Aufgespritzte Lippen und knappe Outfits, die den perfekten Body betonen – kaum eine Frau in Deutschland verkörpert den "Hyperfeminismus" so offensichtlich wie die Rapperin Shirin David. Dabei wird ihre Überbetonung von Weiblichkeit vielfach auch als Selbstermächtigung verstanden.
Mit ihrer selbstbewussten Art eckt Shirin David aber immer wieder auch heftig an, möglicherweise ist auch gerade das der Grund für ihren Erfolg. Keine Solokünstlerin hatte in Deutschland bisher so viele Nummer-Eins-Hits wie sie. Erst vor wenigen Wochen kam mit "Bauch Beine Po" der siebte dazu – der wohl aber auch der bisher kontroverseste ist.
In dem Lied besingt die Rapperin das Ideal eines durchtrainierten Körpers. Im Refrain heißt es: "Du willst einen Body? Dann musst du pushen. Bist du ein Hottie, werden sie gucken." Und: "Geh' ins Gymmie, werde skinny, mach' daraus eine Show. Wir sind pretty im Bikini, das ist Bauch, Beine, Po."
Der Song sorgt seit dem Release für rege Diskussionen. Viele fragen sich: Ist das noch Empowerment oder schon Bodyshaming? Die Bundestagsabgeordnete der Linken, Caren Lay, sieht den Song offenbar eher als Letzteres und hat nun eine eigene Variante des Hits performt.
Die Politikerin sorgt mit ihrer "Bauch Beine Po (Empowerment Version)", die sie samt Musikvideo auf Tiktok veröffentlicht hat, für Furore. Der Clip wurde schon über eine Million Mal angesehen. Lay hat die Lyrics umgedichtet und betont dabei Body Positivity.
Im Refrain singt sie etwa: "Du hast 'nen Body? Dann ist es deiner. Ihn kommentieren? Darf einfach keiner." Lay besingt die Attraktivität verschiedener Körperformen: "Ob jetzt chubby oder skinny, du hast deinen eigenen Glow. Wahre Schönheit kommt von inni und du strahlst auch schon so."
Caren "Slay", wie sie in den Kommentaren getauft wird, beschäftigt sich auch beruflich mit Popkultur. Für die Linkengruppe im Bundestag ist sie neben Wohnungspolitik auch für Clubkultur zuständig.
Ihre Version des Shirin David-Hits hat sie unter anderem mit dem Hashtag "reclaimtiktok" gepostet. Dieser ist Teil einer Initiative, die rechte Inhalte auf der Plattform mit demokratischem Content zurückdrängen möchte.
In dem Song setzt Lay ein Statement gegen Rechts, verbunden mit ein wenig Wahlkampf für ihre Partei: "Kreuzchen Links und nicht Rechts, wir bleiben solidarisch", singt die Bundestagsabgeordnete.
In den Kommentaren erhält sie viel Zuspruch, auch von anderen Politiker:innen. Ihre Parteikollegin Heidi Reichinnek schreibt etwa: "Endlich eine Version, die ich aus voller Überzeugung mitsingen kann." Auch die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang meldet sich zu Wort: "Sehr geile Version."
Shirin David hat sich zu der Kritik, sie würde mit ihrem Song ein toxisches Körperbild befördern, zu Wort gemeldet: "Seid thicky, seid skinny, was auch immer ihr sein wollt – I'm an artist and I rap about whatever I want", schrieb sie auf Instagram.
Dass sie sich von Kritik nicht aus der Ruhe bringen lässt, beweist sie in einem Post, der ihren siebten Nummer-Eins-Hit feiert. Darin beschreibt sie ihren beschwerlichen Karriereweg in der Musikindustrie und formuliert eine gewohnt selbstbewusst Ansage: "Ich nehme Stufe für Stufe, Schritt für Schritt und glaubt mir, wenn ich euch sage: Meine Ausdauer ist gewaltig."