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El-Hotzo-Statement in der Analyse: Peinliche Schadensbegrenzung?

ARCHIV - 28.04.2023, Sachsen, Leipzig: Der deutsche Satiriker Sebastian Hotz oder auch "El Hotzo" sitzt w
Der Satiriker Sebastian Hotz kämpft um sein Image.Bild: dpa / Hendrik Schmidt
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An dem El-Hotzo-Statement ist extrem viel extrem seltsam

16.12.2024, 16:35
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El Hotzo hat in seiner Karriere als Gag-Schreiber und Satiriker viele Nonpologys gelesen und sich drüber lustig gemacht. Es gibt tatsächlich nichts Frustrierenderes als einen (in diesem Fall ausgedachten) Politiker, der in einem von seinem Management lancierten Post angibt, man hätte seine sexistischen Aussagen nur missverstanden. Und wenn dieser Politiker dazu Anlass gegeben hätte, dann täte es ihm leid.

El Hotzo kennt derartige Texte. Sein eigenes Statement liest sich wohl auch deshalb vollständig aufrichtig. PR-Agenturen könnten sich Abschnitte daraus auf Wiedervorlage abspeichern.

El Hotzos Statement: Reflektiert oder manipulativ?

Ich hätte solche lupenreinen In-Den-Staub-Werf-Formulierungen gerne von Leuten gelesen, die sich etwa auf "Brooklyn Bridge" reimen: "Man hat mir oft neue Chancen eingeräumt, bei denen ich Besserung und Reflexion geschworen habe, mein Verhalten hat sich dabei aber nicht geändert."

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In einem sechsteiligen Thread gab Sebastian Hotz Untreue, manipulatives Verhalten und Diskreditierung von Ex-Freundinnen zu. "Ich habe dabei meine Position und mein Image als reflektierter Medienmann ausgenutzt und viele Menschen damit sehr verletzt." Es gebe für all das keine Ausrede.

Alles richtig gemacht also? Nicht ganz. Denn die Art, wie Hotzo sein Statement verbreitete, wirft ähnlich viele Fragen auf wie eine handelsübliche Nonpology.

Auf X folgen El Hotzo knapp 760.000 Menschen. Dort macht er sich über die deutschen Medien- und Politiklandschaft, Boomer und Millennials lustig. Der El-Hotzo-Account bei X ist eine Institution. Dennoch entschied sein Betreiber, das Entschuldigungs-Statement über den Fan-Account @elhotzoDeleted zu spielen, dem nur 6000 Menschen folgen. Ein Bruchteil der Öffentlichkeit.

In Hotzos eigenem Feed findet man die Debatte als Retweet-Element, das man problemlos übersieht.

Der X-Algorithmus ist so abgefuckt, dass ich mittlerweile froh bin, überhaupt hin und wieder Posts von Leuten angezeigt zu bekommen, denen ich folge. Das Hotzo-Ding hätte auch zwischen OnlyFans-Spam und rechter Propaganda leicht untergehen können.

El Hotzo wollte seine Opfer schützen (*thinking Emoji)

Tat es natürlich nicht. Die Impressions des Retweets sind höher als bei einem normalen Hotzo-Post. Der erste Teil des Threads liegt mit 858.223 Views deutlich über Hotzo-Standard-Reichweite (zwischen 60.000 und 500.000 Views). Fast alle großen Tageszeitungen griffen das Statement wenige Stunden nach der Veröffentlichung auf.

Unwahrscheinlich, dass Sebastian Hotz diese Entwicklung nicht voraussah. Er kennt sich mit Aufmerksamkeitsdynamiken aus und hat bestimmt schon mal von dem Streisand-Effekt gehört. Wer (dilettantisch) versucht, eine unliebsame Information zu verdecken, erreicht das genaue Gegenteil. Hier: einen Shitstorm.

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Der Satiriker Sebastian Hotz. Bild: IMAGO/serienlicht

Warum also der schräge Weg über die Fan-Page? Um sowas wie eine Erklärung dafür zu finden, muss man dummerweise schon wieder den @elhotzoDeleted-Account ansteuern. In einem eigenen Statement schreibt der Betreiber oder die Betreiberin:

"Heute Nachmittag hat Sebastian mich kontaktiert und gefragt, ob ich einen Tweet posten kann, unter den er dann sein Statement antwortet. Als Grund für dieses Vorgehen gab er an, dass eines der Opfer 'ungern die komplette Breitseite der Öffentlichkeit abbekommen' möchte."

Der Account schiebt eine Bemerkung hinterher, die ohnehin im Raum steht: "Ob man dies als den tatsächlichen Beweggrund dafür akzeptiert, muss jeder für sich selbst entscheiden."

Schadensbegrenzung auf El-Hotzo-Art

Geht es hier wirklich um Schadensbegrenzung an den Opfern beziehungsweise einem bestimmten Opfer? Oder um Schadensbegrenzung am eigenen Image?

Anders gefragt: Hat Hotzo seine Öffentlichkeitsstrategie etwa mit dem genannten Opfer abgesprochen oder tut er hier vielleicht doch nur das, was ihm gerade besonders gut in den Kram passt?

Es sieht eher so aus, als würde hier jemand die Sorge um das Wohlergehen eines Opfers vorschieben, um den drohenden Shitstorm in ein Wasserglas zu sperren.

Und das, Zitat Hotzo, unter dem Deckmantel eines "reflektierten Medienmannes".

Die Sache ist die: El Hotzo hat inzwischen ziemlich viel zu verlieren. Er ist für die Generation der 18- bis 40-Jährigen nicht nur eine Reichweiten-, sondern auch eine Moral-Institution.

Die X-Öffentlichkeit verschaffte ihm Jobs beim "ZDF Magazin Royale", einen Buchvertrag und mehrere Podcasts. Der Skandal um den Post nach dem Trump-Tweet ("Knapp verpasst") führte zwar zur Entlassung beim RBB, machte ihn aber insgesamt in Deutschland bekannter. Es sprang immerhin eine RTL+-Doku dabei heraus.

Man kennt El Hotzo mittlerweile auch außerhalb des Internets. Wenn sich nun ein Skandal um ihn entwickelt, der ihm tatsächlich schaden dürfte, dann hat er womöglich ein Interesse daran, dass dieser Skandal in den Nischen des Netzes verrinnt. Also zum Beispiel in den Kommentarspalten eines Fan-Accounts.

Dazu passt, dass Hotzo bei Instagram, seinem inzwischen wichtigsten Social-Kanal (1,4 Millionen Follower:innen), nichts zu der Thematik gepostet hat. Insta bleibt so clean wie Hotzos Image vor den Vorwürfen.

Hotzo wird zum El-Hotzo-Witz

Von der eher linken X/Medien/Comedy-Bubble rund um Jan Böhmermann wurde Hotzo damals nach dem Trump-Witz größtenteils verteidigt. Genau die wendet sich jetzt gegen ihn. Weil Hotzo seine eigenen Werte unterläuft.

Man kann die Frage, ob Hotzo sich hier irgendwie komisch oder peinlich verhalten hat, vielleicht mit einem Gedankenspiel beantworten: Hätte El Hotzo sich über El Hotzo lustig gemacht?

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