Es gibt Filme, über die sagt man gerne, dass sie "eine Konversation anregen". Das trifft auf "The Apprentice" mehr zu als auf die meisten anderen Filme, die dieses Jahr in die Kinos kamen. "The Apprentice" beschäftigt sich mit dem Leben von Donald Trump. Er konzentriert sich auf jenen Teil der Trump-Biografie, der den einstigen Immobilienmogul zu dem Menschen prägte, der nun seine zweite Präsidentschaft antreten wird.
Das Marketing-Team von "The Apprentice" war sich der Wirkung des Werks natürlich bewusst, der Kinostart lag nur wenige Tage vor der US-Wahl. Sehr viel gezielter kann man einen politischen Film nicht platzieren.
Wie gesagt: Es sollte über "The Apprentice" gesprochen werden und das auch unbedingt im Kontext seiner Zeit. Nun bringt der Film ausgerechnet Hollywood-Stars zum Schweigen.
Die Interview-Reihe "Actors on Actors" existiert seit zehn Jahren. In der Gesprächsreihe, die von dem Branchen-Magazin "Variety" gegründet wurde, fragen sich Hollywood-Stars gegenseitig über ihre Rollen aus. Auch Sebastian Stan, der in "The Apprentice" Donald Trump spielt, wurde für die Talk-Runde angefragt.
Allerdings konnte die Konversation aus einem bemerkenswerten Grund nicht stattfinden: Es fand sich schlicht kein Schauspieler und keine Schauspielerin, die zu einem Gespräch über "The Apprentice" bereit war.
Bei einer Fragerunde umriss der Darsteller das Problem laut "Guardian" so:
Die Schuld sieht Stan nicht bei seinen Kolleg:innen, sondern bei deren PR-Vertretung, also jenen Menschen, die sich um das öffentliche Image ihrer Schützlinge sorgen: "Wir kamen nicht an ihren Agenten vorbei."
Der stellvertretende Chefredakteur von "Variety" bestätigte die Geschichte gegenüber dem "People"-Magazin:
Amerikanische Medien beobachten unter Prominenten in den USA eine neue Akzeptanz hinsichtlich Donald Trump. Was im Umkehrschluss bedeutet: Es wird riskanter für Stars, sich kritisch über den kommenden Präsidenten und die "Make America Great Again"-Bewegung zu äußern.
Das sieht auch Sebastian so: "Ich glaube, dass wir dann den Kampf verlieren. Denn wenn es wirklich so kommt und eine Angst oder ein Unbehagen, darüber zu sprechen, entsteht, dann werden wir wirklich ein Problem haben."
"The Apprentice" hatte es schon vor seiner Veröffentlichung schwer, nun setzt sich dieser Weg fort, wenn auch ohne die direkte Einwirkung des Trump-Umfeldes. Das hatte sich noch im Frühling darum bemüht, "The Apprentice" in der aktuellen Form nicht im Kino starten zu lassen.
Der US-Milliardär Dan Snyder finanzierte "The Apprentice" zusammen mit anderen Firmen. Snyder soll ein Freund Trumps sein und über eine Million US-Dollar in dessen Wahlkämpfe investiert haben. Nachdem klar war, dass die kreative Ausrichtung des Films nicht seinen Vorstellungen entspricht, verlangte er Änderungen.
Das Porträt Donald Trumps wurde aber dennoch schonungslos, unter anderem ist eine Vergewaltigungsszene im Film zu sehen.
Bei den Oscars wird "The Apprentice" wohl eine große Rolle spielen. Der Weg dahin dürfte aber interessant werden, wenn die Branche aus Angst vor Trump-Anhänger:innen einen Bogen um den Film macht.