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Bahlsen: Erbin verlässt Unternehmen und gesteht "Angst und Überforderung"

Verena Bahlsen. Sie ist eine Nachfahrerin der Bahlsen-Dynastie, die ja die berühmten Kekse produzieren.Fotografiert in ihrem Restaurant, HERMANN S, in Berlin Mitte. Berlin Berlin Deutschland *** Veren ...
Verena Bahlsen hat das Keks-Unternehmen ihrer Familie wegen Überlastung verlassen. Bild: imago images/tagesspiegel
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"In vielen Meetings geweint": Erbin verlässt Bahlsen und veröffentlicht emotionalen Brief

02.11.2022, 10:34
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Verena Bahlsen, die Erbin des Keksherstellers Bahlsen, hat vor wenigen Tagen bekanntgegeben, aus dem Unternehmen ihrer Familie auszutreten und künftig nur noch als Gesellschafterin zu fungieren. Jetzt veröffentlichte sie auf LinkedIn einen Brief an ihr nun ehemaliges Personal und gab intime Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Es sind erstaunlich offene und einsichtige Worte für eine ehemalige Führungsposition, die Verena Bahlsen auf ihrem LinkedIn-Profil mit der Welt teilte. In dem Schreiben berichtete die Erbin noch einmal, dass sie Bahlsen "aus persönlichen Gründen" verlassen werde, und rekapitulierte besonders ihre schwierigen Zeiten in der Firma.

Emotionale Geständnisse einer Erbin

So sei es ihr oft peinlich gewesen, in Momenten der Überforderung oder der Unsicherheit gesehen zu werden. Nun glaube sie jedoch, dass "diese beschissenen Momente" die Beziehung zwischen ihr und ihren Kolleg:innen "eine Tiefe verliehen" habe. Weiter schrieb sie:

"Ich habe mit unserem CEO in einem deutschen Weizenfeld gestanden und eine Panikattacke gehabt. Ich habe in vielen Meetings geweint. Ich war manchmal unfreundlich oder ungeduldig, habe Leute unterbrochen, wenn ich hätte zuhören sollen, oder war kalt und hart, wenn ich hätte weich bleiben sollen."

Anschließend bedankte sie sich für den Raum, den man ihr gegeben habe. Während ihres Ringens "um Authentizität in dieser Rolle" sei sie unterstützt worden. Darüber hinaus habe die Zusammenarbeit mit all ihren Mitarbeitenden ihr Leben verändert.

Verena Bahlsen bezeichnet Firma als ihre Identität

Das Unternehmen nun zu verlassen, bezeichnete sie als "eine Veränderung von tektonischem Ausmaß", da ihr Identitätsgefühl so eng mit der Firma verwoben sei.

"Mein Identitätsgefühl ist so eng mit Bahlsen, mit meinem Erbe und mit diesen Marken verwoben. Ich bin also neugierig (und nervös), wer ich darüber hinaus sein werde."
Verena Bahlsen. Sie ist eine Nachfahrerin der Bahlsen-Dynastie, die ja die berühmten Kekse produzieren.Fotografiert in ihrem Restaurant, HERMANN S, in Berlin Mitte. Berlin Berlin Deutschland *** Veren ...
Die Nachfahrin der Bahlsen-Dynastie in ihrem Berliner Restaurant. Bild: imago images/tagesspiegel

Geplant habe Verena Bahlsen für die Zukunft, einmal freiberuflich Marken aufzubauen. Außerdem wolle sie ein Praktikum an einem Filmset machen und lernen, professionell zu schreiben. Zuerst brauche sie allerdings "ein paar Wochen Zeit, um surfen zu gehen, am Strand zu sitzen und skandalös unproduktiv zu sein".

Die Firma, ihr Erbe, wird sie dabei nicht vergessen. Wie Verena Bahlsen berichtete, gehe sie bei jedem Einkauf zum Keks-Regal. Dort stehe sie allein und empfinde Stolz und Freude.

Die Reaktionen auf das emotionale Abschiedsschreiben von Bahlsen waren hingegen gespalten. Einige bewunderten sie für ihre Ehrlichkeit und sprachen ihr gut zu. Andere verwiesen darauf, dass Erben nun mal einfacher als die Führung einer Firma sei.

Tatsächlich stand die 29-jährige Unternehmerin nicht zum ersten Mal in der Kritik. Im Mai 2019 sagte sie beispielsweise einmal, sie sei "Kapitalist" und wolle "Geld verdienen und mir Segeljachten kaufen von meinen Dividenden und so was".

Verena Bahlsen mit umstrittenen Aussagen in der Vergangenheit

Besonders heikel wurde es dann jedoch, als die junge Unternehmerin mit der NS-Vergangenheit der Firma konfrontiert wurde. Hier betonte sie damals, dass die etwa 200 Zwangsarbeiterinnen bei Bahlsen "gut behandelt" worden seien. Außerdem habe die Firma sie "genauso bezahlt wie die Deutschen".

Später entschuldigte sich die Erbin für derartige Aussagen, allerdings bewiesen Recherchen von "Spiegel" auch die Unwahrheit dieser. Viel eher wurde aufgedeckt, dass der Kekshersteller die SS sogar förderte und die damaligen Unternehmensleiter Klaus, Hans und Werner Bahlsen NSDAP-Mitglieder waren.

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