Seit einigen Tagen ist die Hochstaplerin Anna Sorokin auf Kaution wieder aus dem Gefängnis entlassen. Eigentlich war sie bereits im Februar 2021 auf freiem Fuß, doch da sie gegen die Visum-Auflagen in den USA verstieß, musste sie noch einmal einsitzen.
Ursprünglich wurde Sorokin verhaftet, da sie sich als Anna Delvey, Erbin eines deutschen Unternehmers, ausgab und versuchte, sich in die High Society New York Citys einzuschleichen. Dafür nahm sie hohe Kredite auf, die sie nicht zurückzahlte. Ihr Leben wurde sogar in der Netflix-Serie "Inventing Anna" verfilmt.
Im Moment darf Sorokin ihre Wohnung in Manhattan nicht verlassen und muss eine Fußfessel tragen. Aus diesem Grund hat sie wohl gerade viel Zeit, um Interviews zu geben. In einem Gespräch mit dem "Stern" sprach sie über Zukunftspläne und ob sie ihre Taten bereut.
Knapp zwei Jahre nach ihrem Schuldspruch erschien "Inventing Anna", wodurch Sorokin noch bekannter wurde. Dem "Stern" erklärt sie, dass vermutlich ihre Beharrlichkeit und die Tatsache, dass sie eine Frau ist und man ihre Taten von ihr nicht erwartet hätte, Grund für die Faszination an ihrer Person und ihrer Geschichte ist. "Von Frauen erwartet man doch eher, dass sie fürsorglich sind, ehrlich und häuslich. Wenn dann eine anders agiert, wird sie schnell als falsch und nicht vertrauenswürdig verurteilt", sagt Sorokin.
Bisher hat sie sich nicht für schuldig erklärt. Sie betont nun wieder, dass Betrügen nicht ihre Absicht gewesen sei: "Ich hatte nie vor, Menschen um ihr Geld zu prellen. Ich habe in der Vergangenheit sicherlich dumme Entscheidungen getroffen, aber ich hatte immer den Plan, die Schulden bei meinen Investoren zu begleichen", behauptet die Hochstaplerin.
Trotzdem möchte sie aus ihren Fehlern lernen. Ihre Zeit im Gefängnis beschreibt sie zwar als "frustrierende und verrückte Erfahrung, aber es war beinahe eine Art Ausbildung", durch die sie zu einer besseren Person geworden sei. Sie bedaure ihre "dummen Entscheidungen" nicht, denn das würde ihrer Meinung nach "bedeuten, nicht zu akzeptieren, wer ich heute bin".
Für die Zukunft plant Sorokin, weiterhin ihre Kunst zu verkaufen, einen eigenen Podcast auf die Beine zu stellen und eine Modelinie zu designen. Die Zeit im Gefängnis habe sie und ihre Pläne verändert, denn dort habe sie Menschen kennengelernt, die einen wichtigen Beitrag zu ihrer persönlichen Entwicklung geleistet haben: "All das hat mich beeinflusst und meine Sichtweise darauf verändert, was wirklich wichtig im Leben ist."
Da Sorokin keine Aufenthaltsgenehmigung in den USA hat, droht ihr eine Abschiebung. Nach Deutschland zurückziehen, wo ihre Familie lebt, möchte sie jedoch nicht: "Wegzuziehen wäre für mich eine Kapitulation. Ich werde kämpfen."