Das Fazit der diesjährigen 18. Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"? Ausbaufähig. Oder wie Sonja Zietlow es nach der Show zusammenfasste: "Es war das facettenreichste, aber leider auch das erfolgloseste Camp aller Zeiten." Zwei Wochen Langeweile, Streitereien und Drama fanden am Sonntagabend also nunmehr ihr Ende.
Die Stars kehren wieder in ihren gewohnten Alltag zurück, das Abenteuer Dschungel liegt hinter ihnen. Gewohnheit: etwas, das wohl auch bei RTL einen besonders hohen Stellenwert hat. Schließlich hält der Sender seit mehr als 20 Jahren an seinen allbekannten (teilweise veralteten) Konzepten von "IBES" fest. Dabei würde ein Neuanstrich der Show sicherlich guttun.
Watson hat deswegen für euch einige Ideen zusammengetragen, die das Dschungelcamp aus unserer Sicht in Zukunft besser machen könnten.
Sonja Zietlow und Jan Köppen moderieren das Dschungelcamp hervorragend. Es gibt keinen Grund, an ihnen übertriebene Kritik zu äußern. Und doch schleicht sich bei einigen Zuschauer:innen das Gefühl ein, dass es Zeit für frischen Wind sein könnte. Zietlow moderiert die Show seit sage und schreibe 21 Jahren. Es gibt keinen Witz, den sie noch nicht gemacht hat. Und keinen, der nicht mindestens einmal bereits wiederholt wurde.
Früher, vor allem noch zu Zeiten des verstorbenen Dirk Bach, waren auch die Moderator:innen ein Grund dafür, das Dschungelcamp einzuschalten. Heute nimmt man die beiden als gegeben hin, weil Sonja Zietlow "die Show ja schon immer moderiert".
Ein Tausch der Moderator:innen könnte zudem eine weitere Chance mit sich bringen – indem man dem gesamten Moderationskonzept einen neuen Anstrich verpasst. Den süffisant-lästernden, teilweise völlig überdrehten Ton, mit dem Zietlow und Köppen durch die Sendung führen, macht die Show in jedem Fall nicht Jahr für Jahr besser, sondern mittlerweile Jahr für Jahr berechenbarer.
Seit Jahren sind viele der Kandidat:innen nicht das, was sie eigentlich sein sollten: Stars. So sind die Zuschauer:innen oft gezwungen, sich noch vor der Ausstrahlung über die Kandidat:innen zu informieren. Wer sind sie und woher kennt man sie eigentlich? Selbst dann ist es auch noch die Ex-Frau vom Bruder eines ehemaligen Profisportlers. Oder ihre Schwester.
Klar, dass RTL selbst gerne größere Namen hätte und der Dschungel einfach Teil eines Trash-TV-Ökosystems ist – und bitte auch bleiben darf. Dennoch ist es aber doch gerade der Reiz, dass Prominente ohne Luxus aufeinander hocken und sich widerliche Prüfungen antun müssen. So ein bisschen Kapitalismus im Endstadium, der seine eigene Rampensau zum Opferfest trägt, vermengt mit der Häme eines Arbeiterkindes eben.
Wenn zuvor wirklich jede:r Kandidat:in erst einmal gegoogelt werden muss, weil man seit sicherlich zwanzig Jahren kein GZSZ mehr geschaut hat, wird die Sendung schlussendlich einfach zu beliebig.
Es wird, soweit wir wissen, keine Statistik darüber geführt, wie viele Mehlwürmer in Prüfungen schon im Einsatz waren. Das ist natürlich nicht nur extrem fragwürdig (weil: gar nicht lustig für die Mehlwürmer), sondern auch langweilig. Denn man hat unweigerlich das Gefühl, die Prüfung so schon dutzende Male zuvor gesehen zu haben. Und das Gefühl trügt nicht.
Wenn da wieder mal ein von Melasse und Dreck überschütteter und damit unkenntlich gemachter Promi vor der Kamera steht, ist manchmal ungewiss, ob RTL nicht versehentlich eine alte Folge ausgestrahlt hat: Denn die Prüfungen sind heute ähnlich, wenn nicht sogar die gleichen wie schon vor 20 Jahren. Am Konzept hat sich seit dem "IBES"-Start 2004 kaum etwas geändert.
Warum also nicht mal ein paar ganz andere Dinge ausprobieren? Etwas ohne Fleischabfälle, Insekten und Ekel-Essen vielleicht? Camper treten gegen ein Känguru-Baby im Sackhüpfen an. Oder wie wär's mit "Down Under Karaoke": Sie müssen Tiergeräusche so authentisch wie möglich nachstellen. Extra-Sterne gibt’s für Show-Einlagen!
In der diesjährigen Staffel wurden gleich mehrere Male Luxusgegenstände ins Camp geschummelt. Dazu zählte Zucker, Brühwürfel, eine Gummi-Spinne oder eine Vape. Um das Dschungelcamp direkt härter zu machen, würde es dem Format guttun, wenn überhaupt keine Luxusgegenstände mehr mit ins Camp genommen werden dürften.
Generell war zuletzt auffällig, dass es in einer Staffel noch nie so viele Abbrüche bei den Prüfungen gab. Nach 17 Folgen wurden nur 63 von 188 Sternen geholt. Das bedeutet einen bitteren Negativ-Rekord.
RTL sagt selbst: "Noch nie war das Sterne-Verhältnis schlechter!" Auch gab es noch nie so wenig Sterne in den finalen Prüfungen. Nur vier von 15 wurden erspielt und das von nur einem Kandidaten. Sam Dylan rief derweil gleich dreimal hintereinander den berühmten Satz, das gab es so auch noch nie. Die Bestrafung von Reis und Bohnen greift folglich nicht.
Abzug der Gage, des Preisgeldes oder nach mehrmaliger Verweigerung gar ein konsequenter Rausschmiss könnte eine Motivation sein, sich doch seinen Ängsten zu stellen und mit der Mentalität über sich hinauszuwachsen.
Ebenfalls ein Thema im diesjährigen Dschungelcamp: die Post der Liebsten. Immer wieder sorgte das in den vergangenen Staffeln vor allem bei den prominenten Camper:innen selbst für jede Menge Emotionen. Ob echt oder gespielt, sei dahingestellt. Für manch eine:n von ihnen wirken die Zeilen von Family und Friends Wunder. Auftritt, Timur Ülker.
Doch was bei den Stars für Glücksgefühle sorgt, ist bei den Zuschauer:innen inzwischen wohl eher einer weiteren, langweiligen Werbepause gleichzustellen.
So folgt ein seichter Text auf den nächsten. Statt persönlicher Worte erwarten die Stars vielmehr motivierende Floskeln ohne wirklichen Inhalt, ChatGPT lässt grüßen! Der Anspruch für alle kommenden Dschungelcamps: Weg mit den Briefen. Schlussendlich sind sie doch eh nur ein potenzieller weiterer Reibungspunkt für die sowieso schon aufgeheizten Gemüter der Camper:innen.