Igor Levit ist nicht nur deutscher Star-Pianist, sondern tritt auch immer wieder als politischer Aktivist auf. Seit dem Angriff der Hamas in Israel am 7. Oktober ist er zudem eine der berühmtesten jüdischen Stimmen in der deutschen Öffentlichkeit.
Zuletzt sprach er in einem Video des Bundeswirtschaftsministeriums mit Vizekanzler Robert Habeck über seine derzeitige Gefühlslage. Dort zeigte er sich tief erschüttert über "die schlimmste Attacke auf Juden seit der Shoah". Angesichts des offen zutage tretenden Antisemitismus in Deutschland bestürze ihn die Teilnahmslosigkeit der "Mitte der Gesellschaft".
Am Ende des Videos spielt er dann ein "Lied ohne Worte" von Felix Mendelssohn Bartholdy und lässt in den letzten drei Minuten der Aufnahme die Musik für sich sprechen. Einen weiteren Überraschungsauftritt anlässlich des Nahostkonflikts hatte Levit nun in Tel Aviv.
Er spielte auf einem Flügel in der Lobby des Ichilov-Krankenhauses in Tel Aviv. Ein Video davon postete Deutschlands Botschafter und ehemaliger Regierungssprecher Steffen Seibert auf X (ehemals Twitter). Laut Seibert spielte Levit für Solidarität mit Israel und dem jüdischen Volk und überraschte mit seinem Auftritt sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen.
Auf Seiberts Aufnahme, die auch Levit selbst repostete, ist zu sehen, wie der Pianist auf einem Flügel in der Mitte der geräumigen Lobby spielt. Um ihn herum versammeln sich Patient:innen sitzend und stehend, hören zu.
Levit kündigte vor einigen Tagen an, im Rahmen eines Solidaritätskonzerts bald auch in Berlin aufzutreten: Am 27. November spielt er zusammen mit dem Berliner Ensemble.
In seiner Ankündigung erklärte Levit das Konzert als Statement gegen Antisemitismus und gegen ein Schweigen der deutschen Kulturlandschaft. Diese bringe ihre Solidarität normalerweise schnell zum Ausdruck, sei laut Levit nach einer "Explosion von Antisemitismus, von Judenhass" aber erstaunlich still geblieben.
Als Gäste werden an dem Abend unter anderem Michel Friedman, Dunya Hayali und auch Luisa Neubauer dabei sein. Neubauer hatte zuletzt allerlei damit zu tun, sich von mutmaßlich antisemitischen Äußerungen innerhalb der internationalen Fridays-for-Future-Community und vonseiten Greta Thunbergs zu distanzieren.
Am Sonntag hatte Thunberg zum wiederholten Male zur Solidarität mit Palästinenser:innen aufgerufen. Klare Verurteilungen der Hamas-Massaker blieben hingegen aus. Die deutsche Sektion der Klimabewegung positionierte sich als Reaktion darauf am Montag gegenüber dpa: "Fridays for Future in Deutschland agiert als eigenständige Organisation und ist schon lange über Greta als Person herausgewachsen."
Auch Igor Levit gilt seit Langem als Anhänger der Klimabewegung und spielte noch im März auf einer Großdemonstration von Fridays for Future anlässlich des Berliner Klimaentscheids.
Es dürfte daher besonders interessant werden, ob sich beim Konzert am 27. November ein Gespräch zwischen Neubauer und Levit über die Positionen der Bewegung zum Krieg in Gaza entwickelt.