Aktuelle Themen
Die Rockband Die Ärzte hat sich in der Vergangenheit oft reflektierter und sensibler als einige andere Musikgruppen gezeigt. Provokante und diskriminierende Songs, die sie früher gespielt haben, haben die Berliner Rocker inzwischen aus dem Repertoire genommen.
Den Song "Elke" zum Beispiel, in dem sie sich über einen übergewichtigen Fan lustig machten, spielt das Trio nicht mehr. Als dieser im vergangenen Sommer einmal bei einer Zugabe gefordert wurde, hatte Sänger Farin Urlaub erklärt, sie hätten den Song gestrichen, weil er Fatshaming betreibe und auch frauenfeindlich sei.
Nun haben sich Die Ärzte von ihren Fans aber wegen einer Aktion heftige Kritik eingefangen. Es geht um Songs und Ansagen, die sie kürzlich bei einem Konzert in Luxemburg gespielt und getätigt haben. Dort traten sie am Dienstag in Esch an der Alzette auf, Videos von dem Auftritt gehen seit Donnerstag viral.
Nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann von Rammstein haben Die Ärzte ihren Song "Rock Rendezvous" umgeschrieben. Jetzt sangen sie: "Ich will dich ficken. Genau in diesem Backstageraum" oder "Wenn du nein sagst, das ist keine Option, trink von diesem Glas."
Außerdem sagte Schlagzeuger Bela B.: "Aber das liegt daran, dass meine K.-o.-Tropfen homöopathisch sind." Doch damit nicht genug der Anspielungen. "Ich hab Schlimmeres als blaue Flecken", sagten Die Ärzte zudem. Ein Video, das die Sprüche der Band zeigt, ist inzwischen offline gegangen.
Während einer Songpause witzeln Farin Urlaub und Bela B. zudem über das angebliche Buchstabenwirrwarr im Namen der LGBTQIA+-Gemeinde. Auch über den Begriff "Cisgender" macht sich der Sänger lustig.
Die Witze anlässlich des Pride Month kommen beim Publikum nur mäßig an, es sind nur vereinzelte Lacher zu hören. Zu den Anspielungen auf K.-o.-Tropfen, den Backstage-Raum und blaue Flecken haben viele jedoch eine klare Meinung.
Wie die Ärzte auf die Vorwürfe reagieren, mache ihn sprachlos, schreibt ein User. "Das hätte ich ihnen nicht zugetraut." Eine andere äußert sich enttäuscht: "Muss echt sagen, dass ich als Fan seit Teenager-Zeit fassungslos bin, wie die Band sich da verhalten hat und welche 'Witze' und Texte kamen. Ekelhaft."
Einige User:innen weisen darauf hin, dass sich Farin Urlaub bei dem Konzert auch deutlich pro einvernehmlichem Sex positioniert habe. Ein User entgegnete, dass das nichts daran ändere, dass Sprüche über mögliche Opfer einfach nicht in Ordnung seien.
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.
