Unterhaltung
Interview

Youtuber Julien Bam: "Toxische Stimmung im Netz macht mich traurig"

Julien Bam auf Youtube
Youtuber Julien Bam ist mittlerweile auch Synchronsprecher. Im Film "Sonic The Hegehog" leiht er Igel Sonic seine Stimme.Bild: Screenshot Youtube
Interview

Youtuber Julien Bam: "Die toxische Stimmung im Internet macht mich traurig"

14.02.2020, 14:49
Mehr «Unterhaltung»

Julien Bam ist schon lange nicht mehr nur Youtuber. Er ist auch Werbegesicht, hat für Aldi Süd eine Modelinie auf den Markt gebracht, singt, tanzt, rappt und synchronisiert Filme. Ab dem 13. Februar ist er im Kino zu hören.

Julien spricht Sonic, den Igel aus dem Film "Sonic the Hedgehog". Diese Aufgabe hat ihm reichlich Kritik eingebracht.

Im watson-Interview spricht er über die toxische Stimmung im Internet, die Verfehlungen der Youtuber und verrät, warum er mit dem Thema Fernsehen abgeschlossen hat.

Wie war es für dich, Sonic im Film "Sonic the Hedgehog" deine Stimme zu leihen?

Julien Bam: Eine große Ehre. Aber auf jeden Fall auch eine klare Herausforderung aufgrund des Drucks des Internets. Es gab natürlich sehr viel Protest dagegen. Dementsprechend war der Druck – auch mein eigener Druck – extrem hoch. Ich wollte einfach, dass es geil wird. Dafür habe ich viel Unterstützung von guten Leuten bekommen, auch vom tollen Regisseur. Ich wurde gut an die Hand genommen. Wir haben, wie ich finde, wirklich das beste Ergebnis erzielen können.

Du hast schon die Kritik angesprochen. Wie war es damals für dich, als der erste Trailer herauskam, und viele Fans kritisiert haben, dass ausgerechnet du die Synchronstimme von Sonic bist?

Das hat mich ein bisschen traurig gemacht. Es war für mich eine geniale Chance, über die ich mich sehr gefreut habe. Ein Trailer ist schnell gemacht, du hast aber nie den Kontext und weißt nie, wie du etwas sagen musst. Du weißt auch nicht, wie ein Sonic spricht, der das erste Mal in einem realen Film auftaucht. Wie klingt ein Sonic, der auch der Masse gefällt, den Sonic-Fans. Das sind viele Gedanken, für die bei der Trailer-Aufnahme nicht genug Zeit war.

Das ist aber meistens so, denn Trailer klingen nur selten so gut wie später der Film selbst.

"Deswegen hat mich das traurig gemacht, obwohl mir das Ergebnis damals auch nicht so gut gefallen hat. Aber es war nun mal das erste Feedback und das hat mich getroffen. Das ist aber menschlich, dass man dann etwas traurig ist."

Wie hast du dich vorbereitet? Es gab ja bereits einen Sonic-Sprecher, hast du dir auch angehört und dich etwas eingefunden, oder wie macht man das?

Marc Stachel (Anm. der Red.: der Synchronsprecher von Sonic aus den Videospielen) wurde die ganze Zeit erwähnt, aber er hat ja noch nie einen ganzen Film mit Sonic synchronisiert, weil es das ja vorher nicht gab. Spiele, Serien und Filme haben in der Hinsicht nichts miteinander zu tun. Deshalb war das meiner Meinung nach ein bisschen unfair, dass immer gesagt wurde: "Das ist die Stimme, die ich kenne, und ich will nur die hören".

Das ist diese toxische Stimmung aus dem Internet, die mich ein bisschen traurig gemacht hat. Ich habe mir auch die Stimme angehört und natürlich passt die super gut, aber Inspiration habe ich mir davon nicht geholt, sondern etwas komplett Neues gebaut. Etwas, das auch besser zum Film selbst passt.

