Beatrice Egli sitzt in diesem Jahr in der Jury von "DSDS".Bild: imago images / apress
Interview
Am 18. September startet die 21. Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" im Free-TV. Für alle ungeduldigen Fans geht die Castingshow, die inzwischen echten Kult-Status genießt, bereits am Mittwoch, den 11. September, auf RTL+ an den Start.
Auch dieses Jahr bekommt Dieter Bohlen wieder tatkräftige Unterstützung hinterm Jury-Pult. So finden sich neben ihm Pietro Lombardi, Loredana und Beatrice Egli ein. Letztere hatte die Show bereits im Jahr 2013 gewinnen können.
Zum "DSDS"-Start hat watson mit Beatrice Egli gesprochen. Im Interview geht es über die Zeitgemäßheit von Casting-Shows, Kritik an Dieter Bohlen und Frauen-Empowerment.
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watson: Eigentlich sollte die vergangene "DSDS"-Staffel die letzte sein. Wie zeitgemäß sind Casting-Shows eigentlich noch?
Beatrice Egli: Ich glaube, dass durch die Digitalisierung Musik wieder sehr präsent ist – sogar mehr denn je. Es gibt immer noch Tausende von Menschen, die den Traum haben, die Musik zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Daher ist es hoffentlich ein Leben lang zeitgemäß, genau diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, entdeckt zu werden und eine Chance zu geben, ihren Traum zu leben.
"Zu Anfang der Dreharbeiten dachte ich, dass ich nicht 'Nein' sagen kann."
Du selbst hast deine Anfänge bei "DSDS" gehabt. Denkst du, dass du dadurch strenger oder verständnisvoller mit den Kandidat:innen bist?
Mit der Zeit wurde ich strenger. Bei den letzten 20 Kandidat:innen werde ich schon hohe Anforderungen haben, weil ich denke, dass sowohl wir in der Jury als auch das Publikum dort eine Entwicklung sehen möchte. Zu Anfang der Dreharbeiten dachte ich, dass ich nicht 'Nein' sagen kann. Ich bin daran gewachsen, auch durch den vielen Austausch mit Dieter.
Beatrice Egli (l.) bewertet die neuen "DSDS"-Talente.Bild: IMAGO/STAR-MEDIA
Bist du mit anderen Juroren während des Drehs auch aneinandergeraten?
Genau dafür, dass man definitiv auch unterschiedliche Meinungen hat und diese ausdiskutiert, ist eine vierköpfige Jury da. Bei den Recalls gab es lange Gespräche, in denen man für seine Kandidat:innen gekämpft und sich gleichzeitig ausgetauscht hat. Bis zum Schluss waren wir uns nicht einig. Denn Geschmack ist immer subjektiv. Aber das gehört dazu und ist eben die Aufgabe als Jurymitglied.
In der Vergangenheit saßen bereits einige bekannte Gesichter in der "DSDS"-Jury, zum Beispiel auch Florian Silbereisen. Würdest du lieber an seiner Seite sitzen als an Dieter Bohlens?
Ich finde es toll so, wie es jetzt ist. Florian hat seine Sendungen, in denen ich ja auch oft zu Gast bin. Daher haben Florian und ich auch so viel Zeit miteinander. Bei "DSDS" jetzt neben Dieter in der Jury zu sitzen, fühlt sich genau richtig an. Denn so schließt sich ein Kreis, der vor elf Jahren auf der anderen Seite des Jurypults begonnen hat.
Dieter Bohlen ließ sich vor Jahren über deine Figur aus, was du selbst thematisiert hast. Nun kam es zwischen euch zur großen Aussprache. Von wem ging das Ganze aus und was hat dich letztlich überzeugt, mit ihm zusammenzuarbeiten?
Wichtig ist immer eine offene und ehrliche Kommunikation. Wir haben uns vorab zu einem Gespräch verabredet, er kam zu mir und wir haben sehr lange und intensiv geredet. Es ist enorm wichtig, dass man irgendwann auch die Vergangenheit Vergangenheit sein lässt, wenn man sich ausgesprochen hat, damit nichts mehr im Raum steht. So konnten Dieter und ich einen Neuanfang machen und eine sehr coole, emotionale und abwechslungsreiche Staffel zusammen drehen.
Dann war die Versöhnung besonders wichtig für dich.
So stand uns nichts mehr aus der Vergangenheit im Weg. Jeder hat seine Wahrheiten und Erlebnisse gehabt. Das tat gut und war wichtig. Für mich war das maßgeblich bei der Entscheidung, ob ich den Job bei "DSDS" mache oder nicht. Ich habe mich tatsächlich erst während des persönlichen Gesprächs entschieden.
"Es geht jetzt um eine grandiose Staffel – und nicht um Dieter und mich."
Also ohne die Aussprache würdest du jetzt nicht in der Jury sitzen?
