Jeff Bezos ist reich. Und reiche Menschen haben einen gewissen Hang zur Extravaganz. Dieser Hang kann mitunter in Pomp gipfeln, was für viele Menschen nicht nur schwer nachvollziehbar, sondern auch anrüchig sein kann. Doch viel mehr: denn mit viel Geld lässt sich viel machen. So viel, dass im Zweifel andere Menschen kürzertreten müssen.
Jeff Bezos verdeutlicht das mit seiner geplanten Hochzeit mit seiner Verlobten Lauren Sánchez in Venedig. Eine Bürgerkampagne macht dort derzeit gegen den Amazon-Gründer mobil. Der Frust rührt aus verschiedenen Ecken, darunter eben auch das anmaßende Verhalten superreicher "Weltbürger".
"Venedig darf nicht zum Tummelplatz für Superreiche werden, während die Bürger die Stadt verlassen müssen, weil sie sich die teuren Mieten nicht leisten können", sagt Federica Toninello, Sprecherin des Verbands "Laboratorio Morion", der sich unter anderem auch gegen Kreuzfahrtschiffe und für eine faire Wohnungspolitik einsetzt. "Der Standard" berichtete.
"Wir finden es unerhört, dass Bezos tagelang eine ganze Stadt für seine Hochzeit lahmlegt, was für die Bürger nur Unannehmlichkeiten bedeutet", sagt sie weiter. Der Protest richte sich nicht nur gegen Bezos' Hochzeit, sondern auch die Kommerzialisierung und Ausbeutung der Stadt.
Für die Stadt selbst bedeutet die Hochzeit ein enormes Umsatzplus. Unter anderem berichtete die italienische Zeitung "La Repubblica", Bezos habe die gesamte Wassertaxi-Flotte Venedigs reserviert und außerdem fünf komplette Luxushotels. Die Feierlichkeiten sollen vom 24. bis zum 26. Juni andauern, täglich werden dabei bis zu 250 Gäste erwartet.
Venedigs Bürgermeister schwärme, heißt es in den Berichten weiter, bereits von "wirtschaftlichen Auswirkungen in Millionenhöhe", also positiven. Dadurch werde Venedig als Ort wahrgenommen, an dem man verweilen kann. Allerdings dürften die Menschen Venedig bereits als solchen wahrnehmen, wie allein das jährliche Aufkommen an Tourist:innen unterstreicht.
Genauso ist unklar, was Einmaleffekte, die eine Hochzeit auf den Staatshaushalt haben, langfristig bringen sollen. Ebenso werden Venedigs strukturelle Probleme durch die Hochzeit wahrscheinlich nicht schwinden.
Die Hochzeit liefert keine Antworten auf drängende Fragen in Venedig, dafür wieder ein klares Signal: Wer schwerreich ist, kann mühelos halbe Städte buchen und wird dafür gelobt. Wer wenig hat und sich über die Lebenssituation beschwert, wird überhört. Zumindest deutet alles darauf hin.