Manche Kritik trifft Julien Bam besonders hart

Du hast ja immer wieder mit Kritik zu tun. Gibt es etwas, das dich besonders trifft oder bist du da mittlerweile abgeklärt?

Kritik, die mich triggert, ist meistens, wenn Leute, die sich null Sekunden mit unserem Content beschäftigt haben, Dinge behaupten und mich in eine Schublade stecken – die Schublade Youtuber. Sie beleidigen mich im höchsten Grade und meinen, sie könnten das auch, weil ich ja nur ein Youtuber sei. Sie sind extrem uneinsichtig, auch wenn meine Fans schreiben, "hey, hast du dich schon mal mit dem Content befasst? Das sind Kurzfilme. Es ist nicht das, was du gerade kritisierst". Sie sind in keiner Weise diskussionsfreudig. Die sagen nur, Julien Bam kenne ich aus einer Werbung und ich hasse den. Das gibt es immer wieder.

Ich bin ja auch nicht jedermanns Geschmack. Das ist auch gut so. Aber man muss ja nicht immer negative Vibes verbreiten, manchmal kann man auch einfach den Mund halten.

Wie bist du auf das Synchronsprechen gekommen?

Ich habe generell immer Synchronisation gemacht, aber in einem ganz kleinen Rahmen. Fünf, sechs Jahre lang wurden unsere Hauptvideos immer nachsynchronisiert. Wir haben auch selbst mal einen Animationsfilm gemacht, dem wurde auch eine Stimme verliehen. Wir haben so oft Musikvideos gemacht, ich habe so oft gerappt und gesungen. Ich stand so lange schon vor einem Mikrophon, da dachte ich, das passt zu mir. Hätte ich das vorher nicht gemacht, hätte ich nicht gesagt, dass ich Synchronisation machen möchte. Da ich aber denke, dass ich mich da sehr schnell verbessern kann, habe ich die Challenge angenommen und möchte es richtig lernen.

Darum geht's in "Sonic the Hedgehog":
Mit "Sonic the Hedgehog" kommt die Filmadaption des Videospiel-Klassikers in die Kinos. Den blauen Igel Sonic (gesprochen von Julien Bam) verschlägt es aus Sicherheitsgründen auf die Erde. Dort lebt er im Verborgenen, da niemand von seiner Superkraft wissen darf. Als seine Existenz nach dem versehentlichen Einsatz seiner Super-Power droht, aufzufliegen, trifft er auf den Polizisten Tom (James Marsden). Es beginnt eine wilde und lustige Flucht vor dem verrückten Widersacher Dr. Robotnik (Jim Carrey), der mit allen Mitteln versucht, Sonic auszuschalten.

Julien kritisiert Youtuber – eins haben fast alle falsch gemacht

Hast du nun mehr Zeit für andere Projekte, weil dein Haupt-Youtube-Kanal auf Eis liegt?

Auf jeden Fall. Es sind 20 Tage mehr Zeit, die ich jetzt habe, die ich ins Livestreaming oder in meinen zweiten und dritten Channel stecke – und auch in Social Media. Social Media ist zum Beispiel eine Sache, die mir sehr viel Spaß macht. Mal einfach seine Gedanken über Twitter raushauen, mal ein cooles Foto bearbeiten und posten oder ein lustiges Tik Tok machen, das sich selbst nicht ernst nimmt. Das macht mir Spaß und es kam immer zu kurz, weil ich so sehr in meinem Hauptvideo-Kosmos gesteckt habe. Auch für coole Kooperationen, die neue Möglichkeiten schaffen, hatte ich zu wenig Zeit. Das sind alles Dinge, die ich nun nachholen kann. Und es kommen noch wichtige andere Aspekte hinzu, wie Freund und Familie und das eigene Leben.

