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Onlyfans: Neue Bonnie-Blue-Doku verstört Zuschauer

Bonnie Blue polarisiert mit ihrem Geschäftsmodell.
Bonnie Blue polarisiert mit ihrem Geschäftsmodell.Bild: bonnie_blue_xox / instagram
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Die neue Bonnie-Blue-Doku verstört gerade ganz Großbritannien

Ein öffentlich-rechtlicher Sender zeigt eine Doku über den Onlyfans-Star Bonnie Blue. Die Darstellerin hatte mit einem Rekord-Video polarisiert und das Internet aufgestachelt. Die Debatte erreicht nun eine neue Öffentlichkeit.
31.07.2025, 13:3031.07.2025, 13:30
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Wer in den letzten Monaten auf X, Reddit und generell viel im Internet (und auf watson) unterwegs war, weiß, wer Bonnie Blue ist. Die Erotik-Darstellerin lieferte sich mit Lily Phillips eine Art Gangbang-Wettstreit. Wer kann in kürzerer Zeit mit mehr Männern schlafen?

Das brachte beiden Frauen enorme Bekanntheit ein, die Follower-Zahlen auf Onlyfans stiegen mit jedem Video. Bonnie Blue (bürgerlich: Tia Billinger) wurde schließlich von der Selfpublisher-Plattform verwiesen. Aber erst, nachdem sie in zwölf Stunden mit 1057 Männern geschlafen und damit wohl einen Weltrekord aufgestellt hatte.

Neue Doku über Bonnie Blues Sex-Rekord

Der Dreh dieses Ereignisses wurde von Dokumentarfilmerin Victoria Silver begleitet, die aus dem Material einen Film mit dem unfassbaren Titel "1,000 Men and Me: The Bonnie Blue Story" machte. Insgesamt sechs Monate war Silver mit Bonnie Blue unterwegs.

Der einstündige Film feierte am vergangenen Dienstagabend in Bonnie Blues Heimatland Großbritannien Premiere – auf dem öffentlichen-rechtlichen Sender Channel 4, den man am ehesten vielleicht mit dem deutschen ZDF Neo vergleichen kann.

So oder so wechselte Bonnie Blue mit der Ausstrahlung der Doku sozusagen von der Parallelrealität des Internets in die echte Welt – in Großbritannien wissen jetzt auch brave Erdkundelehrer:innen, wer Bonnie Blue ist, nicht mehr nur chronicle online Millennials und Gen-Zler.

Und die Debatte um Bonnie Blue wird nun auch im Feuilleton geführt. Der altehrwürdige "Guardian" schrieb eine Kritik zu "1,000 Men and Me: The Bonnie Blue Story" (drei von fünf Sternen).

Der "Telegraph" wohnte der Premiere bei, und traf dort auf Bonnie Blues "stolze" Familie – Mutter, Vater, Großmutter, die angeblich allesamt zum gutbezahlten Team des Porno-Stars gehören. Bonnie Blue soll mit ihren Produktionen über eine Million Euro verdienen. Pro Monat.

Ganz Großbritannien diskutiert über Bonnie-Blue-Doku

Es ist spannend, was die britische Kultur-Presse über Bonnie Blue und ihre Doku zu sagen hat. So schreibt der "Telegraph":

"Bonnie sagt, dass sie ihren Job liebt, und wenn Sie sich auf die Dokumentation einlassen, weil Sie denken, dass sie dies als eine hohle Lüge entlarven wird, werden Sie enttäuscht sein. Es scheint ihr wirklich Spaß zu machen, denn sie zeigt keine Anzeichen eines Traumas nach dem Stunt mit den 1000 Männern."

Das ist eine der wenigen positiven Beobachtungen, die sich in der Debatte finden lässt. Es herrscht größtenteils Entsetzen und Ratlosigkeit. Der Tiefpunkt des Films, so der "Telegraph", sei eine Szene, in der Bonnie Blue "Gaststars" auftreten lässt. "Eine von ihnen ist 21, gibt aber zu, dass sie Abonnenten bekommt, weil sie minderjährig aussieht."

