Im Trailer zu "Red One" taumeln irgendwann muskulöse Schneemänner über einen Palmenstrand. Vorher wird der Plot grob umrissen: Der Weihnachtsmann (J.K. Simmons) wurde entführt, der "Nordpol-Sicherheits-Chef" (Dwayne Johnson) soll ihn retten, zusammen mit einem Kopfgeldjäger (Chris Evans) und einem sprechenden Eisbären.
Der festlich angehauchte CGI-Bildersturm kam in Deutschland schon Anfang November in die Kinos, also noch knapp außerhalb der Phase, in der selbst Hardcore-Weihnachtsfans sich mit Mariah Carey und Zimtsternen beschäftigen.
Was das alles soll, verstand niemand so richtig. "Red One" kassierte zu allem Überfluss miese Kritiken. Und nun, nachdem "Red One" auch in den USA angelaufen ist, verfestigt sich das Fiasko allmählich auch wirtschaftlich.
Dem Branchenmagazin "Variety" zufolge spielte "Red One" in seinem Ursprungsland nur 34 Millionen US-Dollar ein. Insgesamt konnte der Actionfilm weltweit 84 Millionen US-Dollar nach zwei Wochenenden zusammenkratzen, was für einen Anfang November gestarteten Weinachtactionfilm gar nicht sooo schlecht ist, wäre da nicht das geradezu lächerlich hohe Budget.
Denn "Red One" kostete gesicherten Angaben zufolge sagenhafte 250 Millionen US-Dollar, wozu nochmal 100 Millionen geschätzte Marketing-Kosten kommen. Der Blockbuster wird circa 200 Millionen Dollar Verlust schreiben. Wozu das alles?
Der Hintergrund: "Red One" stammt aus den Amazon MGM Studios, dem relativ jungen Subunternehmen des Versandhändlers, der eben auch eine große Streamingplattform betreibt. Ein Kinostart für "Red One" war lange gar nicht vorgesehen. Der Blockbuster soll auf der großen Leinwand in erster Linie Buzz für Prime Video generieren. Damit geht das Unternehmen ganz offen um.
Der enorme Verlust, den "Red One" schreiben wird, ist deshalb fast schon einkalkuliert. Diese Strategien lassen sich auch bei Streamingproduktionen der Milliardenschweren Apple und Netflix beobachten, die ihre Blockbuster mit extrem hohen Budgets ausstatten – ohne direkte Gegeneinnahmen.
Der Analyst David A. Gross sagt im Interview mit "Variety" über "Red One": "Ein Film wie dieser hätte nicht für mehr als 150 Millionen Dollar gemacht werden dürfen." Für Amazon, Apple und Netflix gelten diese Regeln aber offenbar nicht.
