Mit seiner Rolle als schwuler Anwalt Andrew Beckett, der aufgrund einer AIDS-Erkrankung entlassen wird, gewann Hollywood-Star Tom Hanks 1994 seinen ersten Oscar als "Bester Schauspieler" – heute würde der 65-Jährige den Part in dem Drama "Philadelphia" nicht mehr spielen.
Tom Hanks würde eine seiner wohl größten Rollen heute nicht mehr annehmen: Als seinerseits heterosexueller Mann hält der US-Amerikaner es nämlich für verwerflich, einen schwulen Charakter zu verkörpern. "Könnte ein heterosexueller Mann heute das tun, was ich in 'Philadelphia' tat? Nein, und zwar zu Recht nicht", sagte er in einem Interview mit dem "New York Times Magazine".
"Der ganze Punkt des Films war, keine Angst zu haben. Einer der Gründe, warum Menschen keine Angst vor diesem Film hatten, war, dass ich einen schwulen Mann spielte", erzählte Hanks weiter. "Über diesen Punkt sind wir nun hinweg, und ich glaube nicht, dass Menschen die Unechtheit akzeptieren würden, dass ein heterosexueller Mann einen schwulen Mann spielt."
Stattdessen forderte der Hollywood-Schauspieler mehr Glaubwürdigkeit und Repräsentation in der Filmwelt. "Es ist kein Verbrechen, wenn jemand heute mehr Authentizität von einem Film verlangt." Viele Fans und Anhänger der LGBTQIA*-Community teilen die Ansicht des 65-Jährigen.
"Tom Hanks ist der Beste und er weiß, was los ist. Ja, Schauspieler können alles spielen, aber viel zu viele offen schwule Schauspieler bekommen nicht die großen Rollen oder werden typisierten Nebenrollen zugeordnet", kritisierte ein Twitter-User. "Das veränder sich jetzt. Langsam. Wir sollten mehr etablierte, offen schwule Filmstars haben."
Tom Hanks is the best and knows what’s up. Yes actors can play anything but far too many openly gay actors don’t get the big roles or are type cast in supporting roles. That’s changing now. Slowly. We should have more mainstream openly gay movie stars. https://t.co/7SE6sdfchv
— MickyBell (@MickyBell) June 16, 2022
Einige Fans kritisieren außerdem den Zwiespalt zwischen Repräsentation und Kommerz. "Es ist aufschlussreich, dass diese Filme nur mit berühmten, heterosexuellen Darstellern gedreht wurden – weil Hollywood dachte, dass ein schwuler Schauspieler keine Tickets verkaufen würde", schrieb Journalist Benjamin Butterworth auf Twitter. "Es ist gut, dass wir das hinter uns haben. Lasst LGBT-Talente ihre Geschichten erzählen."
Tom Hanks is right. It’s revealing that the only reason these films got made is with famous heterosexual frontmen - because Hollywood thought a gay actor wouldn’t sell tickets. It’s good we moved past that. Let LGBT talent tell their stories. https://t.co/0AquJ4XrSL
— Benjamin Butterworth (@benjaminbutter) June 16, 2022
Während einige Fans Tom Hanks für sein Statement feiern, schlägt ihm von anderer Seite eine Welle an Kritik entgegen. "Ich habe enormen Respekt für Tom Hanks, aber stimme mit ihm nicht überein. Man muss keine schwule Person engagieren, um eine schwule Rolle zu spielen und man muss keine heterosexuelle Person engagieren, um eine heterosexuelle Rolle zu spielen", äußerte sich ein Twitter-Nutzer. Weiter heißt es in dem Tweet: "Man muss auch keinen Heroin-Süchtigen engagieren, um einen selbigen zu verkörpern. Schauspieltalent sollte das Auswahlkriterium sein. Können, nicht Identität."
Have enormous respect for Tom Hanks but disagree with him. Don’t need to hire a gay person to play a gay role or a straight one to play a straight one. Don’t need to hire a heroin addict to play one. Acting talent should be the test. Skill, not identity. https://t.co/gtJ3E5YRMt
— Jeffrey B. Simon (@JeffreyBSimon) June 15, 2022
"Ich würde gerne eine Liste mit Charakteristiken sehen, die ein Schauspieler mit seiner Rolle teilen muss, um glaubwürdig zu sein", empörte sich ein anderer Twitter-User.
I'd like to see the list of characteristics that an actor must share with their character in order to be valid.
— 𝙾𝚟𝚎𝚛𝚕𝚊𝚗𝚍𝚎𝚛 (@overlandertheb1) June 16, 2022
Height? Age? Nationality? Religion? Drug use? Shoe size? Favourite colour? Sexual habits?https://t.co/dPAKKTJOQd
(fw)