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Heavysaurus: Dino-Band stürmt die Charts – mit Heavy Metal für Kinder

Die Dino-Band Heavysaurus spielt Heavy Metal für Kinder. Um die 200 Konzerte geben die Reptilien im Laufe von nur einem Jahr. Mit Watson reden sie über die Herausforderungen dabei, aber auch darüber,  ...
Riffi Raffi von Heavysaurus (2.v.l.) hat watson ein Interview gegeben.Bild: Jens Vetter
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Heavysaurus: Metal als musikalische Früherziehung – von Dinosauriern

Dinos und Drachen spielen Heavy Metal? Was zunächst absurd klingt, kommt offenbar mehr als gut an. Über 200-mal im Jahr spielen Heavysaurus vor tobenden, kreischenden Kindern. Eine Botschaft fürs Leben gibt's dabei auch.
06.06.2025, 10:16
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Offenbar sind Dinosaurier doch nicht ausgestorben. Die Urzeittiere von Heavysaurus könnten jedenfalls nicht lebendiger sein: Jedes Wochenende bringen sie Kinder in ganz Deutschland zum Rocken und Lachen.

Ihr letztes Album "Pommesgabel" erreichte Platz 11 der deutschen Album-Charts – schlug also ein wie ein Asteroid. Seit Mai schallt nun auch eine Hörspiel-Reihe durch die Kinderzimmer und im Herbst folgt sogar ein Comic.

Watson hat allen Mut zusammengenommen und den einzigen Drachen der Band getroffen: Gitarrist Riffi Raffi. Zum Glück war er freundlich. Oder einfach nur satt.

"Wir sind Freunde, egal ob Drache oder Dino, schwarz, weiß oder grün. Und Mädchen rocken genauso gut wie Jungs."

watson: Wie lebt es sich so als Drache auf der Bühne? Es wird doch sicher stickig in den Kostümen!

Riffi Raffi alias Christof Leim: So cool die Kostüme auch sind, da wird's tatsächlich warm drin – um es mal euphemistisch auszudrücken. Man könnte auch sagen: Viermal die Woche Sauna und Cardio, das kommt schon hin! Danach ist man wirklich nass, von oben bis unten. Nach einem Sommer sind die Kostüme dann auch recht würzig. Zum Glück lassen die sich reinigen.

Cardio? Ist es so anstrengend, ein Reptil zu sein?

Total! Wir sind ja groß, entsprechend groß müssen auch die Bewegungen sein. Das hat manchmal auch unpraktische Folgen: Je nach Art haben Dinos und Drachen ja unterschiedlich lange Schwänze. Bei dem einen oder anderen fallen da gerne auch mal die Ventilatoren auf der Bühne um, wenn er zu viel ausholt.

Könnt ihr in den Kostümen denn sehen, was ihr spielt?

Da sind die Figuren sehr unterschiedlich. Unser Bassist, der Stegosaurus Muffi Puffi, sieht ziemlich wenig. Der muss also zum Teil blind spielen – Chapeau an den Musiker. Da wundert es mich auch, dass bisher noch kein Dino von der Bühne gefallen ist.

"Nach einem Sommer sind die Kostüme auch recht würzig. Zum Glück lassen die sich reinigen."

Wie gut siehst du selbst darin?

Durch die Augen von Riffi Raffi sehe ich relativ gut. Unser Drummer Komppi Momppi und ich, wir könnten theoretisch Zeitung dadurch lesen. Das ist aber auch okay so: Wenn ich ein Gitarrensolo spiele und mit dem Finger hoch in den 17. Bund muss, ist es schon nicht schlecht, wenn man sieht, was man da macht.

Heavysaurus: Unter dem Kostüm von Gitarren-Drache Riffi Raffi steckt der Musiker Christof Leim.
Musiker Christof Leim spielt bei Heavysaurus den Gitarren-Drachen Riffi Raffi.Bild: privat

Ihr seid ja alle erfahrene Musiker. Was ist für euch die größte Besonderheit, vor Kindern zu spielen?

Vielleicht nicht die größte Besonderheit, aber doch sehr interessant für uns als Rockmusiker ist, dass die Shows immer am Nachmittag stattfinden, nicht am späten Abend.

Ist das gut oder schlecht?

Für mich ist das echt angenehm. Ich wohne in Bochum. Wenn wir in NRW spielen, bin ich häufig noch vor der "Tagesschau" zu Hause. Für mich als Musiker, der das eigentlich anders kennt, ist das total geil.

Und bei den Konzerten selbst: Was sind da die größten Unterschiede?

Eine Besonderheit ist, dass wir ja zwei Zielgruppen haben: Das Hauptpublikum sind natürlich die Kinder, aber die Erwachsenen sollen auch was davon haben. Gerade bei den Kindern ist eine große Besonderheit, wie direkt die reagieren.

Hast du ein Beispiel?

