Am vergangenen Freitag war wieder für etliche Künstler Release-Day. Auch der Star-DJ Robin Schulz veröffentlichte mit "Miss You" eine neue Single, die im Netz momentan allerdings einen regelrechten Shitstorm auslöst. Das dürfte gänzlich neu für Schulz sein, der zu den gefeiertsten Acts in der deutschen Musikszene gilt. 2013 erlangte er Bekanntheit mit Remixen von Hits, mit seinem Song "Sugar" landete er 2016 einen viralen Hit, der mit einem Spotify-Award ausgezeichnet wurde.
Sogar eine Grammy-Nominierung und etliche weitere internationale Chart-Erfolge kann Robin Schulz verzeichnen.
Nach seinem neuen Track scheint nun die Karriere des DJs zumindest einen ordentlichen Knacks zu bekommen. Zwar ist das Remixen ein Mittel, das im Musikgenre mittlerweile Gang und Gäbe ist, ein Lied allerdings gänzlich zu klauen und unter dem eigenen Künstlernamen zu veröffentlichen, gilt zu Recht weiterhin als komplettes No-Go – vor allem für einen Musiker, der es bereits geschafft und seinen Durchbruch gefeiert hat.
Schulz hat sich nun aber offenbar genau dieser Sache schuldig gemacht und dem Berliner Newcomer Southstar dreist seinen bislang erfolgreichsten Song geklaut. Etliche Musiker und Promis schlugen sich bereits auf die Seite von Southstar und auch die Kommentare unter den Posts von Schulz sprechen eine eindeutige Sprache.
Southstar heißt eigentlich Leon Kirschnek und veröffentlicht erst seit knapp einem Jahr Musik. Wie unter anderem "Diffus" berichtet, läuft seine Karriere gerade erst so richtig an, seine neueste EP erreichte mehr Hörer, bis schließlich sogar der Rapper Yung Hurn Southstars aktuelle Single "Miss You" in seiner Instagram-Story teilte – anschließend galt er auf Social Media als Geheimtipp.
Bei "Miss You" sampelte Southstar den Track "Jerk" von Oliver Tree und machte aus dem Lied eine High-Tempo-Techno-Nummer. Die gefiel augenscheinlich auch Robin Schulz, denn der Song, den er am Freitag releaste, heißt nicht nur ebenfalls "Miss You", sondern klingt auch fast genau so. Lediglich die Abmischung und einzelne Elemente aus dem Beat scheinen ausgetauscht worden zu sein.
Southstar echauffierte sich über die dreiste Aktion anschließend auf Instagram und schrieb: "Robin Schulz hat meinen Song 'Miss You', den ich vor über einem Monat gedroppt habe, geklaut." Eine Reaktion von Robin Schulz blieb indes aus, auffällig scheint jedoch, dass er die Single gar nicht groß auf seinem Social-Media-Profil bewirbt.
Hier sind beide Versionen von "Miss You" zu hören:
Hierzulande scheint der Klau-Vorwurf gegen Robin Schulz auf fruchtbaren Boden zu fallen. Zahlreiche Künstler wie Yung Hurn, Paula Hartmann oder Bausa solidarisierten sich mit Southstar und forderten ihre Fans auf, seine Version und nicht die von Schulz zu streamen. Weitere Unterstützung gibt es auch von zunächst recht unerwarteter Seite: Der ehemalige Viva-VJ und künftige Dschungelcamp-Moderator Jan Köppen veröffentlichte ein längeres Statement zur Causa "Miss You".
Darin heißt es: "Der Wert von und die Wertschätzung für Musik existiert gefühlt seit Jahren immer weniger." Es kursieren Remixe und Versionen von Songs auf Instagram und Tiktok, "ohne, dass man weiß von wem die Originale sind und vor allem ohne dass die Künstler daran großartig partizipieren können." Weiter ergänzt er:
Köppen vermutet, dass Schulz einen Rechtsstreit gegen Southstar um den Song billigend in Kauf genommen haben könnte, könne das aber nicht nachvollziehen: "Einer, der doch wissen muss, wie es ist, mal klein anzufangen." Ein solcher Prozess könnte jedoch schwer in Gange kommen, weil mit dem Gesangssample von Oliver Tree noch ein weiterer Künstler in den Song involviert ist.
Auf dem Instagram-Account von Schulz macht sich der Frust über "Miss You" ebenfalls deutlich bemerkbar. Etliche Kommentatoren schrieben teils auf Englisch, um auch seine internationale Fangemeinde darauf aufmerksam zu machen: "Songs von einem aufstrebenden Künstler zu klauen... schäm dich!" oder "Verkauf lieber deine Uhr, als Songs zu stehlen." Ein weiterer User bemerkte außerdem:
Im "Diffus"-Bericht wird allerdings auch erwähnt, dass es sich bei dem offenbaren Eklat auch um eine missglückte Absprache zwischen den Labels von Southstar und Robin Schulz handeln könnte. Inwieweit das zutreffend ist, klärt sich aber wohl frühestens mit einem entsprechenden Statement.
(cfl)