Die "Winnetou"-Reihe wurden in den 1960er-Jahren schnell zum Kult. 1962 erschien mit "Der Schatz im Silbersee" zum ersten Mal ein "Winnetou"-Film in den Kinos, schon ein Jahr später legten die Macher noch einmal nach. Bis heute wird der Stoff immer wieder weiterentwickelt, 2022 kam ein Prequel rund um Winnetou und Old Shatterhand heraus.
Zum Jubiläum hatten sich die Rechteinhaber nun etwas einfallen lassen: Der Film "Winnetou – 1. Teil" sollte noch einmal in die Kinos kommen. Wie jetzt bekannt wurde, ist das Projekt aber wohl lange nicht so erfolgreich wie angenommen. Das könnte auch an der anhaltenden Kritik an dem Stoff liegen. Die Kinos ziehen daher offensichtlich Konsequenzen.
Der erste Winnetou-Film "Der Schatz im Silbersee" feierte vor mehr als 60 Jahren Premiere. Nach dem großen Erfolg beim Publikum waren weitere Filme der Reihe schnell beschlossene Sache. Am 11. Dezember 1963 war es dann so weit: Mit "Winnetou – 1. Teil" kam ein weiterer Film in die Kinos. Zum 60. Jubiläum wurde der Film nun noch einmal technisch bearbeitet. Seit Kurzem ist eine Version in 4k verfügbar, die als Blu-ray DVD verkauft wird.
Doch dabei sollte es eigentlich nicht bleiben. Der Berliner Filmverleih "Croco" hatte große Pläne. Er wollte "Winnetou – 1. Teil" auch noch einmal ins Kino bringen. Am 14. Dezember hätte der Film eigentlich deutschlandweit auf der großen Leinwand laufen sollen. Ein einmaliges Event, doch das Interesse der Kinos an dem Klassiker ist offenbar gering. Denn wie "Der Westen" nun berichtet, planen nur wenige Kinos, den Film zu zeigen. Lediglich neun Kinos in ganz Deutschland hätten das Angebot angenommen, schreibt das Portal.
Vor allem im Norden und Westen läuft "Winnetou – 1. Teil" nun doch noch einmal auf der großen Leinwand: In Bergen auf Rügen, Düren, Hamburg, Homburg, Kamp-Lintfort, Lünen, Osnabrück, Preetz und Solingen zeigen einzelne Kinos den Film. Insgesamt sind es also nur neun Kinos, in denen "Winnetou 1" am 14. Dezember zu sehen sein wird.
An "Winnetou" gab es in den letzten Jahren immer wieder deutliche Kritik. Die Bücher seien "rassistisch, deutschtümelnd und frauenfeindlich", heißt es etwa in einem Meinungsbeitrag der "taz".
Als am 11. August "Der junge Häuptling Winnetou" in die Kinos kam, gab es ebenfalls Diskussionen. Obwohl die Deutsche Film- und Medienbewertung das Prequel "Der junge Häuptling Winnetou" mit dem Prädikat "besonders wertvoll" kennzeichnete, schrieb sie in ihrer Begründung, dass ein Teil der Jury den Film vehement abgelehnt habe, berichtet "RND".
"Nach ihrer Meinung ist es in unserer Zeit nicht mehr zulässig, einen Film und im Besonderen einen Kinder- und Jugendfilm im Geist der mythisch aufgeladenen und sehr klischeehaft darstellenden Karl-May-'Folklore' zu realisieren", hieß es dort demnach.
Tyrone White, ein im Rheinland lebender Indigener, kritisierte, dass Filme wie "Der Junge Häuptling Winnetou" die Geschichte der indigenen Völker Amerikas trivialisieren würden. "Das ermöglicht den nicht indigenen Menschen, uns weiterhin als Fantasiefiguren zu betrachten", sagte er laut der "Zeit".
In den deutschen Kinos rechnet man nun offenbar damit, dass das Publikumsinteresse an den Filmen nach den Diskussionen der Vergangenheit nicht mehr allzu groß ist – oder, dass sich Fans der Reihe den Film lieber auf dem heimischen Sofa ansehen.