Am sechsten Verhandlungstag kam es zu der überraschenden Wende im Prozess gegen Gil Ofarim. Der Sänger gab vor dem Landgericht Leipzig zu, dass die Antisemitismus-Anschuldigungen gelogen waren. "Die Vorwürfe treffen zu", räumte er ein. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftrat, meinte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid." Damit wurde geklärt, dass die Behauptungen in dem Video, das im Jahr 2021 auf Gils Instagram-Account hochgeladen wurden, nicht stimmten.
Er hatte damals behauptet, dass ein Mitarbeiter des Hotels ihn dazu aufgefordert habe, seine Davidstern-Kette einzupacken. Erst dann dürfe er einchecken. Zuvor hätte "irgendeiner aus der Ecke" ihn bereits darum gebeten. In einem Interview erklärt jetzt eine Promi-Expertin, wie der Vorfall vielleicht hätte verhindert werden können.
Die Promi-Expertin und Ex-"Bunte"-Chefin Patricia Riekel war eine gute Freundin von Gils Vater Abi Ofarim. Der Komponist, ein Weltstar, starb im Jahr 2018. Riekel gab jetzt im Gespräch mit RTL an, dass vielleicht alles nie passiert wäre, wenn Abi Ofarim noch leben würde. Sie sagte dem Sender: "Ehrlich gesagt, früher war sein Vater immer da und hat alles geklärt, was im Leben von Gil irgendwie problematisch war. Er hat Regie geführt im Leben seines Sohnes."
Zudem merkte Riekel an: "Und offenbar war da kein vernünftiger Mensch, der ihn mal geschüttelt und gesagt hat: 'Du, ich habe dich lieb, du bist ein super Typ, aber jetzt höre mit dieser Nummer auf!'" Ob sich der Künstler rehabilitieren kann? Sie findet, ja: "Ich bin immer der Meinung, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Aber er muss beweisen, dass es ihm wirklich leidtut."
Mit Blick auf Gils Verhalten meinte sie: "Das, was sich vor Gericht ereignet hat, ist furchtbar. Das ist so ein Fremdschämen!" Dennoch wolle sie für Gil "eine Lanze brechen". Die Expertin erklärte, dass sie eine mögliche Erklärung für die Geschehnisse habe. "Das ist ein Junge, der eigentlich in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen ist", sagte sie. Der heute 41-Jährige sei in einer chaotischen Umgebung groß geworden.
Er wurde selbst in jungen Jahren zum gefeierten Teeniestar. "Was macht das mit so einem jungen Mann, der nicht gerade in einer gefestigten Umgebung aufwächst?", fragte Riekel. Irgendwann habe der Trubel und der Erfolg rund um seine Person schließlich nachgelassen. Sie gab an, dass Gil womöglich an jenem Tag im Jahr 2021, als er die antisemitischen Vorwürfe erhob, einen "Breakdown" gehabt haben könnte: "Das kennen doch die meisten Menschen, dass es mal Situationen gibt, in denen man einfach durchdreht."
Und weiter: "Aber die meisten Menschen drehen durch und dann nimmt nur die nähere Umgebung davon Notiz." Dass sein Video viral ging und er dafür viel Unterstützung bekommen habe, könnte sich für ihn gut angefühlt haben: "Plötzlich wird er geliebt. Plötzlich sagen alle: 'Wir stehen zu dir!' Ja, das hat ihm vielleicht gefehlt."