Julien Bam, Jim Carrey und Jeff Fowler - Sonic the Hedgehog
Julien Bam leiht Sonic seine Stimme. Auch Jim Carrey (Mitte) ist in dem Film zu sehen, der von Regisseur Jeff Fowler (r.) produziert wurde. Bild: imago images / APress

Also bereust du deinen Youtube-Abschied bis jetzt noch nicht?

Ich bereue es bis jetzt noch nicht. Natürlich macht es mich manchmal traurig, wenn ich eine geile Idee hab und weiß, dass ich sie nie wieder irgendwo präsentieren oder produzieren kann. Ich werde auf jeden Fall keinen neuen Kanal machen. Ich stehe zu meinem Wort. Wenn ich sage, ich gehe, dann gehe ich auch.

Aber du hast ja noch den zweiten Kanal. Warum würdest du nicht darüber die Idee verwirklichen?

Weil dann würde ich den zweiten Kanal umpolen in den ersten Kanal und das wäre ganz gefährlich. Das haben sehr viele Youtuber falsch gemacht, gefühlt alle Youtuber eigentlich. Die haben dann im Zweitkanal weiter gemacht und den dann irgendwann zum Erstkanal gemacht, dann wurden Formate vermischt, dann kam mal ein Musikvideo, dann Qualität – und dann nicht mehr. Das war so verwirrend bei allen Youtube-Kanälen und ich habe es selbst kritisiert und gesagt: "Seid euch bitte einig mit euch selbst". Ich werde es auf jeden Fall anders machen. Ganz klare Ansagen und ganz klare Taten.

Große Trauer nach Julien Bams Youtube-Aus-Verkündung

Wie war das Feedback auf das Ende deines Youtube-Hauptchannels?

Auf jeden Fall sehr heftig. Auch sehr heftig von Trauer getränkt. Aber die Community hatte unglaublich viel Verständnis dafür. Gegen Ende hieß es dann nur noch: Julien Bam hört auf mit allem. Aber das ist komplett falsch. Im Grunde bin ich nun noch viel präsenter, nur auf anderem Wege. Viele haben die Message nicht klar verstanden. Sie hörten die ersten zwei Sätze und haben abgeschaltet. Aber das ist ja nicht der Fall.

Julien Bam - Sonic the Hedgehog
Bild: imago images / Future Image

Sondern?

Ich hatte angekündigt, dass noch drei Videos kommen: Unsere Haupt-Trilogie, denn wir wollen mit einem Knall gehen. Damit wollen wir unsere Kosmen, die wir aufgebaut haben, beenden. Das wird nochmal eine spannende Reise für unsere Community und auch für uns. Damit findet der Hauptchannel sein Ende.

Aber er bleibt bestehen?

Er bleibt für immer bestehen. Ich glaube, dass wir damit einiges geschaffen haben, was man auch in fünf Jahren als Must-Watch-Kult oder als Oldie ansehen wird. Und das wollen wir erhalten. So viele Videos werden mittlerweile auch in Schulen analysiert, nicht nur unsere tiefgründigen Filme, sondern auch die stupidesten. Da denke ich mir manchmal: "Meine Güte, wie gern wäre ich in diesem Unterricht".

Du meintest schon, dass der Arbeitsaufwand für die Videos extrem war. Glaubst du, viele unterschätzen das und haben eine falsche Vorstellung von der Arbeit für Youtube?

Ich glaube die "Super-Zuschauer", wie ich sie gerne nenne, finden extrem krass, was wir machen. Sie forderten auch immer wieder, dass wir Pausen einlegen. Aber viele können es nicht einschätzen. Sie sehen nur ein Video und haben am nächsten Tag schon vergessen, dass überhaupt ein Video kam. Die sind bei Youtube, scrollen einfach nur durch, sind entertaint und schauen direkt das nächste Video. Die machen sich keine tiefgründigen Gedanken dazu, wie viel dahintersteckt.

Habt ihr versucht, auf den Arbeitsaufwand aufmerksam zu machen?

