Vergangenes Jahr überraschte Moderatorin Linda Zervakis mit einem plötzlichen Wechsel von der ARD zu ProSieben. 19 Jahre arbeitete sie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und von 2013 bis 2021 moderierte sie die "Tagesschau" im Ersten – bis sie verkündete, gemeinsam mit Matthias Opdenhövel die neue Infotainment-Sendung "Zervakis & Opdenhövel. Live" bei ProSieben zu moderieren. Diese läuft seit September 2021 mittwochabends auf dem Privatsender.
In einem Interview mit dem Magazin "Emotion" spricht Zervakis offen über ihre Zeit bei der ARD und ihren Wechsel.
Der Wechsel von der "Tagesschau" ins Privatfernsehen sei ihr nicht leicht gefallen und sie habe lange darüber nachgedacht. "Die 'Tagesschau' ist heilig. Aber zur Wahrheit gehört auch, ich habe nur abgelesen, was andere für mich geschrieben haben", erklärt Zervakis. Mit ihrer eigenen Sendung könne sie "andere Facetten zeigen" und sich neu ausprobieren.
Das war bei der ARD wohl nicht möglich. "Bei ProSieben bin ich nach wenigen Wochen gefragt worden, ob ich ein Triell mit den Kanzlerkandidat:innen moderieren möchte – das war irre, das hätte ich in der ARD nie machen dürfen", offenbart sie.
Vergangenes Jahr erklärte die 47-Jährige in einem Interview mit dem "RND" ihren Wechsel außerdem mit ihrer Schichtarbeit bei der ARD – ihr wäre schon länger klar gewesen, dass sie nicht ihr "Leben lang im Schichtdienst arbeiten möchte", da sie gemerkt habe, dass ihr "Kreislauf das nicht mehr so gut mitmacht". Als Moderatorin der "Tagesschau" musste sie Nachtschichten übernehmen und am Wochenende arbeiten.
Obwohl beim Privatsender ProSieben eher auf die Quoten geachtet wird und ihr Erfolg davon abhängt, wie viele Leute ihre Sendung schauen, geht die Moderatorin ganz gelassen damit um. In ihrer Kindheit und Jugend habe sie gelernt, mit wenig Geld auszukommen: Nachdem ihr Vater an Krebs gestorben war, musste sie im Kiosk der Familie mitarbeiten. "Emotion" gegenüber sagt Zervakis: "Tatsächlich trage ich in mir die Gewissheit: Es geht trotz allem immer weiter."
Sie erinnert sich außerdem daran, dass sie als Schülerin "extrem schüchtern" war und von Ängsten geplagt wurde. Inzwischen habe sie ihre Selbstzweifel unter Kontrolle, auch wenn sie ab und zu "noch in alte Muster" verfalle und sich frage: "Kann ich überhaupt irgendwas?" Das würde jedoch immer seltener vorkommen und sie habe das ganz allein geschafft: "Für eine Therapie hatte ich zu viel auf dem Zettel – meine Selbstoptimierung muss ich in den Alltag einpflegen."