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Podcast: Von Klaas Heufer-Umlauf bis "Lubi" – das Geheimnis von Studio Bummens

Studio Bummens, Lubi
Rolf L. ist der Protagonist im neuen Podcast von Studio Bummens: "Lubi".Bild: Studio Bummens / Philipp Hoffmann
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Von Klaas Heufer-Umlauf zum neuen Podcast "Lubi": Das Erfolgsgeheimnis von Studio Bummens

10.05.2023, 11:5910.05.2023, 14:59
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"Baywatch Berlin" von Klaas Heufer-Umlauf, "Apokalypse & Filterkaffee" von Micky Beisenherz und "Cui Bono" sind drei der erfolgreichsten Formate der deutschen Podcastszene. Und hinter allen steckt das gleiche Unternehmen: Studio Bummens.

Wer keines der drei Formate hört, hört vielleicht "Einfach mal Luppen" mit Fußball-Profi Toni Kroos. Oder "1,5 Grad" von Luisa Neubauer. Auch die gehören zum Portfolio. Und so hat vermutlich wirklich fast jeder schon mal was von Studio Bummens gehört.

Gerade kam der neueste Podcast raus. "Lubi – Ein Polizist stürzt ab" ist die Geschichte eines ehemaligen Drogenfahnders, der selbst zum Verbrecher wird. Watson hat mit den Machern Nino Seidel und Jon Handschin gesprochen. Über die außergewöhnliche Entstehung, die Zusammenarbeit des Studios mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sowie Trends in der Podcast-Branche.

Watson: Wie kommt man an einen Typen wie Lubi?

Nino Seidel: Zu Lubi bin ich eigentlich durch Zufall bei einer Recherche gekommen – habe aber direkt gedacht, dass der Fall viel zu schade ist, um nur einen Zehn-Minuten-Beitrag darüber zu drehen. Denn das ist einfach eine völlig verrückte Geschichte. Natürlich eine Crime-Geschichte. Aber es geht nicht um Mord oder Terror, es ist eher skurril. Ein Mensch, der von der Bahn abkommt, obwohl er eigentlich auf der Bahn sein sollte als Polizist. An den könnten eigentlich besondere Ansprüche gestellt werden. Stattdessen hat er die Seiten gewechselt, er führt ein Doppelleben.

Jon Handschin: Der ganze Podcast ist in nur zwei Tagen, knapp vier Wochen vor der Urteilsverkündung, aufgenommen worden. Dass Lubi zu dem Zeitpunkt bereit war, seine Geschichte mit uns zu teilen – das gibt es so ja in keinem True-Crime-Podcast.

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Ist "Lubi" ein Anti-True-Crime-Podcast?

Nino: Ich komme aus dem Investigativ-Journalismus. Da geht es um Akte, um Fakten und Details. Das war hier aber gar nicht so angelegt. Mit Absicht. Es geht um Lubis Version der Geschichte, die wir nicht versucht haben, zu widerlegen oder auseinanderzunehmen.

Jon: Bei True Crime geht es darum, Fälle aufzuklären. Aber die Frage, die sich bei "Lubi" durch den gesamten Podcast zieht, ist eigentlich: Was ist die Wahrheit – und was nicht mehr? Denn Lubi ist das, was man im Storytelling als einen "unreliable narrator" – also einen unzuverlässigen Erzähler – bezeichnet. Es ist ein wenig so, als würde man wie ein Polizist mit einem Verdächtigen zusammensitzen und sagen "So, dann schildern Sie mal ihre Sicht der Dinge" und ist dann als Zuhörer:in dabei, wie Nino das im Moment des Gesprächs für sich einordnet.

Jon Handschin, Studio Bummens
Jon Handschin von Studio Bummens ist Autor und Producer von "Lubi".Bild: Studio Bummens

Wie hast du ihn überzeugt mitzumachen?

Nino: Als Journalist habe ich schon an so viele Türen geklopft und wurde nicht reingelassen. Hier habe ich es einfach probiert – und zu meiner Überraschung hat er relativ schnell zugesagt. Er hat, glaube ich, verstanden, was ich an seiner Geschichte interessant finde. Und ich habe verstanden, dass er ein großes Bedürfnis hatte, seine Geschichte zu erzählen.

Wie passt "Lubi" ins Portfolio von Studio Bummens, zu dem ja viele extrem erfolgreiche Podcast-Formate wie "Baywatch Berlin" und "Cui Bono" gehören?

Jon: Das ist ja das Schöne am Podcast. Dass man mit ganz unterschiedlichen Formaten auch mal Risiken eingehen und herausfinden kann, ob das Spaß macht und funktioniert. "Lubi" ist eine Mischung aus Interview, Reportage und erzählerischem Hörspiel, wie ein Kopfkinofilm zum Hören.

Und wie kommt man an so viele erfolgreiche Formate?

Jon: Wir machen sehr viel klassischen Talk: die Baywatcher, Salwa Houmsi und Sebastian Hotz, Toni und Felix Kroos. Das sind alles auf ihre Art herausragende Künstler:innen. Dass wir die für uns gewinnen konnten, das ist natürlich toll. Wahnsinnig glücklich sind wir natürlich auch, dass wir mit Florida Entertainment zusammenarbeiten, dem Produktionsunternehmen von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf.

Nino Seidel
Nino Seidel ist Autor und Host vom neuen Studio-Bummens-Podcast "Lubi".Bild: Studio Bummens / Studio Bummens

Sind die Künstler:innen das Erfolgsgeheimnis von Studio Bummens?

Jon: Natürlich beruht ein Großteil des Erfolgs auf den Künstler:innen selbst. Aber die Geschichten, die wir machen, sind alles Sachen, die wir wahnsinnig lustgetrieben verfolgen. Wir setzen Themen um, die uns inhaltlich oder stilistisch reizen. Die Experimente sind. Es ist noch lange nicht auserzählt, was das Medium Podcast alles sein kann.

