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Eko Fresh: Kind und Ehefrau statt Ego-Vergleiche – neues Kapitel für den Rapper

Eko Fresh
Mit 17 hat er angefangen, Musik zu machen. Heute ist Eko Fresh 40 Jahre alt.Bild: Privat / Ben Hammer
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Eko Fresh schließt mit der Vergangenheit ab: "Ego-Vergleiche brauche ich nicht mehr"

09.03.2024, 11:40
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"Ich bin jung und brauche das Geld" ist lange her. Das denkt man zwangsläufig, wenn man Eko Fresh im Video-Call für das watson-Interview lächelnd in seiner aufgeräumten Küche sitzen sieht. Vor mehr als 20 Jahren kam der Song raus, es folgten Millionen verkaufte Tonträger und mehrere Goldene Schallplatten. Heute ist der Rapper verheiratet mit der Musikerin Sarah Bora, mit der er den siebenjährigen Sohn Elijah hat.

Das Interview ist nur einen Tag, bevor er nach Südafrika fliegt. Zehn Tage für die neue Staffel von "Sing meinen Song", die im Frühling bei Vox läuft. Und dennoch ist er es, der sich dafür bedankt, dass man Zeit findet zu sprechen. Eko Fresh, der früher bekannt war für seine Diss-Tracks, wirkt schon nach wenigen Minuten wie der netteste Mensch der Welt.

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watson: Du bist nicht der erste Rapper, der bei "Sing meinen Song" mitmacht. Dennoch ist deine Teilnahme für viele überraschend.

Eko Fresh: Ich war immer ein Typ, der offen ist für andere Musikrichtungen. Denn bei Musik geht es um Emotionen, unabhängig vom Genre. Ich bin kein Rapper, der sich schämt, Emotionen oder Schwächen zu zeigen. Ich will in der Show meine musikalische Story weitererzählen.

"Die ersten Songs kamen raus, als ich nichts zu verlieren hatte. Das ist nichts, worauf ich heute stolz bin."

Wie?

Mein Happy End im Leben habe ich gefunden. Ich habe eine Familie, es geht uns gut. Ich bin wirklich angekommen. Und jetzt soll es darum gehen, auch musikalisch anzukommen. Ich will bei "Sing meinen Song" auf dieser Bühne die Vergangenheit abschließen und hinter mir lassen.

Du hast mit 17 angefangen, Musik zu machen. Wie blickst du heute auf die Songs aus dieser Zeit?

Manchmal ist es für mich, als hätte das ein Fremder geschrieben. Die ersten Songs kamen raus, als ich nichts zu verlieren hatte. Das ist nichts, worauf ich heute stolz bin. Aber das ist meine Diskografie, deswegen stehe ich dazu. Auf Konzerten singe ich zum Beispiel immer noch "Ich bin jung und brauche das Geld", weil die Leute das hören wollen. Aber um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht mehr, was ich mir gedacht habe, als ich den geschrieben habe. Da war ich Anfang 20.

Gibt es Songs, die du deinem Sohn lieber nicht vorspielst?

Das, was ich heute aufnehme, ist genau das, wofür ich stehe. Aber früher war ich woanders. Wenn heute ein junger Mensch mit Migrationshintergrund harten Rap macht, würde der Ottonormalverbraucher das wahrscheinlich nicht verstehen. Aber ich kann den und seinen Schmerz verstehen. Weil ich das Gefühl kenne, nicht akzeptiert zu werden. Deshalb bin ich vielleicht genau der Richtige, um diesen Jungs und Mädels Workshops zu geben. Ich kann sie beraten und Input geben. Ich habe meinen Traum erfüllt. Aber ich habe auch unten angefangen, mein Leben heute sehe ich als Privileg an.

Ich versuche, etwas zurückzugeben. Wenn ein Jugendlicher aus Nordrhein-Westfalen mich sieht, dann soll er denken: "Cool, der sieht aus wie ich." Und er soll wissen: Er kann es auch schaffen.

Was machst du mit Songs, die du heute zu hart findest?

Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir uns bewusster werden über das, was wir tun und konsumieren. Das ist für mich ein stetiger Prozess. Wenn mir Sachen auffallen, die ich heute unpassend finde, nehme ich die runter von meinen Streaming-Plattformen. Ich habe eine Lernkurve gemacht in meinem Leben – und ich bin ein Rapper, der diese Lernkurve in seinen Songs auch thematisiert. Wenn du in der Musik irgendwas falsch gemacht hast, dann musst du das auch in deiner Musik wieder richtigstellen.

Um welche Werte geht es dir noch in deiner Musik?