Wir haben immer wieder versucht zu erzählen, was da alles drinsteckt, auch, um etwas Verständnis zu bekommen, falls mal ein Video ausfällt. Aber es war nicht viel Interesse dafür da. Es wirkt auch schnell wie Meckern. Und das wollten wir nie, wir wollten nur zeigen: hard works pays off.

Mit dem Thema Fernsehen hat Julien abgeschlossen

Hat sich die Youtube-Szene deiner Meinung nach in den letzten Jahren verändert?

Die hat sich gewaltig verändert. In den letzten drei Jahren ist so viel passiert in der Youtube-Szene. Ich merke das auch, weil viele Zuschauer ganz anders sind, sich ganz andere Szenen gebildet haben. Als ich anfing, war Youtube einfach eine Szene für Cosplayer, Emos, Szene-Menschen. Es war einfach eine kleine Clique, die sich auch draußen getroffen hat, beispielsweise bei großen Youtuber-Fanmeetings am Rhein. Dann wurde alles sehr schnell groß, für manche Youtuber teilweise zu schnell.

Wie machte sich das bemerkbar?

Plötzlich war die erste Million Klicks nichts besonders mehr. Viele Youtuber haben sich connectet. Es entstanden große Youtube-Teams. Es wurde so riesig und kommerziell, sodass es für viel mehr Menschen interessant wurde. Plötzlich war es kein Insidertipp mehr, sondern Mainstream. Und dann gab es einen riesigen Boom auf Youtube, der mittlerweile schon wieder vorbei ist. Da gab es Fans, die in die Wohnungen der Stars gegangen sind, in deren Hausfluren übernachtet haben. Das ist heute auch nicht mehr der Fall. Mittlerweile gibt es durch Twitch, Netflix und Co. so viel mediale Konkurrenz, dass Youtube generell in den Hintergrund geraten ist.

Du hast auch bei TV-Projekten mitgewirkt. Hast du in dieser Hinsicht noch Ziele?

Nö, TV habe ich einmal gemacht und würde es nicht noch einmal machen. Ich liebe es, die Kontrolle über das zu haben, was ich mache. Das habe ich bei Youtube so gelernt. Bei TV-Shows – bei einer großen bestimmten TV-Show (Anm. der Red.: Er war 2018 Juror in der ProSieben-Show "Masters of Dance") – wurde mir hingegen immer wieder gesagt, was ich sagen soll. Und das hat mir nicht gefallen. Das ist die Szene, so funktioniert Fernsehen nun mal. Da wird vieles umgeschnitten und so gemacht, wie das Fernsehen es cool findet und wie es für deren Zielgruppe passt. Aber ich stimme nicht mit allem überein, deswegen sehe ich da keine Fortsetzung.

Hast du noch ein anderes Ziel, wo willst du hin?

Ich will mich erst einmal ein bisschen selber finden. Ich bin tatsächlich in einer Selbstfindungsphase. Ich probiere mich ein bisschen bei Twitch im Livestreaming aus, probiere dort mal sieben Stunden am Stück und live zu reden. Außerdem wird sich das Team, mit dem ich zusammenarbeite, ein wenig verkleinern. Ich kann jetzt mehr coole Angebote annehmen, habe mehr Zeit für Freunde und Familie. Das sind alles Dinge, die in der Selbstfindungsphase ein wichtiges Thema sind. Vor allem auch, wie ich zu mir selbst stehe.

Landwirt ohne Manieren bei "Bauer sucht Frau": Was RTL nicht gezeigt hat

Der Milchviehwirt Peter aus Österreich sucht in der aktuellen Staffel von "Bauer sucht Frau International" nach der großen Liebe und muss dabei so manch schwierige Entscheidung treffen. Zunächst lud er vier Frauen auf seinen Hof ein, mit nur zwei Kandidatinnen jedoch verbringt er eine ganze Woche: Alisa und Stephanie. Zwei Anwärterinnern schickte er demnach bereits nach Hause.

Zur Story