Eigenproduktionen von Netflix, die es weltweit an die Spitze der Top Ten des Streaming-Diensts schaffen, sind eigentlich vor einer vorzeitigen Absetzung sicher – zumindest war das bislang so. Zuletzt jedoch sorgten mehrere Entscheidungen der Chefs für Ärger. Innerhalb kurzer Zeit wurden bei Netflix unter anderem "1899", "Warrior Nun" und "Inside Job" abgesetzt, obwohl sich die Serien allesamt großer Beliebtheit erfreuen. Die Fans wüteten im Netz und starteten Petitionen.
Von "Bloomberg" wurde Ted Sarandos, Co-CEO bei Netflix, nun auf die jüngsten Absetzungen angesprochen. Seine Reaktion dürfte jedoch für noch mehr Irritation sorgen.
"Online gibt es ständig Leute, die sich darüber empören, dass Shows abgesetzt werden", wird Sarandos im Interview konfrontiert. Seine Antwort fällt überraschend radikal aus und dürfte für viele Serien-Fans ein Schlag ins Gesicht sein:
War beispielsweise "1899" also kein Erfolg, obwohl die Produktion innerhalb von nur vier Tagen die Top Ten in 90 Ländern eroberte? Das ist einerseits schwer zu glauben. Andererseits hält Netflix konkrete Zahlen zu seinen Shows meistens zurück. Wie profitabel eine Produktion am Ende wirklich ist, hier spielt natürlich auch das Budget eine Rolle, wissen in der Regel also nur die Verantwortlichen.
Sarandos beschreibt das Problem wie folgt: "Viele dieser Serien waren gut gemeint, sprechen aber mit einem sehr großen Budget ein sehr kleines Publikum an." Entscheidend sei es, mit einem kleinen Budget ein kleines und mit einem großen Budget ein großes Publikum zu adressieren. "Wenn du das gut machst, kannst du das für immer tun", erklärt der Netflix-Chef.
Bei Social Media erntet Sarandos für seine Aussagen prompt Kritik. Ein Nutzer vermutet, dass es unter Sarandos wohl nicht einmal "24" und "Breaking Bad" über eine Staffel hinaus gebracht hätten.
Eine andere Person gibt hingegen zu bedenken, dass sich der 58-Jährige im Interview wohl vor allem auf "1899" bezog – gerade diese Serie sei nämlich "wirklich teuer" gewesen, und damit mutmaßlich nicht rentabel. "1899" ist tatsächlich die teuerste deutsche Serie aller Zeiten, Netflix nahm umgerechnet rund 60 Millionen Euro für das Projekt in die Hand.