzige Zeltstange verlor.
Ob das letztlich ausschlaggebend dafür war, die Reihe komplett einzustellen, ist unklar. Das Branchenmagazin "The Wrap" berichtete vergangene Woche über die Entscheidung, offiziell bestätigt ist sie noch nicht.
In dem Bericht stellt ein Sony-Insider der eigenen Strategie bei der Produktion der Filme ein verheerendes Zeugnis aus: "Das größte Problem scheint die mangelnde Qualitätskontrolle zu sein. Die Filme sind einfach nicht gut". Und: "Manchmal trifft diese mangelnde Qualität auf einen Film, den niemand gewollt hat, was bei 'Madame Web' der Fall war."
Das klingt, als wäre das Ende des Universums eine Erlösung für alle: Fans, Kritiker und das Studio selbst.