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Tom Schilling und Karoline Herfurth erschienen krank am Filmset

v.l. Tom Schilling mit Karoline Herfurth waehrend der Welt-Filmpremiere Eine Million Minuten unter der Regie von Christopher Doll im Zoo Palast, Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf, Deutschland, Europa, ...
Tom Schilling und Karoline Herfurth spielen in ihrem neuesten Film "Eine Million Minuten" ein Paar.Bild: IMAGO/Raimund Müller
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Tom Schilling und Karoline Herfurth: Wie familienfreundlich ist der Schauspiel-Beruf?

01.02.2024, 16:35
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Wenn es um das Thema Familie geht, dann kann der Schauspielberuf ziemlich schnell ziemlich unglamourös werden. Lange Drehtage, unregelmäßige Arbeitszeiten: Dadurch wird die Vereinbarkeit mit der Familie oft zur echten Herausforderung. Das kennen auch Tom Schilling und Karoline Herfurth.

Genau davon handelt auch ihr neuer Kinofilm "Eine Million Minuten" (ab 1. Februar im Kino). Deshalb sprechen die beiden Schauspiel-Stars darüber natürlich auch im watson-Interview.

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watson: Wie familienfreundlich ist der Schauspiel-Beruf?

Tom Schilling: Während Dreharbeiten kann es sein, dass ich lange am Stück von zu Hause weg bin. Manchmal schaffe ich es dann nur jedes zweite Wochenende zu Hause zu sein. Die anderen Tage muss man dann facetimen oder telefonieren. Das ist natürlich nicht besonders befriedigend. Auf der anderen Seite bin ich zwischen Filmen auch mal Monate lang zu Hause und kann mich ganz intensiv kümmern.

Der Alltag muss gut organisiert sein.

Tom: Ganz viele Menschen haben eine tägliche Routine. Sie kommen erst um sieben oder acht Uhr nach Hause und kriegen wirklich nur noch ganz wenig von den Kindern mit. Insofern ist unser Beruf für mich gar nicht so familienunfreundlich, vorausgesetzt unser Partner macht das alles mit und schmeißt den Laden während Dreharbeiten allein. Das ist nicht selbstverständlich.

Wie siehst du das, Karoline?

Karoline Herfurth: Es geht auf jeden Fall nur mit Hilfe. Insgesamt ist die Branche natürlich eher familienunfreundlich.

Woran machst du das fest?

Karoline: Das zu kombinieren ist auf jeden Fall schwieriger, wenn man jetzt nicht in der Schauspielerei tätig ist, sondern in anderen Bereichen am Set. Es ist ganz deutlich sichtbar, wer im Team unterwegs ist. Das sind tatsächlich seltener Mütter. Hoffentlich wandelt sich das.

Was muss sich ändern?

Karoline: Die Produktion von "Eine Million Minuten", mit der ich alle meine Regieprojekte gemacht habe, ist zum Beispiel sehr daran interessiert, neue Wege auszuprobieren. Bei "Einfach mal was Schönes" haben wir eine vier-Tage-Woche probiert. Wir gucken, ob man Jobs kombinieren, in zwei Halbtagsstellen aufteilen kann. Ich denke, es ist wichtig zu schauen, wie es machbar ist, auch in der Filmbranche flexibler und familienfreundlicher arbeiten zu können.

"Man muss schon sehr, sehr krank sein, damit man mal nicht arbeitet."
Tom Schilling

Musstet ihr schon mal einen Dreh absagen oder musste auf euch am Set gewartet werden, damit die Familie nicht unter eurem Job leidet?

Karoline: Wenn ich tatsächlich Regisseurin und Hauptdarstellerin bin, ist es eine Katastrophe für einen Dreh, wenn ich ausfalle. Das ist auch als Hauptdarsteller so. Es ist tatsächlich sehr, sehr schwierig, einen Drehtag abzufangen. Natürlich ist man versichert, aber ich würde nur, wenn es ein absoluter Notfall ist, kürzertreten.

Tom: Man muss schon sehr, sehr krank sein, damit man mal nicht arbeitet.

Karoline: Ich habe auch schon, da bin ich ein ganz schlechtes Vorbild, mit Bronchitis am Set gestanden, weil die Konsequenzen sonst zu stark sind. Da merkt man, dass es vor so einer Phase wahnsinnig notwendig ist, auf Ruhe, Gesundheit, Stabilität zu achten und auch in der Zeit zu gucken, dass man bei Kräften bleibt, weil es für alle Beteiligten, für das gesamte Team, unglaubliche Folgen hat. Die meisten haben zum Beispiel auch Anschlussprojekte.

Kennt ihr das schlechte Gewissen gegenüber der Familie, wenn die Drehzeiten extrem lang sind?

Tom: Ehrlich gesagt, nicht. Ich denke beim Drehen wirklich selten an meine Familie. Das würde mich rauskegeln. Ich bin beim Drehen die meiste Zeit völlig im Moment. Aber in drehfreien Monaten sage ich fast alle Anfragen, die man sonst noch so als Schauspieler bekommt, ab.

