Die reichen Männer dieser Welt haben es aktuell gar nicht so leicht. Da wäre zum einen US-Präsident Donald Trump, dem zumindest von einer Hälfte der eigenen Bevölkerung ausgerechnet zum eigenen Jahrestag eine Protestwelle entgegenbläst.
Linguistisch wie auch idealistisch gesehen ähneln die zugehörigen "No kings"-Demos jenen Protesten, die aktuell ein anderer alter weißer Mann aus den USA erfahren muss. Bei Amazon-Gründer Jeff Bezos geht es aber – bis jetzt – nicht direkt um politische Handlungen.
Bei ihm reicht es schon, wenn er "nur" heiraten möchte. Seit Wochen schon erzürnt sich darüber das venezianische Fußvolk und ruft: "No space for Bezos".
Denn Ende Juni kommen Bezos, seine Ehefrau-to-be Lauren Sánchez sowie täglich mehrere Hundert A- bis C-Prominente in der Lagunenstadt zusammen, um die Liebe zu feiern. Wann genau die Hochzeit stattfindet, bleibt bisher streng geheim. Ursprünglich wurde öffentlich nur der Zeitraum vom 24. bis 26. Juni genannt, nun wird offenbar eine Verschiebung auf den 26. bis 28. Juni erwogen.
Für die Festlichkeiten wird ein Großteil der Stadt lahmgelegt, allein die gesamte Flotte an Wassertaxis soll für den Zeitraum von Familie Bezos gemietet worden sein.
Die Stadtverwaltung freut sich über den hohen Besuch und sieht ein heftiges Umsatzplus auf sich zukommen. "Ich wünsche mir, dass Jeff Bezos mit offenen Armen empfangen wird", schrieb etwa Luca Zaia, der Präsident der Region Venezien auf Facebook. Doch die italienische Bevölkerung empfängt den Amazon-Boss zuweilen mit (zumindest friedlichen) Protesten.
Für den Tag der Hochzeit hat man ebenfalls Großes vor. "Wir werden den Zugang zur Kirche vom Meer aus mit Booten und vom Land aus mit unseren eigenen Körpern verhindern", erklärt eine der Organisator:innen gegenüber der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera".
Das Bündnis hatte Plakatbanner mit Bezos' Gesicht an den Glockenturm der Basilika San Giorgio Maggiore gehängt – jene Kirche, die im Zentrum der Promi-Hochzeit stehen soll.
Zahlreiche Aktivist:innen haben sich dem Bündnis "No space for Bezos" bereits angeschlossen.
Viele von ihnen sehen die Hochzeit des Milliardärs vor allem kritisch, weil sie Venedigs Problem mit dem Massen- und Luxustourismus auf die Spitze treibt. "Einer der reichsten Männer der Welt kann kommen und die Stadt für drei Tage mieten, während die in Venedig lebenden Menschen gezwungen sind zu gehen oder in Unsicherheit zu leben", schreibt das Aktionsbündnis auf Instagram.
Dennoch gibt es auch in Venedig Menschen, die ihr Stück von der Bezos'schen Hochzeitstorte abbekommen. Berichten von "Corriere" zufolge sollen allein die Wassertaxifahrer:innen ihre Preise rund um die Hochzeitsdaten verdoppeln – Luxusgästen wie Katy Perry und Mick Jagger sei Dank.
Auch Konditor:innen, Glasbläser:innen und Mitarbeitende der zuständigen Hochzeitsagentur "Lanza e Baucina" dürften Berichten zufolge ordentlich Umsatz machen.
Dass die Demonstrierenden die Luxushochzeit tatsächlich verhindern können, scheint unwahrscheinlich. Dennoch dürfte Venedig als Hochzeitslocation unter den Superreichen wohl keine Fünf-Sterne-Bewertung bekommen.
