Tennis-Legende Boris Becker sitzt nun schon seit über einer Woche im Gefängnis. Der Trubel um seine Person ist seit der Verurteilung riesig. Nun dringt etwas an die Öffentlichkeit, was bisher offenbar noch kaum jemand wusste: Der Wimbledon-Sieger ließ sich bereits seit drei Jahren von Kameras begleiten, wie das Branchen-Magazin "Deadline" am Dienstag berichtete.
Dabei soll das Kamerateam sogar intime und private Momente seines Lebens aufgezeichnet haben. Unter anderem auch den Moment, als Becker die Taschen fürs Gefängnis packte.
Der Grund für die begleitende Filmcrew: Ein Dokumentarfilm über Beckers Leben. Der Oscar-prämierte Dokumentar-Filmemacher Alex Gibney und der Produzent John Battsek zeichneten dafür intime Interviews in langen Gesprächen mit dem Profi-Sportler auf – und zeigen sich begeistert von Beckers Offenheit.
"Dieser Film über Boris Becker erzählt eine außergewöhnliche Geschichte", sagte Gibney gegenüber "Deadline". Der Film gebe sowohl einen offenen Insiderblick in die Welt des Profitennis als auch ein ergreifendes Porträt über die Persönlichkeit Beckers selbst. "Wie das Zitat von Rudyard Kipling am Eingang zum Centre Court von Wimbledon sagt, ist Boris ein Mensch, der 'Triumph und Unglück zu begegnen scheint und diese beiden Schwindler gleich behandelt'."
Während seiner Karriere gewann Becker 49 Titel, darunter sechs Grand Slams und eine olympische Goldmedaille. Battsek zeigt sich fasziniert von Beckers Siegen und dessen Persönlichkeit: "Seine Geschichte ist bemerkenswert. Im Alter von nur 17 Jahren ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gedrängt, verdienen seine einzigartigen Leistungen im Tennis – sowohl auf dem Platz als auch als erfolgreicher Trainer des Weltranglistenersten Novak Djokovic – eine filmische Aufarbeitung."
Im Film kommen angeblich auch mehrere nahe Familienmitglieder von Boris zu Wort. Auch die Tennislegenden John McEnroe und Björn Borg sollen darin vorkommen. Wie die Produzenten verraten, legen sie in der Dokumentation den Fokus also auf Beckers Leben abseits des Tennisplatzes, auf seine privaten Beziehungen und seine ausufernden finanziellen Verpflichtungen. Diese seien laut Battsek nämlich Gegenstand von Gerüchten und Unwahrheiten geworden. "Boris war unglaublich mutig, uns das alles zu offenbaren. Alex und ich tragen eine große Verantwortung als Macher dieses Films."
Das Projekt stehe nun kurz vor dem Abschluss. Finanziert und verkauft wird der Titel von der Firma Lorton Entertainment. Noch ist allerdings unklar, wann und wo er ausgestrahlt wird. Sicher ist nur: Die Doku soll erstmals Mitte Mai bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes vorgestellt werden. Offenbar kämpfen derzeit gleich mehrere Streaming-Plattformen um die Rechte. Ein heftiger Bieter-Streit soll entbrannt sein. Ob das wohl am Zeitpunkt und dem momentanen Trubel um Boris Becker liegt?
Aus Marketing-Sicht ist der Zeitpunkt jedenfalls optimal. Für die Produzenten, aber auch für Becker selbst, für den sich die Dokumentation auch lohnen könnte. Vorerst muss die Tennis-Legende allerdings seine Gefängnisstrafe absitzen. Ende April wurde Becker zu zweieinhalb Jahren verurteilt, weil er in einem Insolvenzverfahren Millionen von Dollar an Vermögenswerten versteckt hatte. Mindestens die Hälfte der Zeit wird er auch tatsächlich im Gefängnis absitzen müssen.
(ast)