Karoline: Ich struggle schon zwischen der Balance aus Privatleben und Berufsleben. Eine Zeitlang habe ich gemerkt, dass die Arbeit zu viel Zeit meines Lebens eingenommen hat. Besonders am Anfang des Regieführens muss ich sagen, war das sehr, sehr zeitintensiv, weil man den Film natürlich viel länger begleitet. Das nimmt zwei Jahre meines Lebens ein. Ich habe viele Tage, die sehr lang sind. Da eine richtige Balance herzustellen, hat bei mir gedauert. Es gibt Phasen, die ich so nicht wiederholen würde.

"Das sind meine Glücksmomente."
Karoline Herfurth

Habt ihr mal mit dem Gedanken gespielt, alle Zelte abzubrechen und ein neues Leben zu beginnen?

Tom: Ich hatte auch schon dunklere Phasen in meinem Leben, in denen ich sehr infrage gestellt habe, ob ich noch das aus dem Beruf zurückkriege, was ich mir davon erwarte. Was hätte ich dann gemacht? Ist das vielleicht nur ein kurzer Flirt mit anderen Möglichkeiten? Ich dachte mir, vielleicht sollte ich noch mal eine Tischlerlehre anfangen. Das würde mich interessieren.

Karoline: Als Regisseurin denke ich regelmäßig, ok, ich mache das nie wieder. (lacht) Ich würde dann einfach zu Ende Sozialwissenschaften studieren.

Karoline, dein Mann Christopher Doll feiert in "Eine Million Minuten" sein Regie-Debüt. Wie trennt man dann Berufliches und Privates?

Karoline: Uns beschäftigt die Arbeit so sehr, wir machen das mit so einer großen Leidenschaft, sodass es schwer ist, das nicht auf dem Balkon zu besprechen. Ganz viele Bereiche des Berufslebens sind mittlerweile unser Privatleben, weil auch viele Menschen, die uns jahrelang schon begleiten, zu Freunden und zu unserer Familie geworden sind. Deswegen kann ich das gar nicht so gut trennen. Aber es ist immer wieder gut, sich klarzumachen, welchen Hut ich gerade aufhabe und aus welcher Position ich spreche: Bin ich jetzt gerade die Schauspielerin, die Regisseurin, die Frau oder rede ich mit meinem Produzenten?

Wann kommst du mit Blick auf die Work-Life-Balance an deine Grenze?

Karoline: Für mich war es eine Erleichterung zu verstehen, dass das alles alleine nicht zu schaffen ist. Bezahlte Arbeit, unbezahlte Arbeit, Freunde und Zeit für sich selbst. Ich finde das Bild der Powerfrau, die alles unter einen Hut bekommt, irreführend, weil es die Illusion aufrechterhält, dass das überhaupt möglich wäre. Ich glaube da nicht dran.

"Ich empfinde mich mit dem Alter entspannter und cooler."
Tom Schilling

In dem Film spielen Beziehungsprobleme eine Rolle, Kinder sind mit im Spiel. Ihr lebt beide mit eurer Familie in intakten Beziehungen: Wie schafft man das – ohne sich nicht zu verlieren?

Tom: Für mich ist der Schlüssel zum Gelingen Struktur und gemeinsame Zeit. Im Alltag verliert man sich schnell aus den Augen, deshalb ist es wichtig, sich zum Beispiel mit einem Familienkalender zu strukturieren und sich auch immer wieder Zeit-Inseln als Liebespaar zu schaffen.

Karoline: Ich habe einfach angefangen, zusammen Filme zu machen (lacht).

v.l. Christopher Doll mit Karoline Herfurth waehrend der Welt-Filmpremiere Eine Million Minuten unter der Regie von Christopher Doll im Zoo Palast, Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf, Deutschland, Euro ...
Christopher Doll und Karoline Herfurth sind verheiratet.Bild: IMAGO/Raimund Müller

Hadert ihr mit dem Älterwerden?

Karoline: Ich liebe Älterwerden und finde das super.

Tom: Nein, ich finde es eher amüsant. Zum Beispiel, wenn ich mich morgens etwas steif bewege und mich meine Frau fragt, ob ich mich verletzt hätte, weil ich so humpele und ich ihr sage: "Keine Angst, Schatz, in fünf Minuten ist alles wieder ganz geschmeidig."

Karoline: Aber ich finde das Konzept vom Sterben scheiße, muss ich sagen. Ich verstehe jetzt nicht, warum das sein muss.

Tom: Weil das Leben seine Schönheit nur vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit entfalten kann. Sonst hat es keinen Wert.

Karoline: Am Ende ist die Vergänglichkeit der Motor für das Leben. Aber trotzdem finde ich es regelmäßig scheiße. Das ist die einzige absolute Sicherheit, die wir haben, dass wir sterben werden. Und die mag ich nicht. Trotzdem empfinde ich das Älterwerden als etwas Gutes.

Tom: Ja, ich auch.

Karoline: Je mehr ich mich kenne, je mehr ich weiß, was ich brauche, wo ich nein sagen kann und wo ja, umso besser geht es mir. Das ist eine schöne Begleiterscheinung.

Tom: Ich komme mehr zu mir selbst. Ich empfinde mich mit dem Alter entspannter und cooler.

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