Es geht um Ehrlichkeit. So zu bleiben, wie man ist. Ich bin eigentlich ein ganz normaler Typ. Ich möchte nahbar für die Menschen bleiben und ich möchte für sie auch weiterhin Sprachrohr sein. Ich sehe mich nicht als Megastar. Es war zum Beispiel immer ein Traum von mir, ein Haus zu haben und ein Auto. Ich habe das jetzt. Aber es ist nicht so, dass meine Frau und ich das den Leuten unter die Nase reiben. Wir posten sowas auch nicht. Es ist uns eher unangenehm. Denn das ist nichts, wofür wir als Fresh-Family stehen.

Eko Fresh, Sarah Borat
Seine Ehefrau Sarah hat Eko 2016 geheiratet. Im gleichen Jahr wurde der gemeinsame Sohn geboren.Bild: Privat / Ben Hammer

Wie wichtig sind dein Sohn und deine Frau für deine Musik?

Meine Familie hat mir immer Halt gegeben. Das habe ich gebraucht. Denn ich bin ein sehr extremer Mensch. Und meine Familie hat mich immer ausgeglichen. Viele Künstler verspüren ein Loch in sich. Wenn sie von der Bühne treten und das Adrenalin nachlässt, beginnen bei ihnen die Probleme.

Hattest du das nie?

Ich habe da gerade noch die Kurve bekommen. Denn ich will nicht nur auf der Bühne, sondern auch im echten Leben Champion sein. Diese Einstellung kam durch meine Familie. Ich bin in die Vaterrolle reingewachsen und liebe es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Den ganzen Scheiß, diese Ego-Vergleiche, die im Rap oft stattfinden, die brauche ich nicht mehr. Das ist nicht mein Ding. Und damit will ich auch nichts mehr zu tun haben. Mein neues Album (Anm. d. Red.: bisher ohne Veröffentlichungs-Datum) ist daher auch überhaupt nicht aus der Ego-Perspektive geschrieben. Ich bin jetzt 40, das fände ich in dem Alter auch unpassend. Es geht um Familie, um Emotionen.

Wie blickst du auf die Rap-Szene von heute? Viele sind über Social Media bekannt geworden.

Ich kenne diesen Struggle, den man hat als junger Künstler. Heute gibt es mehrere Plattformen, mit denen man das selbst in die Hand nehmen kann. Früher gab es viel mehr Gatekeeper, an denen man es erst mal vorbei schaffen musste. Daher freue ich mich für jüngere Künstler, dass sie das nicht mehr durchmachen müssen. Es durch dein Talent, deinen Impact, deinen Spirit zu etwas zu bringen, das ist der German Dream. Gerade für Menschen mit Migrations-Background ist Social Media eine tolle Plattform.

Es gibt heute viele Frauen im Rap. Hörst du die auch?

Die Leute würden sich wundern, wenn sie wüssten, was ich alles höre. Kölsche Musik, Schlager, türkische Musik. Aber ich höre natürlich auch neue Rapmusik und freue mich, dass da inzwischen so viel Frauenpower am Start ist. Die Frauenpower habe ich durch meine Frau auch hier zu Hause. Sie ist sehr aktiv, hat gerade erst ein Buch geschrieben, will demnächst auch wieder Musik veröffentlichen. Ich finde das einfach cool, wie facettenreich Hiphop geworden ist.

Im Rap gibt es aktuell viele ungewöhnliche Kollabos. Ski Aggu und Otto zum Beispiel. Du hattest immerhin Oli P.

Ich habe auch schon mit Nino de Angelo zusammengearbeitet. Meine Mutter hat mich so erzogen, wir waren immer sehr offen anderen Menschen gegenüber. Dadurch hatte ich wirklich nie Berührungsängste mit anderen Genres. Am Anfang meiner Karriere hatte ich Labels, die mir das verbieten wollten. Das habe ich nie verstanden. Genauso wenig wie, warum die Szene es wack fand, wenn man als Rapper in Mainstream-Medien stattfand. Die haben das nicht akzeptiert, weil für sie die deutsche Medienlandschaft nicht cool genug war.

Du bist vielleicht der kommerziellste von allen Rappern, bist immer wieder auch im TV zu sehen. Du wurdest deshalb allerdings auch angefeindet. Stehst du da drüber?

Meine Vorbilder, Jay-Z und Puff Daddy, haben das so gemacht. Deshalb habe auch ich das so gemacht. Ich wusste einfach, dass das richtig ist. Wobei das ja eigentlich gar nicht kommerziell ist, was ich mache.

Was meinst du?

Eigentlich ist doch der harte Rap heute Mainstream und extrem erfolgreich. Da ziehe ich mich aber ganz bewusst raus. Von daher bin ich das Gegenteil von Kommerz. Kommerziell wäre ich, wenn ich heute weiterhin auf hart machen würde.

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