Hätten wir das nicht aus der Welt räumen können und wären wir nicht respektvoll und auf Augenhöhe aufeinander zugegangen, wäre das gar nicht möglich gewesen. All das ist aber passiert und das ist auch gut, weil es wichtig war, um so eine Staffel drehen zu können.
Ist damit alles vergeben und vergessen?
Ja, definitiv. Vergessen tut man, indem man verzeiht und nach vorne blickt. Die Vergangenheit ist vergangen und die Zukunft ist das, was wir jetzt aktiv erleben können. Es geht jetzt um eine grandiose Staffel – und nicht um Dieter und mich.
In der 20. Staffel gab es große Kritik an Dieter Bohlen und seinem Umgang mit jungen Frauen: Wie hast du das Ganze verfolgt?
Der Respekt vor diesem Menschen und seinem Mut, sich uns dort so offen zu präsentieren, steht über allem. Dabei ehrlich und direkt sein zu dürfen, ist sicherlich etwas, das seine [Dieter Bohlens] Stärke sein kann. Natürlich kann man da mal kontern und sagen, dass man das nicht gut findet oder anderer Meinung ist. Das ist etwas, das er zulässt, da er gerne diskutiert. Da ist viel passiert. Er hat sich, glaube ich, schon verändert.
Also würdest du auch Kontra geben, wenn du mit seinen Aussagen nicht übereinstimmst?
Absolut. Es ist nichts Verwerfliches, nicht einer Meinung zu sein und diese unterschiedlich zu kommunizieren. Jeder am Jury-Pult hat eine eigene Art, seine Sicht zu kommunizieren und da sollte man jedem auch die Freiheit lassen, das zu tun. Genauso sollte man seine Meinung klar äußern dürfen, wenn man etwas nicht gut findet. Da kann ich schon auch den Mund aufmachen.
"Ich bin für Frauen-Empowerment und stehe dafür, bin aber gleichzeitig für ein Miteinander und nicht gegen etwas."
Siehst du dich eigentlich als Feministin?
Man sieht in dieser Staffel zwei Frauen in der Jury, was ich wichtig und gut finde. Es muss nicht immer nur die eine geben, die Vielfalt der Frauen macht es aus. Gleichberechtigung bedeutet eben aber auch, dass beide Seiten gleichgestellt sind. Ich habe drei Brüder und bin sehr gleichberechtigt aufgewachsen. Mir wurde nicht gesagt, dass ich etwas nicht könne, weil ich ein Mädchen bin. Ganz im Gegenteil: Es wurde von mir viel gefordert, was mich zu der starken Frau gemacht hat, die ich heute bin.
Beatrice Egli (l.) ist Teil der neuen "DSDS"-Jury.bild: RTL/Markus Hertrich
Also ist alles perfekt so, wie es ist?
Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber man darf nicht vergessen, wie privilegiert wir hier leben dürfen. Während sicherlich noch viel passieren kann, sollte man auch wissen, dass für eine Gleichberechtigung Veränderung auf beiden Seiten benötigt wird. Kein Extremismus führt zu einem harmonischen Miteinander. Ja, ich bin für Frauen-Empowerment und stehe dafür, bin aber gleichzeitig für ein Miteinander und nicht gegen etwas.
2019 hast du öffentlich gesagt, dass du dich ausgebrannt fühlst, hast dir eine Auszeit genommen. Durch "DSDS" bist du eingespannt. Welchen Stellenwert hat mentale Gesundheit in deinem Alltag?
Mentale Gesundheit ist in der ganzen Gesellschaft eine große Challenge. Ich bin auf Tournee, am nächsten Tag ans Jury-Pult und von dort direkt wieder auf meine Tournee. Das war körperlich sehr intensiv, aber emotional genau richtig. Für mich ist und bleibt das ein Leben lang ein ständiges Wachsen.
Und das gelingt dir heute besser?
Die Kunst ist es, ein Bewusstsein für seinen Körper und seine mentale Gesundheit zu bekommen. Genau das habe ich über die Jahre hinweg gelernt. Ernährung, Sport … viele Faktoren spielen eine Rolle, damit man sich gut fühlt und gut auf sich achtet.
Gibt es noch ein TV-Format, bei dem du gerne mal mitwirken würdest? Oder auch eins, das du niemals in Erwägung ziehen würdest?
Ich bin sehr viel im TV unterwegs, habe mittlerweile auch meine eigene Sendung. Von daher ist es eine zeitliche Abwägung. Die Schauspielerei ist etwas, das ich gerne noch machen würde – und das auch im Fernsehen. Dafür würde ich mir gerne mehr Zeit einräumen.
Hast du da schon bestimmte Projekte im Auge? "Das Traumschiff" vielleicht?
Tatsächlich sind es bei mir eher die "Rosamunde Pilcher"-Filme. Das Kontrastprogramm zum "Tatort" am Sonntagabend ist so meins. Die leichte Kost, Geschichten mit Happy End sind etwas, die mir sehr gefallen und wo ich mich gerne mal ausprobieren würde.