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"DSDS": Warum Bohlens Rückkehr die RTL-Show nicht retten kann

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Dieter Bohlen soll zu "DSDS" zurückkehren.Bild: www.imago-images.de / Revierfoto
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Dieter Bohlen zurück zu "DSDS": Die RTL-Show ist endgültig verloren

14.07.2022, 07:04
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Als RTL vermeldete, dass Dieter Bohlen 2021 nicht mehr bei "DSDS" und "Das Supertalent" an Bord sein würde, sorgte der Sender damit für einen Paukenschlag – schließlich war der Poptitan jahrelang das große Aushängeschild beider Formate gewesen. Die Begründung damals lautete: RTL wolle sich familienfreundlicher orientieren, Bohlen selbst meinte, für einen "Revoluzzer" wie ihn sei einfach kein Platz mehr in den Shows.

Und tatsächlich war der 68-Jährige aufgrund seiner Knallhart-Ansagen an die Kandidatinnen und Kandidaten schon immer umstritten gewesen. Zugleich sorgte er mit seinen Sprüchen allerdings für den nötigen Unterhaltungswert und, damit verbunden, gute Quoten. Ein zweischneidiges Wert.

Was viele schon ahnten (oder eher: befürchteten), bewahrheitete sich schließlich: Ohne Bohlen ging das Format unter und verlor zahlreiche Zuschauer. Silbereisen als neuer Chef-Juror brachte nicht die nötige Zugkraft mit. Nun berichten die "Bild" und "DWDL" übereinstimmend in Berufung auf interne Quellen: RTL holt Bohlen zurück, ein Vertrag für die Staffel 2023 soll bereits unterschrieben sein. Mit dieser Entscheidung jedoch verliert der Sender endgültig sein Gesicht.

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Dieter Bohlen zurück bei "DSDS" – es klingt wie ein schlechter Scherz

"DSDS" hat im Verlauf der Jahre so einige Erfahrungen mit Unruhestiftern gemacht. So wurde Ex-Juror Michael Wendler nachträglich in bereits aufgezeichneten Episoden unkenntlich gemacht, nachdem er im Netz einen kruden KZ-Vergleich angestellt hatte. Auch für Xavier Naidoo ist nach Rassismus-Vorwürfen bis heute kein Platz mehr in der Sendung.

Natürlich wiegt die Kritik gegen Bohlen von vorneherein weit weniger schwer. Dennoch wäre die Inkonsequenz von RTL in diesem Fall beachtlich, sollte er wirklich zu "DSDS" zurückkehren. Die Entscheidung würde vor allem zeigen, dass der "familienfreundlichen" Ausrichtung spätestens dort klare Grenzen gesetzt sind, wo die Quoten nicht mehr stimmen. Profit geht am Ende über alles – dass Bohlen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer plötzlich mit Samthandschuhen anfassen würde, ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich. Wenn er zurückkommt, dann sicherlich in alter Form.

Doch um das Format zu retten, ist es vermutlich schon lange zu spät. Zwar konnte mit Silbereisen ein großer Name gewonnen werden, aber ein "DSDS" mit angezogener Handbremse kann nicht funktionieren, wenn die Show zuvor rund 20 Jahre lang vor allem wegen Bohlens Sticheleien erfolgreich war. Wohl nicht einmal Helene Fischer in der Jury (zusätzlich zu Silbereisen) hätte den Abwärtstrend aufhalten können.

"DSDS"-Entscheidung zeigt die Verzweiflung von RTL

Auch RTL scheint nun realisiert zu haben, dass "DSDS" nur in einer Konstellation das Publikum überzeugt: mit Dieter Bohlen. Diese Erkenntnis hätte aber Vorrang gegenüber der verzweifelten Neuausrichtung mit Silbereisen, Ilse DeLange und Toby Gad haben müssen. Mit der letzten Staffel hat der Sender sich nicht zuletzt in die eigene Tasche gelogen. Die Bohlen-Rückhol-Aktion wirkt jetzt sogar noch verzweifelter. Dabei wurde noch vor Monaten betont, man wolle dem Format die nötige Zeit geben, um sich zu etablieren und zu erholen.

Es lastete andererseits aber ein gewisser Druck auf RTL, denn sogar ehemalige Kandidaten forderten ein Bohlen-Comeback bei "DSDS". Zu den prominentesten Fürsprechern des Poptitans zählt dessen ehemaliger Schützling Pietro Lombardi, der vor gar nicht langer Zeit sogar den Wunsch äußerte, gemeinsam mit seinem Mentor hinterm Pult zu sitzen und der Show zu neuem Schwung zu verhelfen. Das wirkte zunächst wie Satire und wird nun plötzlich erschreckend real.

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Bohlen ist nämlich nicht nur erfolgreicher Musiker und Produzent, sondern auch ein gewiefter Geschäftsmann. Sollte er wirklich schon einen neuen Vertrag unterschrieben haben, dürfte dieser die eine oder andere Zusicherung enthalten. Dass Bohlen Silbereisen, also einen weiteren Platzhirsch, neben sich bei "DSDS" duldet, kann fast ausgeschlossen werden. Die Zeit von DeLange und Gad dürfte ebenfalls schon abgelaufen sein. Leicht vorstellbar ist hingegen, dass Bohlen seinem Kumpel Pietro direkt den Platz neben sich freihält.

Fest steht: Wenn "DSDS" noch einmal Zuschauer gewinnen kann, dann mit Bohlen. Der Preis dafür ist jedoch, dass der Sender endgültig sein Gesicht verliert. Geschickter wäre es gewesen, die Sendung einzustampfen und etwas ganz Neues aufzubauen. Blöd nur, dass es neben echten Zugpferden auch an Ideen mangelt. Und so muss "DSDS" weiter gemolken werden, obwohl diese Kuh eigentlich schon lange am Boden liegt. Für einen Gnadenschuss wäre es höchste Zeit.

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