Diese Gast-Darsteller:innen würden nicht bezahlt werden und sie seien sichtlich nervös. "Das fühlt sich furchtbar ausbeuterisch an. Ich weiß, dass Regisseure sich zurückhalten müssen, aber ich hätte gegen den Drang angekämpft, sie in die Arme zu nehmen und nach Hause zu schicken."

Die Zeitung kritisiert auch den Sender Channel 4: "Wenn Sie es wie durch ein Wunder geschafft haben, Ihre Kinder davon abzuhalten, diese Dinge in den sozialen Medien zu sehen, können sie sie jetzt in einem öffentlich-rechtlichen Sender sehen."

Bonnie Blues Auftritt und der unkritische Umgang der Doku damit würden jungen Frauen suggerieren, "dass diese Art von 'Arbeit' keine emotionalen oder physischen Kosten mit sich bringt [...]"

In der Kritik des "Guardian" kommt auch Regisseurin Victoria Silver nicht gut weg. Sie sei unkritisch und "unkonfrontativ", frage nicht nach, wenn offensichtlich dubiose Vorgänge in ihrem Film repräsentiert würden.

Der "Independent" beschreibt hingegen in seiner Review eine Szene in der Doku, die durchaus auf psychische und soziale Abgründe hinweist, die Sexarbeit mit sich bringen kann:

"Wir bekommen einen Blick hinter die Kulissen der 1000-Männer-Challenge. 1600 Kondome und 50 Sturmhauben wurden gekauft, und sie [Bonnie Blue] isst auf halbem Weg einen Doughnut. Und es gibt ein paar seltsam traurige Szenen, in denen Blue uns erzählt, wie wenig Freunde sie hat, während sie mit ihrem 'Live-in-Videofilmer und Kreativdirektor' Josh, der früher mit Heimkindern gearbeitet hat, Puzzles spielt."

Dieser Teil zeigt, wie stigmatisierend Sexarbeit in der Gesellschaft wirken kann, was sich wiederum gleichermaßen in den heftigen Abwehrreaktionen der Debatte abbildet.

Channel 4 reagiert auf Kritik

Auch das Publikum ist von dem Film teilweise verstört, wie "Ladbible" in einer Zusammenstellung kritischer Social-Media-Stimmen darlegt. "Ich bin erst 15 Minuten in dieser Bonnie Blue Dokumentation auf Channel 4 und yeah.... kotze", schreibt jemand bei X.

Die Tatsache, dass Channel 4 als öffentlich-rechtlicher Sender überhaupt einen Film über Pornografie zeigt, wird infrage gestellt. Allerdings wird die Anstalt nicht von öffentlichen Geldern finanziert, anders als etwa BBC. Und Pornografie ist ein realer Teil der Gesellschaft. Ob man das nun will oder nicht.

Gegenüber dem britischen "Mirror" reagierte Channel 4 dennoch mit einem offiziellen Statement auf die Kritik, die von Medien und Publikum gleichermaßen kommt – auch, aber nicht nur von konservativen Stimmen.

"Der Film hinterfragt Tias Methoden und den spaltenden Stil ihrer sozialen Medien und hört sich bei Kollegen und Mitarbeitern um, um ihr polarisierendes Geschäftsmodell zu verstehen."

Die neue Bonnie-Blue-Doku verstört gerade ganz Großbritannien
Ein öffentlich-rechtlicher Sender zeigt eine Doku über den Onlyfans-Star Bonnie Blue. Die Darstellerin hatte mit einem Rekord-Video polarisiert und das Internet aufgestachelt. Die Debatte erreicht nun eine neue Öffentlichkeit.
Wer in den letzten Monaten auf X, Reddit und generell viel im Internet (und auf watson) unterwegs war, weiß, wer Bonnie Blue ist. Die Erotik-Darstellerin lieferte sich mit Lily Phillips eine Art Gangbang-Wettstreit. Wer kann in kürzerer Zeit mit mehr Männern schlafen?
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