Hätte das Publikum in "Gladiator 2" einen homosexuellen Kuss mit Denzel Washington gesehen oder nicht? Der Monumentalfilm läuft seit letzter Woche in den deutschen Kinos, in den USA feierte er erst am Montag seine Premiere.
"Gladiator 2" spielt etwa 15 Jahre nach Teil eins und ist wieder im alten Rom angesiedelt, wo die Haltung zu männlicher Homosexualität gesellschaftlich relativ offen war. Und in dem Film existieren Andeutungen homosexueller Neigungen auch. Eine explizite Szene soll jedoch gestrichen worden sein.
Denzel Washington spielt in dem Blockbuster den Sklavenhändler Macrinus. Im Gespräch mit dem Magazin "Gaytay" erklärte der Darsteller im Vorfeld: "Ich habe im Film einen Mann geküsst, aber sie haben es rausgenommen, sie haben es geschnitten, ich denke, sie haben kalte Füße bekommen."
Die Szene wurde demnach gedreht, schaffte es aber nicht in die finale Kinofassung. Nun entstehen aber Zweifel, ob das Material überhaupt je existierte.
Vielmehr: Es steht Aussage gegen Aussage von zwei Personen, die es eigentlich wissen müssten. Denn dem Hauptdarsteller widerspricht kein Geringerer als Regisseur Ridley Scott.
"Variety" sprach Scott bei der US-Premiere am Montagabend auf den angeblich gestrichenen Kuss an. Die Antwort des Regisseurs: "Nein, das ist Bullshit. Sie haben es nie getan. Sie haben im Moment agiert – es ist nicht passiert."
Auch Denzel Washington äußerte sich auf der Premiere zu dem Kuss. Er passt seine Angaben an, gibt sich versöhnlich, besteht aber darauf, dass der Kuss gedreht wurde: "Sie machen mehr daraus, als es war. Ich küsste ihn auf die Hände, gab ihm einen Kuss und tötete ihn."
Dennoch sind sämtliche Beteiligten darum bemüht, das Thema nicht zu groß werde zu lassen. Ein Homophobie-Eklat soll offenbar vermieden werden. So beteuert Produzent Michael Pruss: "Es wurden so viele Dinge gedreht, die es nicht in den Film geschafft haben. Es war wirklich ein Nicht-Ereignis." Womit er wiederum den Dreh des Kusses bestätigt.
Genau wie Lucilla-Darstellerin Connie Nielsen: "Meine Trauerszene hat es auch nicht in den Film geschafft. Das hat nichts mit Homophobie zu tun. Es war einfach kein Platz dafür."
Der Kuss hatte nicht im luftleeren Raum existiert. Im Drehbuch werde erwähnt, dass Macrinus Beziehungen mit Männern habe, heißt es in dem "Variety"-Artikel. Ohne die Kuss-Szene aber bleibt es bei einem Vibe, der Washington umgibt.
Für diesen Vibe gibt es einen Begriff, mit dem die queere Community Darstellungen homosexueller Figuren kritisiert, die sich in Filmen oder Serien nicht explizit homosexuell verhalten (dürfen): Gay Baiting.
Gay Baiting entsteht meist dann, wenn große Studios queere Figuren und Szenen abmildern, aus der Angst konservative Märkte abzuschrecken.
Der Verdacht, dass sich bei "Gladiator 2" so ein Fall abspielte, liegt nahe. Auch nach Ridley Scotts Protest.