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Timur Bartels ist als Schauspieler sehr gefragt – und seine Bekanntheit nutzt er auch, um auf Themen aufmerksam zu machen, die ihm wichtig sind. Bei Social Media machte er sich schon öfter für Diversität stark, ließ sich unter anderem in Frauenkleidern ablichten.
Derzeit ist er sowohl auf der Kinoleinwand als auch im Fernsehen sehr präsent. In "Manta Manta – Zwoter Teil" spielt er an der Seite von Til Schweiger, für den neuen "Dänemark-Krimi" im Ersten schlüpft er in die Rolle eines Tatverdächtigen. Der Durchbruch gelang ihm durch seine Serienhauptrolle als Alex in "Club der roten Bänder".
Im Interview mit watson findet der 27-Jährige deutliche Worte für den Zustand der deutschen Filmlandschaft – und bewertet auch die jüngsten kritischen Aussagen seines Kollegen Til Schweiger zu den Protest-Aktionen der "Klima-Kleber:innen" von der Letzten Generation.
Watson: Deutsche Produktionen werden in Deutschland oft kritisiert. Ein Vorwurf lautet: zu steif, zu hölzern. Kannst du das nachvollziehen?
Timur Bartels: Ich kann die Kritik auf jeden Fall verstehen, zum großen Teil trifft sie zu. Man darf allerdings nicht vergessen: Was an internationalen Produktionen zu uns herüberschwappt, sind immer nur die hochwertigsten Sachen. Den "Trash" gibt es auch in anderen Ländern, das weiß ich zum Beispiel von Kollegen aus den USA. Nur bekommen wir davon nichts mit.
Wonach entscheidet sich, ob du für ein Projekt zu- oder absagst?
Mir ist immer wichtig, wer sonst noch beteiligt ist. Das gilt für die Regie wie auch die anderen Darsteller. Ich spiele lieber eine kleinere Rolle, wenn ich dafür ein inspirierendes Umfeld habe, über das ich noch dazulernen kann. Ich war nicht auf einer Schauspielschule, aber ich kann durch die Zusammenarbeit mit anderen besser werden. Die Geschichte muss außerdem authentisch und stimmig sein. Auch das ist für mich relevanter als der Umfang meiner Rolle. Ich bin lieber ein kleiner Teil von etwas richtig Gutem als der Hauptdarsteller einer schlechten Geschichte. Du kannst nicht so leicht aus Scheiße Gold machen, denn das Drehbuch ist die Basis. Da können die Schauspieler oder die Kamera-Arbeit noch so gut sein.
Du hast schon vor dem "Dänemark-Krimi" in mehreren TV-Krimis mitgespielt. Gibt es etwas, das dich an diesem Genre besonders reizt?
Der Krimi ist ein zeitloses Format. Man ist immer von Geschichten fasziniert, die im realen Leben eher nicht passieren. True Crime finde ich tatsächlich aber noch viel spannender. Am wichtigsten ist, dass sich die Geschichten nicht zu sehr wiederholen. Am "Dänemark-Krimi" gefällt mir zum Beispiel, dass das Setting mal ein ganz anderes ist, denn die Handlung spielt ja nicht in Deutschland.
Spielt für dich auch die Zielgruppe eine Rolle? TV-Krimis werden zum Beispiel nicht unbedingt für junge Menschen gedreht, so zumindest das Klischee.
Für mich ist keine Zielgruppe wertvoller oder weniger wertvoll als die andere. Menschen, die öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen, sind zwar tendenziell älter, aber mir ist es egal, wer durch den Krimi unterhalten wird. Es gibt jedoch auch Projekte, die für mich dadurch, dass sie jüngere Menschen ansprechen, attraktiver werden. Produktionen, die speziell oder hauptsächlich für die Mediathek gemacht werden, finde ich zum Beispiel besonders spannend. Auf der Streaming-Plattform bewegen sich viele Leute, die man über das lineare Fernsehen schwerer erreicht.
Du setzt dich auf Instagram für Vielfalt ein. Wie steht es um Diversität in der deutschen Filmbranche?
In der Gesellschaft sind Toleranz und Offenheit gestiegen. Die Filmbranche steht im Vergleich dazu noch weit hinten und hat viel aufzuholen. Es gibt zum Beispiel Studien darüber, dass Frauen ab einem gewissen Alter schwieriger an Hauptrollen herankommen als Männer. Die Branche muss fairer für alle Beteiligten werden, und damit wäre sie zugleich authentischer, indem sie die Gesellschaft widerspiegelt. Es gibt aber auch immer wieder Lichtblicke. In "Manta Manta – Zwoter Teil" gibt es zum Beispiel einen Auftritt einer Transfrau – und das spielt auch eine echte Transfrau.
Dein "Manta Manta"-Kollege Til Schweiger vertritt allerdings auch kontroverse Positionen. Die Klima-Aktivist:innen der Letzten Generation nannte er kürzlich in einem "Bild"-Interview "Vollidioten"...
Ich habe mit ihm, ehrlich gesagt, nicht über dieses Thema gesprochen. Ich finde, diese Aktivisten haben die richtige Mission, aber die Methoden, die sie anwenden, sind teilweise streitbar und die Kommunikation der Message nach außen verläuft nicht immer optimal. Insofern kann ich Menschen verstehen, die sich darüber aufregen.
Siehst du dich als Person des öffentlichen Lebens in der Verantwortung, über gesellschaftliche Themen zu sprechen?
Mit vielen Fans, die einen bewundern, kommt automatisch auch eine große Verantwortung. Die erste Regel sollte sein, dass man sich nur zu Themen äußert, mit denen man sich ausgiebig beschäftigt hat. Ich spreche daher auch nur über Dinge, hinter denen ich stehe und von denen ich fest überzeugt bin.
Stören dich die negativen Seiten des Ruhms?
Man hat weniger Privatsphäre. Ich habe meinen Beruf aber bewusst ausgewählt und kann mit den Konsequenzen leben. Dann erzähle ich eben nicht die privatesten Dinge am Telefon, wenn ich gerade im Bus oder im Zug bin. Die Beschränkungen sind überschaubar und alle Begegnungen, die ich habe, sind letztlich positiv.
Möchtest du künftig auch international drehen oder bist du in Deutschland glücklich?
Die Brücke zwischen einer deutschen und einer internationalen Produktion ist gar nicht mehr so groß. Eine deutsche Produktion kann international Aufmerksamkeit bekommen. Ein gutes Beispiel ist "Dark". Eine deutsche Serie, die auch in anderen Ländern extrem erfolgreich ist. "Rumspringer", einer meiner Filme, ist in Südamerika sehr beliebt. Ich habe viele Nachrichten von Menschen aus Südamerika bekommen, das finde ich ziemlich cool. Ich bin daher nicht krampfhaft auf der Suche nach einem internationalen Projekt.
Da du "Dark" bei Netflix erwähnt hast: Profitieren Schauspieler:innen also auch von dem Streaming-Boom?
Es ist in jeder Branche von Vorteil, wenn neue Player dazukommen, denn so verteilen sich die Macht und der Einfluss. Es gibt mehr Arbeit für Künstlerinnen und Künstler, aber auch mehr Auswahl-Möglichkeiten für Konsumentinnen und Konsumenten. Die Projekte werden außerdem inhaltlich besser, weil der Markt umkämpfter ist.
Das Erste zeigt am Donnerstag, 13. April 2023, um 20.15 Uhr, "Der Dänemark-Krimi: Blutlinie" mit Timur Bartels.
