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Hochzeit von Jeff Bezos: Muss es ausgerechnet Venedig sein?

FILE - Lauren Sanchez and Jeff Bezos arrives at the Vanity Fair Oscar Party at the Wallis Annenberg Center for the Performing Arts in Beverly Hills, Calif., March 2, 2025. (Photo by Evan Agostini/Invi ...
"Hahaha, ja, wir sind sehr reich."Bild: Invision / Evan Agostini
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Hochzeit von Jeff Bezos: Warum ausgerechnet Venedig?

Jeff Bezos heiratet! Die herzerwärmende Geschichte eines superreichen Typen, der sich doch auch nur nach Liebe sehnt. Nur: Warum ausgerechnet Venedig? Ein Erklärungsversuch.
25.06.2025, 17:0125.06.2025, 18:00
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Endlich, die Hochzeit von Jeff Bezos und Lauren Sánchez geht los. Ein Event, das sich größentechnisch irgendwo zwischen präsidialer Amtseinführung und dem Tod der Queen einordnen lässt. Gefeiert wird in Venedig, dem Sylt Italiens.

95 Privatjets rauschten heran, mehr als 200 Gäste werden erwartet, die besonders ihre schwindelerregenden Kontostände auszeichnen. Geladen sind etwa Ivanka Trump und Kim Kardashian, also das Who is Who bodenständiger Forbes-Listen. Luxushotels sind ausgebucht, Wassertaxis in Beschlag genommen, geschätzter Preis: zehn Millionen Euro, umgerechnet etwa 0,005 Prozent des bezos’schen Geldspeichers.

Venedigs Dienstleistungsbranche profitiert von dem Einmaleffekt, der Bürgermeister applaudiert, nur einige Anwohner:innen sind wütend. Gebeutelt vom ohnehin hohen Touristenaufkommen protestieren sie gegen einen Milliardär, der mit einem Geldsack-Selbstverständnis nahezu eine Stadt in Beschlag nimmt. Sie fragen sich: warum Venedig?

Was macht Jeff Bezos in Venedig?

Ja, warum eigentlich? Warum lädt Bezos zum aristokratischen Stell-dich-ein in Venedig? Stoff für Anekdoten liefert die Stadt schon seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr. Damals konnten bourgeoise Handelsgiganten in Salons nach einem Besuch langatmig von ihren erholsamen Luftkuren berichten. Mittlerweile erschlossen aber die Proletarier die Inseln.

Nein, ein Distinktionsmerkmal für Wohlhabende ist Venedig lange nicht mehr. Doch vielleicht liegt da die Antwort. Vielleicht ist die Mega-Hochzeit ein Versuch, das entartete Grachten-Idyll zurückzuerobern. Ein Aufbäumen der Superreichen-Kaste im Kampf um Rückzugsorte. Außer Villen in eremitischer Abgeschiedenheit bleibt ihr schließlich nicht viel, bis auf Bunker.

Instrumente wie Kurtaxen für Besucher:innen könnten für Bezos zu harmlos ausfallen. Ein bis fünf Euro die Nacht. Schlagkraft hat das in Bezos' Welt nur, wenn seine Mitarbeiter:innen höhere Löhne fordern. Eventuell führt das zu einer traumatisch bedingten Abwehrreaktion, die eine Voll-Eskalation in Form einer Blockade nach sich zieht.

Und Venedig wird blockiert, wie auch die Berichterstattung über die umständlichen Sicherheitsmaßnahmen für die Hochzeit aufzeigt. Hintergrund ist die Lage in Nahost, doch darum soll es hier nicht gehen.

Noch einmal Venedig, bevor es absäuft?

Möglich wäre aber auch: der Wunsch, es noch einmal krachen zu lassen. Klimawandel und Überschwemmungen bedrohen die Stadt. Bis 2100 könnte sie vollständig unter Wasser stehen. Verhindern kann das nur ein Fokus auf Klimaschutzziele. Und die beinhalten auch, das ausschweifende Leben hedonistischer Milliardäre drastisch zu beschneiden. Auf individueller wie auch unternehmerischer Ebene.

Individuell bedeutet das ein Ende für Privatjets und damit die ohnehin alberne Erschließung des sonst sehr streng regulierten Luftraums, womit sie Emissionen in einem Ausmaß erzeugen, das die durchschnittliche Weltbevölkerung in einem ganzen Leben nicht erreichen kann. Unternehmerisch hingegen Regularien, die wiederum die Einnahmen der Milliardäre stark runterdampfen dürften.

Verzicht ist aber nicht nötig, wenn es möglich ist, die Stadt einfach nochmal temporär zu erobern, abzufeiern, schöne Bilder zu machen und anschließend zurück in die eigenen gemütlichen 87 Wände zurückzufahren. Insofern beschreibt in dem Fall nichts die "Nach mir die Sintflut"-Haltung besser als Bezos' Hochzeit.

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