Meckern gehört gewissermaßen zur deutschen Kultur. Egal ob beim Restaurantbesuch, am Fernsehprogramm oder auch einfach nur am (wahlweise guten oder schlechten) Wetter: Die meisten haben immer irgendwo etwas auszusetzen.
Sogar im Urlaub kann man es so manchem deutschen Touristen einfach nicht recht machen. In vielen Fällen sind entsprechende Beschwerden unberechtigt. In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo allerdings ist Unzufriedenheit aktuell durchaus begründet. Denn hier melden sogar die Einheimischen mittlerweile Beschwerde an.
Während erste Reiseportale Sarajewo bereits als neuen Geheimtipp für einen Städtetrip in Europa loben, zeigt sich in der Innenstadt ein schauriges Bild. Laut BBC finden sich auf Social Media immer mehr Aufnahmen von Ratten, die im Fluss Miljacka schwimmen.
Hintergrund ist demnach auch die mangelhafte Stadtreinigung. Anwohner:innen berichten von überquellenden Mülltonnen und toten Tieren am Straßenrand. Auch streunende Hunde sieht man in der bosnischen Hauptstadt besonders viele.
BBC beschreibt den Umgang der Stadtverwaltung mit den Problemen während der vergangenen zwei Jahre als "laissez-faire". Lange gab es kein Unternehmen, das tatsächlich für die Schädlingsbekämpfung in der Stadt zuständig war. Offizielle Hygienevorgaben wurden nicht eingehalten.
Doch die Rattenplage ist nicht nur schlecht für das allgemeine Stadtbild. Laut BBC verzeichnet Sarajewo auch einen erheblichen Anstieg an Infektionen, die durch die Nagetiere übertragen werden.
Besonders auffällig seien hier die zunehmenden Fälle der sogenannten Leptospirose. Diese wird durch in Wasser und Boden enthaltenen Rattenkot oder -urin auf den Menschen übertragen. Symptome können von Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zu Nierenversagen und Lungenblutungen reichen.
Bei auftretenden Lungenblutungen überleben nur etwa 50 Prozent der Patient:innen eine Leptospirose-Infektion. Bisher verlaufen in Sarajewo allerdings alle Fälle nur mit leichter Symptomatik.
Dennoch hat die Stadt mittlerweile eine Epidemie ausgerufen. Der zuständige Gesundheitsminister der Region Sarajevo sprach von einer "kommunalen Krise".
In diesem Zuge hat die Stadtverwaltung zusätzliches Personal angestellt, um öffentliche Plätze zu desinfizieren und Müllberge zu beseitigen. Auch öffentliche Einrichtungen sind zu Maßnahmen aufgefordert und sollen die Gebäude nach Ratten absuchen.
Gesundheitsexpert:innen fürchten jedoch, dass sich die Lage in Sarajewo noch weiter verschlechtern könnte. Durch die große Anzahl gut genährter Ratten in der Stadt ist demnach auch die Ausbreitung weiterer Viren denkbar.