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Wacken 2024: Sauerstoff-Versorgung auf Metal-Festival – auch unter Bands nötig

Wacken 2023 vor
Symbolbild: Gäste in Rollstühlen sollen das gleiche Wacken-Erlebnis haben wie alle anderen.Bild: dirk jacobs / imago images
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Wacken und Inklusion: Mit Flüssigsauerstoff durchs Festival – auch Bands werden versorgt

02.08.2024, 13:54
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Die Bilder des Wacken-Festivals von 2023 kursieren noch immer in den Köpfen vieler Menschen: endloser Regen, Autos, die im Schlamm stecken, und die Schließung der Eingangstore. Eine Herausforderung nicht nur für alle Helfer:innen und Gäste, sondern auch für alle, die vor Ort im Rollstuhl saßen.

Helferin Doreen Oestreich kann sich noch genau daran erinnern: an die Spanngurte, mit denen man diesen Menschen durch den Schlamm helfen musste – mit drei Personen pro Rollstuhl. An den Moment, als der Regen langsam nachließ, und daran, wie sie sich ein Tränchen verdrücken musste, als dann doch alle Rollstuhl-Fahrer:innen die erste Band zelebrieren konnten.

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Die "Wheels of Steel"-Area ist beim Wacken-Open-Air der Ort der Inklusion. Auch dieses Jahr ist Doreen Oestreich wieder vor Ort. Mit der Firma OxyCare GmbH will sie, zusammen mit weiteren Partner:innen, Organisationen und Ehrenamtlichen, das größte Metal-Festival barrierefrei machen.

Gegenüber watson verrät sie die Grenzen, an die sie dabei kommt, ihre Highlights, und warum sie sogar Bands mit Sauerstoff versorgt.

watson: Wie sieht Ihr Wacken-Alltag aus?

Doreen Oestreich: Mit der Firma, die ich hier vertrete, OxyCare, sind wir vor allem für Flüssigsauerstoff zuständig. Also wenn bei Menschen, die darauf angewiesen sind, ein Tank umkippt oder wenn sie mehr Bedarf haben als erwartet – es ist ja auch sehr trocken hier – dann schenken wir den Sauerstoff aus. Zusammen mit verschiedenen Partnern machen wir aber noch viel mehr als das.

Welche Menschen sind auf den Sauerstoff angewiesen?

Alle. Von bis. Wir kümmern uns um Menschen mit Herz- und Lungen-Erkrankungen, MS-Erkrankte und Menschen mit jeglichen anderen Beeinträchtigungen. Leute, die im Rollstuhl sitzen, Leute mit und ohne Prothesen und sogar Bands fragen danach.

Bands fragen nach Sauerstoff?

Ja, die Bands haben immer eine Wunschliste, auf der sie Sachen angeben können, die sie hier haben möchten. Das sind alle möglichen Sachen, und bei manchen Bands steht da eben auch eine Sauerstoffflasche drauf. Dann bereiten wir das vor.

Doreen Oestreich von der Firma OxyCare GmbH ist auf dem Wacken Open Air 2024, um mit weiteren Partner:innen das Festival barrierefrei zu machen. Sie selbst kümmert sich dabei vor allem darum, dass all ...
Doreen Oestreich versorgt Menschen auf dem Wacken mit Flüssigsauerstoff.Bild: OxyCare GmbH

Gibt es unter denen denn auch Erkrankte?

Zu den Gründen der Bands habe ich leider keine Infos. Unser Job bei denen ist nur, die Sachen bereitzustellen. Aber ich kann mir das in etwa so vorstellen: Aus dem Sport-Bereich kenne ich es, dass Leute bei erhöhten Leistungen auf Sauerstoffflaschen zurückgreifen. Und gerade so laute Metal-Bands schreien ja oft extrem – vielleicht brauchen sie es also aus demselben Grund. Aber: Das ist reine Mutmaßung. Wir stellen nur sicher, dass sie alles bekommen, was sie brauchen.

"Egal, ob du im Rollstuhl sitzt – du bist dabei. Das ist eine Herzensangelegenheit."

Worum kümmern Sie sich abgesehen vom Sauerstoff?