Jon Handschin

Mitgründer und Executive Producer bei Studio Bummens. Seine Karriere hat der Medienunternehmer als Producer bei Nico Hofmann, dem heutigen Chef der UFA, begonnen. Gemeinsam mit Tobias Bauckhage ist er Mitbegründer der deutschen Filmwebseite Moviepilot und von Creators Media in Los Angeles. In seiner Zeit in den USA hat er die Liebe zum Medium Podcast für sich entdeckt.

Wohin geht denn die Entwicklung in der Branche gerade, was sind Trends?

Jon: Viele glauben ja, es gibt doch schon so viele Podcasts – und langsam gibt es keine Entwicklungsfelder mehr. Da würde ich auf jeden Fall widersprechen. Wir haben so viele Stimmen in unserer Gesellschaft noch gar nicht gehört. So viele Formate noch nicht umgesetzt. Da liegt noch ganz viel vor uns.

Nino Seidel

Eigentlich ist er Investigativ-Journalist beim NDR. Er recherchierte dort für "Panorama" und ist Gründungsmitglied des investigativen Youtube-Kanals STRG_F.

Das erfolgreichste Format bei euch ist doch immer noch "Baywatch Berlin", oder?

Jon: "Baywatch Berlin" ist natürlich ein Monolith in der deutschen Podcast-Szene. Aber du kannst ein wöchentliches Talk-Comedy-Format wie "Baywatch Berlin" nur schwer vergleichen mit einem täglichen Nachrichten-Angebot wie Tobias Bauckhage (Anm. d. Red.: Mitgründer und Co-Geschäftsführer von Studio Bummens) es bei uns zum Beispiel mit Micky Beisenherz und "Apokalypse & Filterkaffee" produziert. Dasselbe gilt für eine zweiwöchentliche Show wie "Weird Crimes", die Konstantin Seidenstücker (Anm. d. Red.: Gründer und Geschäftsführer von Studio Bummens) bei Bummens gemeinsam mit Visa Vie und Ines Anioli macht. Das sind verschiedene Sparten, verschiedene Zielgruppen und verschiedene Produktions-Rhythmen, mit denen wir da arbeiten. Deswegen ist die absolute Reichweite ein wichtiger, aber nicht der einzige Gradmesser für Erfolg.

Lubi von Studio Bummens
Zu "Lubi" soll jetzt auch eine Doku-Serie für die ARD entstehen. Studio Bummens wird hier als Co-Produzent eingebunden sein, Nino Seidel war als Berater auch beteiligt.Bild: Studio Bummens / Studio Bummens

Wie viel Aufwand ist es, eine Folge von "Baywatch Berlin" zu produzieren?

Jon: Das ist generell bei Podcast-Shows sehr unterschiedlich. Das hängt sehr von den Künstlerin:innen ab und wie autark sie sind. Wie sehr gehen sie selbst in die redaktionelle Vorbereitung und wie gefragt sind wir als Team? Ich gebe dir mal ein anderes Beispiel, "Feelings" von Kurt Krömer – eine Interview-Show, die wir im Auftrag von Amazon Music produzieren. Alleine das Gästemanagement ist so aufwendig wie bei einer wöchentlichen Talk-Fernsehsendung.

Auf der anderen Seite ist Kurt Krömer ein zu 100 Prozent autarker Künstler. Das Konzept lebt davon, dass es keine Vorbereitung gibt. Heißt, wir haben null Aufwand damit, ihn als Host zu briefen. Wir müssen nur alles so vorbereiten, damit er perfekt agieren kann. Für uns als Podcast-Produzenten ist die Frage immer: Wo brauchen die Künstler:innen Unterstützung und was können wir tun, damit die Show problemlos ablaufen kann – um ihnen dann die Bühne komplett zu überlassen.

Kannst du sagen, wie viel man mit einer Folge "Baywatch Berlin" verdient?

Jon: Lass es mich so beantworten – es lohnt sich, als Produzent und als Künstler langfristig an den Rechten seiner eigenen Shows beteiligt zu sein. Das ist ein Weg, den wir von Anfang an relativ konsequent bei Bummens gehen.

Extrem beliebt war zuletzt auch "Cui Bono" mit den Folgen zum Drachenlord. Ist da eine neue Staffel in Planung?

Jon: Tobi Bauckhage verantwortet bei uns die Weiterentwicklung der "Cui Bono"-Reihe. Da wird sicherlich noch etwas kommen, wenn die Zeit für eine dritte Staffel reif ist. Bei "Cui Bono" sollte es möglichst um eine digitale Geschichte gehen, sie sollte einen gesellschaftlichen Aspekt haben und es muss gutes Tonmaterial geben, bei dem ein:e Protagonist:in im Zentrum steht. Da wird es bestimmt wieder neue Ideen geben, die Lust ist auf jeden Fall da.

Nach Ronan Keating: Nächster "The Voice of Germany"-Coach ist raus

In der vergangenen "The Voice of Germany"-Staffel kämpften erstmals Giovanni Zarrella, Ronan Keating, Shirin David sowie Bill und Tom Kaulitz um die besten Talente. 2023 hatte die Sendung eine komplett neue Besetzung. Zudem gab es von ProSieben/ Sat.1 eine neue Regel: Wenn die Coaches am Buzzer sitzen, müssen sie aufpassen, dass sie von anderen Stars auf den Stühlen nicht geblockt werden. Wann es in diesem Jahr eine neue Staffel zu sehen gibt, ist noch nicht bekannt. Auch zur Besetzung wurde nichts Offizielles verkündet.

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