Mit der "Batman"-Trilogie nahm Christopher Nolan Anlauf. Dann kam "Inception", die eigentliche Grundlage für die Freiheiten, die sich der aktuell wohl einflussreichste Hollywood-Regisseur heute herausnehmen kann.
Die zweieinhalb Stunden lange Mischung aus Sci-Fi- und Spionage-Thriller war eine riskante Wette, die glücklicherweise aufging. "Inception" überzeugte einen Großteil der Kritikerlandschaft, wird aber vor allem von Filmfans verehrt. Für kurze Zeit ist er noch bei Amazon Prime zum Streamen abrufbar.
Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein sogenannter "Extractor": Er stiehlt Informationen aus den Träumen anderer. Als ihm ein mächtiger Auftraggeber ein scheinbar unmögliches Unterfangen vorschlägt – nicht etwas zu stehlen, sondern einen Gedanken zu pflanzen –, beginnt eine Reise durch Traumebenen, Schuldgefühle und Identitätskrisen.
Nolan gelang die schwierig zu wahrende Balance aus großen Leinwand-Schauwerten und emotionalem Drama – all das vor dem Hintergrund eines komplexen Gedankenexperiments. Diese Errungenschaft erkannten selbst strenge Kritiker:innen an.
Auch Nolans Drang, mit traditionellem Handwerk eine immersive Welt zu erschaffen, ist in "Inception" bereits spürbar. Die Traumsequenzen wurden mit einer Mischung aus praktischen Effekten und CGI realisiert, etwa der berühmte, sich krümmende Pariser Straßenzug.
Es folgen Spoiler: Die letzte Szene ist eines der meistdiskutierten Filmenden der letzten Jahrzehnte: Cobb kehrt zu seinen Kindern zurück, dreht den Kreisel – sein persönlicher Totem – auf dem Tisch, und der Bildschirm blendet aus, bevor er zu Fall kommt oder stehen bleibt. Die Frage: Träumt Cobb noch oder ist er endlich "wach"?
Einige Interpretationen stützen die These, dass Cobb in der Realität angekommen ist: Er sieht seine Kinder in neuen Klamotten und Gesichtern, die man im Traum nie vollständig sehen konnte. Andere halten dagegen: Der Kreisel beginnt leicht zu wackeln, fällt aber nie sichtbar um – ein bewusst gesetzter Zweifel von Nolan, der keine endgültige Antwort geben wollte.
2017 sprach Nolan in Princeton über die Deutung des Endes:
Bei der Oscar-Verleihung 2011 war "Inception" einer der großen Abräumer des Abends. Der Film war in acht Kategorien nominiert – darunter Bester Film, Beste Regie (Christopher Nolan wurde kurioserweise übergangen, obwohl der Film selbst nominiert war) und Bestes Originaldrehbuch.
Gewonnen hat "Inception" letztlich vier Oscars: für Beste Kamera (Wally Pfister), Beste visuelle Effekte, Bester Ton und Bester Tonschnitt. Damit wurde besonders die technische Brillanz des Films gewürdigt, was sein Renommee als audiovisuell herausragendes Werk weiter zementierte. Dass Nolan selbst leer ausging, wird bis heute als eine der größeren Ungerechtigkeiten der Oscar-Geschichte diskutiert.
Amazon Prime führt den Film noch zehn Tage in der Flatrate, danach verliert die Plattform die Lizenz. Das bedeutet, "Inception" ist noch bis zum 8. Juni ohne Aufpreis abrufbar.