Für Prinz Harry sind die Invictus Games ein absolutes Herzensprojekt. Der jüngste Sohn von König Charles III. hatte die Spiele 2014 ins Leben gerufen, um verletzte und traumatisierte Soldat:innen bei ihrem Genesungsprozess zu unterstützten. Das Projekt lebte natürlich schon immer von Harrys Popularität und auch von seinen eigenen Erfahrungen aus seiner Zeit beim Militär.
Mit "Invictus Games: Im Herzen unbezwingbar" startete am 30. August eine Dokureihe über das Projekt auf Netflix. Dabei kommt auch Harry zu Wort, der selbst als Soldat gedient hat. Natürlich bleiben auch hier Harrys Lieblingsthemen der letzten Jahre nicht aus: Seine Abneigung gegen die Presse und Vorwürfe gegen die Königsfamilie. Das Problem: Inzwischen hat man absolut jeden Aspekt dieser Geschichte schon einmal gehört.
Die Dokumentation über die Invictus Games ist das vierte große Projekt, das Harry seit seinem Abschied vom Königshaus realisiert hat. Zuvor sorgte bereits das Interview von Meghan und ihm bei Oprah Winfrey für Schlagzeilen.
Wer Harrys Projekte in den letzten Jahren verfolgt hat, der glaubt in der Invictus-Doku öfter, eine Art Déjà-vu zu haben. Harry spricht dort detailliert über die Gründe dafür, warum er das Projekt ins Leben gerufen hat. Dabei kommt er auf seine eigene Zeit beim Militär zu sprechen. Sein Einsatz in Afghanistan endete 2008 zwar früher als geplant, doch auf seinem Rückflug hatte er ein Erweckungserlebnis.
In der Invictus-Doku sagt Harry: "Dieser Rückflug aus Afghanistan hat meine Erfahrungen entscheidend geprägt. Als wir abhoben, flog der Vorhang vor mir auf. Dahinter war das fliegende Lazarett. Drei junge britische Soldaten, alle in Plastik gewickelt, ihre Körper zerstückelt. Ich sah, wovon alle nur erzählt haben."
Ein einprägsames Erlebnis, von dem Harry allerdings nicht zum ersten Mal berichtet. Schon in "Spare" hatte er genau diese Szene beschrieben, und das in sehr ähnlichen Worten. "Als wir schließlich an Bord gingen und abhoben, schwenkte der Vorhang vorn im Flugzeug kurz auf. Ich sah drei Männer auf Krankenhausbetten. Ich klinkte meinen Sitzgurt kurz aus, ging den Gang hoch und fand dort drei schwerverletzte britische Soldaten vor. Einer war furchtbar von einer Sprengfalle versehrt worden, erinnere ich mich. Ein anderer war von Kopf bis Fuß in Plastik gewickelt."
Auch die Schlüsse, die er daraus zieht, sind für Leser:innen seiner Biografie alles andere als neu. "Als ich aus dem Flugzeug stieg, war ich wütend darüber, dass das diesen Leuten passierte. Dass die Medien nicht darüber berichteten", sagt Harry in der Dokumentation. In "Spare" hatte er darüber geschrieben: "Wer hatte den Job, ihnen davon zu berichten? Ach ja, dachte ich, die Presse."
Neben ihrer Abneigung gegen die Presse gab es für Harry und Meghan in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit vor allem ein Thema: Sie nutzten Interviews und andere Platformen, um gegen die britischen Royals auszuteilen. Und wie so viele der Projekte, die Harry seit seinem Abschied vom Königshaus begonnen hat, kommt natürlich auch die neue Doku nicht ohne einen Seitenhieb gegen die britischen Royals aus.
In der Doku erklärt Harry, dass er nach seiner Rückkehr aus Afghanistan getriggert worden sei. "Aber die Sachen, die hochkamen, waren von 1997, als ich zwölf Jahre alt war. Meine Mutter in so jungen Jahren zu verlieren, hat ein Trauma verursacht, dessen ich mir gar nicht bewusst war", sagt Harry in der Serie über die Invictus Games. In der Familie sei über das Thema nicht gesprochen worden, erklärt Harry weiter. Anschließend fährt er fort:
Ein harter Vorwurf gegen die Königsfamilie, die Harrys Darstellung nach nicht in der Lage war, ihn angemessen zu unterstützen. Als Meghan im Interview mit Oprah Winfrey erklärte, dass man ihr nicht geholfen habe, als sie während ihrer Schwangerschaft mit Archie Selbstmordgedanken hatte, sorgte ihre Aussage für jede Menge Empörung.
Nur: Das Interview ist inzwischen zwei Jahre her. Mittlerweile hat man die Geschichte, dass psychische Probleme in der Königsfamilie gerne totgeschwiegen werden, schon des Öfteren gehört. Und das nicht zuletzt von Harry selbst.
Der erklärte schon in seiner ersten Netflix-Dokumentation: "Ich habe versucht, die ganze Erfahrung zu bewältigen, die es bedeutete, ein junger Junge zu sein, der versuchte, mit dem Tod seiner Mutter zurecht zu kommen. Ohne viel Unterstützung, Hilfe oder Führung."
Drei Jahre ist es jetzt her, dass Harry und Meghan der Königsfamilie den Rücken gekehrt haben, um ein freieres Leben zu führen. Seitdem haben sie wirklich jede Gelegenheit genutzt, um der Öffentlichkeit "ihre Version" von Ereignissen zu erzählen, die bisher vor allem in den Medien breitgetreten wurden. Die Invictus-Games-Dokumentation ist nun der endgültige Beweis dafür, dass inzwischen über manche Themen in Harrys Leben wirklich alles gesagt ist – auch von ihm selbst.