Wolfgang Bosbach und Christian Rach starteten Anfang Oktober einen gemeinsamen Podcast. Unter dem Titel "Bosbach & Rach – Die Wochentester" laden sie dabei jede Woche noch eine bekannte Person ein, mit denen sie besprechen, was in den vergangenen Tagen passiert ist und was die Zukunft bringt. Zur Auftaktfolge stand den beiden Showmaster Günther Jauch Rede und Antwort.
Im Gespräch überraschte der Fernsehmoderator mit persönlichen Anekdoten und fand auch ernste Worte, als es um die AfD und die Flüchtlingskrise 2015 ging. Dabei kam er auch auf seine Wahlheimat Potsdam zu sprechen und wie er den Fall der Mauer mit seiner Frau Dorothea erlebt hat.
Zunächst erklärte Günther Jauch auf die Frage, ob Potsdam seine Heimat geworden ist: "Ja, das kann man tatsächlich so sagen. Ich habe nie in meinem Leben an einem Stück länger gewohnt als dort, obwohl ich in Münster geboren bin. Da habe ich aber nur die ersten drei Jahre gewohnt. Aufgewachsen bin ich in West-Berlin, war lange Jahre in München und dann auch mal Hauptstadtkorrespondent in Bonn für den Bayerischen Rundfunk. Das war zu der Zeit, als gerade Helmut Kohl Kanzler wurde."
Schnell kamen die drei auf den Tag des Mauerfalls zu sprechen und Bosbach fragte Jauch: "Wo waren Sie am 9. November 1989 und am 3. Oktober? Hatten auch Sie, wie viele andere in den neuen Bundesländern, das Gefühl, das geht ein bisschen schnell mit der Wiedervereinigung?" Die Antwort des Moderators folgte prompt:
Den großen Tag habe er damals in München verbracht. "Ich hing natürlich vor dem Fernseher, Hanns Joachim Friedrichs moderierte die Tagesthemen. Ich hatte schon ab 19 Uhr mitbekommen, das Schabowskis legendäre Pressekonferenz dazu geführt hatte, dass die Mauer offen war und habe zu meiner Frau gesagt: Wir packen jetzt unsere sechs Monate alte Tochter ins Auto und müssen sofort nach Berlin." Doch so schnell ging das dann doch nicht. Der Grund: "Sie sagte: 'Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, das Kind jetzt aufwecken und die ganze Nacht da durchfahren und guck mal, was überall an den Grenzübergängen los ist.'" Und weiter:
Die riesige Schlange vor dem Flugschalter blieb übrigens anders als erwartet aus. Schon in der Nacht fiel dem Paar auf, dass genauso wie sonst auch um 22 Uhr alle Lichter ausgegangen seien. "Dann merkte man, dass den Westen diese Vereinigung nicht ein Zehntel so viel interessiert hat wie den Osten." Wolfgang Bosbach fügte hinzu: "Bei uns war das auch ein Baby, aber es war noch nicht geboren. Ich wollte auch unbedingt nach Berlin, aber das war 14 Tage vor der Geburt unserer ältesten Tochter und meine Frau hat sich durchgesetzt." Jauch entgegnete daraufhin:
Christian Rach wollte schließlich von dem "Wer wird Millionär"-Moderator wissen, ob die Diskussion über Jammer-Ossis und Besser-Wessis ein Klischee sei und, ob er sich selbst schon bei so einem Urteil ertappt habe. Daraufhin antwortete Jauch mit einem "ja, natürlich". Dies würde dann immer kommen, wenn man speziell hier im Osten vielleicht noch mit alten Kadern zu kämpfen habe, die das alte Feindbild der Besser-Wessis gepflegt hätten und umgekehrt sei das laut dem 64-Jährigen genauso. Jauch meinte zudem:
Das RTL-Gesicht offenbarte, dass es sich Sorgen darüber machen würde, ob die Stimmung kippen könnte und zwar, "wenn speziell in den neuen Ländern insbesondere die AfD immer stärker wird oder überhaupt die Ränder sowohl Linksaußen als auch Rechtsaußen immer stärker werden." Er könne auch bis zu einer gewissen Grenze verstehen, dass man insgesamt und allgemein frustriert sei und dann einfach denen da oben mal einen Denkzettel verpassen wolle. Heute würden man eben sein Kreuz bei der AfD machen, weil dann der Aufschrei am Größten sei.
Jauch finde, dass zu einem guten Teil der Osten von der so oft belächelten blühenden Landschaft, die Helmut Kohl versprochen habe, gar nicht so weit weg sei. Dies begründete er folgendermaßen:
Übrigens, im Podcast beantwortet Jauch Bosbach und Rach sieben persönliche Fragen. Das sind seine Antworten:
(iger)