Im Grunde leben wir einfach die Inklusion: Auf unserer Area haben die Leute eine Anlaufstelle für sämtliche Hilfsmittel, nicht nur für Sauerstoffflaschen. Wenn zum Beispiel jemand Gehhilfen ausleihen möchte – wir haben alles da. Oder wenn es so kommt, wie ich es gestern erlebt habe, als eine Frau jemanden aus ihrem Auto in den Rollstuhl heben musste, aber ganz allein war.

Was ist dann passiert?

Wie gesagt, sie war seine einzige Begleitperson, ihre Helfer waren noch nicht da. Natürlich kommen wir dann sofort und helfen ihm in den Rollstuhl. Ich hab dann gleich auch gefragt, ob sie eine Absaug-Pumpe dabei hat, ob sie genügend Katheter bei sich hat, und so weiter. In dem Fall hatte sie das, aber falls nicht, habe ich immer alles mit.

"Ich bin nicht hier, um Party zu machen, sondern es ist eine Berufung."

Bei 85.000 Menschen ist das bestimmt eine Herausforderung.

Ja, da ist wirklich ganz schön was los. Um wie viele wir uns dabei kümmern, kann ich ganz schlecht greifen, aber es sind viele.

Wenn alle Hilfsmittel dann gegeben sind und es zu den Konzerten geht – wie sieht dort die Barrierefreiheit aus?

Als erstes kommen die Leute zu uns ins Zelt, in dem übrigens auch Holzboden ausgelegt ist. Dort holen sie sich ihr Bändchen der "Wheels of Steel"-Area ab. Mit dem können sie die extra befestigten Wege benutzen, auf die die normalen Festival-Besucher nicht rauf dürfen. Damit kommen sie zu barrierefreien Sanitär-Containern und zu ihren Bühnen.

Zu "ihren" Bühnen? Also haben sie eigene?

Ja, in Wacken gibt es speziell für die Rollstuhl-Fahrer zwei erhobene Bühnen. Weil – ist ja klar: Wenn da vorne die Bands spielen und alle Leute stehen davor, kriegen die, die dahinter in Rollstühlen sitzen, natürlich nichts mehr mit.

Was ist für Sie der Grund, das zu machen? Die Musik?

Die Musik-Richtung sagt mir schon zu, in diesem Jahr freue ich mich zum Beispiel total auf Korn. Aber es ist vielmehr das soziale Engagement, das mich antreibt. Ich bin nicht hier, um Party zu machen, sondern es ist wirklich eine Berufung für mich. Wir alle haben einfach Bock auf soziales Engagement, Inklusion, Gleichheit, das Große und Ganze. Wir wollen diesen Menschen das ermöglichen: Egal, ob du im Rollstuhl sitzt – du bist dabei. Das ist eine Herzensangelegenheit.

Doreen Oestreich von der Firma OxyCare GmbH ist auf dem Wacken Open Air 2024, um mit weiteren Partner:innen das Festival barrierefrei zu machen. Sie selbst kümmert sich dabei vor allem darum, dass all ...
Doreen Oestreich vor ihrem Stand auf dem Wacken 2024.Bild: OxyCare GmbH

In diesem Jahr geht das wohl besser als 2023. Was haben Sie aus dem Extrem-Wetter gelernt?

Was uns angeht, habe ich eine positive Message daraus gezogen.

Inwiefern positiv?

Also natürlich hat es sehr, sehr doll geregnet und war schwierig. Aber was den Zusammenhalt anging, war es einfach mega: Die Bauern haben in 24-Stunden-Schichten die Besucher raufgezogen. Als der Regen vorbei war, kamen die auch zu uns und haben sich um die Gehweg-Platten gekümmert, damit unsere Rollie-Fahrer wieder frei fahren konnten. Die Bundeswehr hat Matten ausgelegt, und alle – auch die Rollstuhl-Fahrer – hatten gute Laune.

Trotz der Umstände.

Genau. Da hab ich gesehen: Wir sind alle da, es ist doch alles gut. Das ist Inklusion für mich. Wenn jetzt das Wetter auch noch mitspielt – umso besser.

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