Laut Netflix schlug "Stranger Things 3" alle Streamingrekorde der amerikanischen Plattform. Fair enough, denn der dritte Teil der Serie ist wirklich sehr, sehr gut geworden. Fans und Kritiker sind sich hier mal einig.
Die Freude über die 3. Staffel wird nur durch ein paar Dinge getrübt, die einfach keinen Sinn ergeben oder Fragen aufwerfen. Keine Angst, das hier wird kein Verriss wie nach jeder einzelnen Folge "Game of Thrones". Aber man wird ja wohl noch Fragen dürfen!
Klar, Hopper ist der Chief und im Dauereinsatz. Doch er hat auch Kollegen. Die scheinen allerdings allesamt im Urlaub zu sein. Geheimdienst? Neeee, es ist ja nur ein Stromausfall in einer Gegend, in der zuvor ein gefährliches GEHEIMDIENSTPROJEKT durchgeführt wurde.
Gibt es keinen Alarm, wenn, naja, ein Monster so groß wie ein Haus durch die Straßen trampelt oder ein Krankenhaus in seine Einzelteile zerlegt wird? Den Tiefschlaf der Bewohner von Hawkins hätte ich gerne.
"Zwei drei Leichen, die auf einer Kirmes herumliegen? Pah, von denen lassen wir uns doch nicht den Spaß verderben!" So müssen die Besucher drauf reagiert haben. Ansonsten macht es keinen Sinn, dass keine Massenpanik ausbricht, als dort Menschen erschossen werden.
Ein Schalldämpfer macht den Schuss leiser, aber die Waffe und den Schützen nicht unsichtbar. Was haben sich die Drehbuchautoren dabei gedacht?
Schon mal von "Plot-Armor" gehört? So bezeichnet man es, wenn Charaktere in Büchern, Filmen oder Serien nicht sterben können, weil sie für die Handlung zu wichtig sind – und seien die Umstände noch so widrig.
Bei "Stranger Things" ist diese "Rüstung" besonders dick. Zwei Beispiele: Das Monster attackiert Hopper, und obwohl das Monster den Kids haushoch überlegen ist, und einfach nur das Dach zum Einsturz bringen müsste, zieht es sich nach ein paar lausigen Gegenattacken so lange zurück, dass alle ins Auto hopsen und wegfahren können. In der Mall angekommen macht das Monster genau das, was es vorher nicht tat: Es bricht durchs Dach durch.
Ein Regen aus Stahl und Glas bricht über die Gang ein – doch niemand wird ernsthaft verletzt. Nichtmal ein Kratzer. Im anschließenden Kampf auch nicht. Das Monster ist eben immer nur so stark, wie man es gerade für die Handlung braucht. Dabei gibt es so viele Charaktere. Warum erwischt es nur Billie, der sowieso schon seit Folge Zwei verschwunden ist?
Anscheinend ist es den Russen gelungen, in Kamtschatka ein Tor zu "Upside Down" zu öffnen. Wie sonst sind sie an einen Demogorgon gekommen? Aber warum wollen sie das überhaupt? Was bringt ihnen ein Wesen, das sie nicht steuern können?
"Da stecken sicher die Russen dahinter!" Im Amerika der 80er-Jahre war das eine gängige und oft auch richtige Theorie. Deshalb passt es ganz gut, dass auch dieser Aspekt der 80er-Jahre auf diese Weise seinen Platz in "Stranger Things" findet. Leider ist den Autoren und Autorinnen dabei die Logik etwas abhanden gekommen.
Denn wie kommen circa 100 Soldaten und nochmal so viel Wissenschaftler, die alle kein Wort Englisch sprechen, unbemerkt in einen Monsterbunker, der ebenfalls unbemerkt gebaut wurde? Und wo schlafen die alle? Auf den Grundrissen der Anlage fehlten circa 20 Baracken. Klar, die Russen stecken hinter der Mall, doch im Amerika der 80er brauchte es deutlich mehr als einen bestochenen Bürgermeister, um unbemerkt Soldaten samt Ausrüstung ins Land zu schmuggeln – vor allem, wenn man dabei nur Russisch spricht.