Mehrere. Wenn etwa die Konfetti-Kanone los feuert, sind die Kinder total am Start und staunen: "Woooow!" Auf der anderen Seite: Wenn es mal ein technisches Problem gibt und wir pausieren müssen, dann ist die Aufmerksamkeit ganz schnell wieder weg. Die spielen dann gleich mit dem Nachbarkind oder wollen 'ne Limo haben oder ähnliches.

Ihr müsst also vermutlich viel interagieren.

Richtig! Wenn Erwachsene zu Metallica oder Iron Maiden gehen, können die problemlos drei lange Songs zu Beginn spielen und erst dann sagen: "Hey Berlin, how are you?" So geht das bei uns nicht. Hier muss Mr. Heavysaurus, unser Sänger, die Kinder ganz aktiv einbinden. Das ist genauso wichtig, wie die Musik selbst.

Seid ihr als Dinos eher Musiker oder eher Pädagogen?

Wir sind eher Musiker, zumal in unseren Ansagen auch viel Quatsch dabei ist. Es macht Spaß zu sehen, wie die Kinder sich dann kaputtlachen und ich muss auch sagen: Pups-Witze gehen in jedem Alter. Aber es sind trotzdem auch viele pädagogische Botschaften dabei und die Mutmach-Songs bei den Konzerten sind auch immer sehr wichtig.

"Wenn mal jemand ausfällt, müssen nicht 900 Kinder enttäuscht nach Hause gehen."

Was sind das so für Songs?

Mir fällt da zum Beispiel "Dino Metalheads" ein, das ist immer die letzte Zugabe, auch mit einer langen Ansprache davor. Die Message ist: Wir halten alle zusammen, wir sind Freunde, egal ob Drache oder Dino, schwarz, weiß oder grün. Und Mädchen rocken genauso gut wie Jungs.

Das sind tatsächlich wichtige Botschaften.

Absolut! Aber natürlich haben wir auch Songs, die etwa von einer Kaugummiblase erzählen, die so groß ist, dass man damit über die ganze Welt fliegen kann.

Natürlich!

Übrigens sind auch die Fragen, die die Kinder bei Meet & Greets stellen, total geil. Die fragen mich etwa: "Kannst du eigentlich Feuer spucken?" Und ich sage dann: "Na klar, aber das geht hier nicht wegen Brandschutz!" Oder neulich hat einer gefragt: "Riffi Raffi, warum blinzelst du nie?" Und ich: "Äääh, naja Drachen blinzeln so schnell, das kann ein menschliches Auge gar nicht sehen!" Und ich dachte nur: Puh, nochmal Glück gehabt.

Haben alle aus eurer Band selbst Kinder?

Nicht alle, aber zum Teil. Also es ist kein Muss, kann aber praktisch sein: Meine eine Tochter ist fünf Jahre alt und wenn die auf Sachen reagiert, dann bin ich schon aufmerksam.

Wie kam es denn überhaupt zu der Idee, Dino-Metal zu machen?

Da muss man sagen: Die Idee kam nicht von uns. Es ist ein Franchise aus Finnland. Da gibt es die Band Thunderstone, deren Drummer und Gitarrist sich das schon 2009 ausgedacht haben. Ich bin in der Szene gut vernetzt und habe irgendwann einen Anruf von Sony bekommen. Die haben gefragt, ob ich Leute kenne, die das auch in Deutschland machen würden. Meine Antwort: "Heavy Metal für Kinder im Dino-Kostüm? Das ist so bescheuert, das mache ich selber!"

"Eltern müssen da nicht rumstehen und auf die Uhr gucken, sondern da passiert richtig was."

Ihr seid damit inzwischen echt viel unterwegs. Jedes Wochenende, manchmal auch dazwischen. Dabei spielt ihr vor Familien, aber ist das überhaupt für euch selbst Familien-tauglich?

Wir haben tatsächlich inzwischen um die 200 Shows im Jahr, aber man kann das schon arrangieren. Ich bin dann unter der Woche mehr zu Hause als am Wochenende, und ohnehin spiele ich nicht alle Shows: Es gibt eine Ersatzbesetzung – und das ist auch gut so! Denn wenn mal jemand ausfällt, müssen nicht 900 Kinder enttäuscht nach Hause gehen.

Und nicht nur die – denn du sagtest ja, dass auch die Eltern euer Publikum sind.

Ja, richtig! Die Texte sind natürlich auf Kinder ausgerichtet, aber musikalisch sind es gute Rock- und Heavy-Metal-Songs, die auch für uns als Musiker interessant sind. Also Eltern müssen da nicht rumstehen und auf die Uhr gucken, sondern da passiert richtig was.

Aber: Natürlich geht es vor allem um die Kinder. Vor der Bühne gibt es auch einen Bereich, wo nur die Kleinen reindürfen. Anfangs müssen die dann noch ihre Finger sortieren, um die Pommesgabel zu formen, aber wenn die dann erstmal da ist, bleibt sie auch für die nächsten fünf Songs oben. Das ist total süß.

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