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Interview

Laura Larsson über Selbstzweifel, Podcasts und ihre Nase

Die Radiomoderatorin Laura Larsson ist eine der bekanntesten weiblichen Podcaster.
Die Radiomoderatorin Laura Larsson ist eine der bekanntesten weiblichen Podcaster.privat
Interview

Podcasterin Laura Larsson über Selbstzweifel, ihre Nase und Sprachbarrieren mit Gen-Z

04.10.2022, 11:5007.10.2022, 17:36
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Laura Larsson wurde als ein Teil des erfolgreichsten deutschen Frauenpodcasts, der ironischerweise den Namen "Herrengedeck" trägt, bekannt. Als das Projekt von ihr und Ariana Baborie endete, hielt es die 33-jährige Radiomoderatorin jedoch nicht lange aus – in ihrem neuen Podcast "Zum Scheitern verurteilt" mit ihrem Radiokollegen Simon Dömer geht es um Alltagspannen und peinliche Momente in ihrem Leben.

Im Interview mit watson erzählt Laura, warum es ihr nichts ausmacht, Witze auf ihre Kosten zu machen. Und was man von der Gen-Z noch lernen kann.

watson: Warum dachtest du, die Welt braucht noch einen Laber-Podcast?

Laura Larsson: Ich hatte ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst, denn Laber-Podcasts gibt es wie Sand am Meer. Mit "Herrengedeck" haben wir angefangen, als es noch nicht so viele Podcasts gab. Da habe ich mich gefragt: Macht das überhaupt Sinn, in einer Zeit einen Podcast zu starten, in der es so viele gute Laber-Podcasts gibt? Aber es stand tatsächlich der Spaß im Vordergrund und dieser Gedanke: Lass es uns einfach mal versuchen.

"Daneben existiert ja auch eine reelle Person, also eine verheiratete Laura, die ein erwachsenes Ich hat und natürlich nicht den ganzen Tag scheitert."

Heißt der Podcast deswegen "Zum Scheitern verurteilt"? Weil ihr eh nicht dachtet, dass es klappen wird?

Darüber haben wir auch gesprochen: "Wenn der Podcast nicht funktioniert, ist es ja nicht so schlimm, der heißt eh schon 'Zum Scheitern verurteilt'". Aber der Grund ist eigentlich, dass Simon und ich ein Muster erkannten: Wir ließen während unserer Sendung auf Fritz immer unsere persönliche Woche Revue passieren und jeden Sonntag kam etwas, was wieder nicht geklappt hat.

Man kennt das vielleicht, dass man immer am Sonntag sagt: Ab morgen fange ich mit Joggen an, ab morgen gehe ich ins Fitnessstudio, verzichte ich auf Kaffee oder was auch immer. Diese typischen Montagsvorsätze, die man sich am Sonntagabend macht. Es hat sich wie ein roter Faden durch unsere Sendung gezogen und wir haben gemerkt: Das ist unser Thema. Womit sich, glaube ich, ganz viele identifizieren können, weil das jeder Mensch kennt.

Wie schaffst du es überhaupt, das eigene Scheitern so locker wegzustecken?

Ich habe damit, ehrlich gesagt, nicht so riesige Probleme. Aber wenn ich manchmal erzähle, was ich jetzt gleich mache und mir dann die Leute, die den Podcast hören, schreiben: "Oh Gott Laura, das ist doch jetzt schon zum Scheitern verurteilt", dann sticht das ein bisschen in mein Herz. Denn es gibt natürlich Laura Larsson, die diesen Podcast macht, wo wir ganz spezifisch über Dinge reden, die in unserem Leben nicht gut klappen. Aber daneben existiert ja auch eine reelle Person, also eine verheiratete Laura, die ein erwachsenes Ich hat und natürlich nicht den ganzen Tag scheitert.

"Mir tut das persönlich total gut, offen über eigene Fehler zu reden oder über Dinge, die nicht optimal laufen."

Es wirkt vielleicht im Podcast ein bisschen auf überspitzte Art und Weise so, als würden wir die ganze Zeit gnadenlos scheitern. Aber es geht eigentlich eher um bestimmte Ansprüche, die uns von Social Media aufgezwungen werden. Darum, diesen Druck zu entkräften, den Social Media macht. Und dann ganz offen zu sagen, wir scheitern daran – das ist jetzt nichts, wo ich denke, das knackst mein Ego an, weil es oft einfach totaler Bullshit ist.

Also mit Selbstzweifeln hast du scheinbar überhaupt nicht zu kämpfen oder?

Ich habe auch manchmal große Selbstzweifel oder Selbsthass, das kann vorkommen. Dadurch, dass ich öffentlich so kritisch mit mir spreche, wird mir oft gesagt: "Sei nicht so hart zu dir. Dein Körper merkt das am Unterbewusstsein." Aber ich sehe das nicht so. Mir tut das persönlich total gut, offen über eigene Fehler zu reden oder über Dinge, die nicht optimal laufen.

Aber liegt dann der Fokus nicht zu sehr auf negativen Dingen?

Das ist ja auch ein Mechanismus, den ich mir als Schutzmaßnahme angeeignet habe. Ich wollte den Leuten ursprünglich ein bisschen den Wind aus den Segeln nehmen: Wenn ich sarkastisch oder ironisch über mich selber rede, könnt ihr das nicht mehr machen, dann habt ihr keine Fläche mehr, mich anzugreifen. Ich hatte zum Beispiel immer Probleme mit meiner Nase und habe fiese Sprüche darüber gehört.

Meine Art von Humor, der immer auf meine eigenen Kosten geht, ist ein bisschen daraus gewachsen. Trotzdem bin ich im Grunde im Reinen mit mir und ich glaube auch, dass es okay ist, humorvoll mit seinen Fehlern umzugehen. Dieses Erzwungene: "Ich darf jetzt nicht Schlechtes über mich sagen, weil mein Unterbewusstsein das merken könnte", geht für mich in die Richtung von toxischer Positivität. Es kann nicht immer alles schön sein, auch nicht bei einem selbst.

Man hat das Gefühl, du redest sehr gern: Wie lange erträgst du es, zu schweigen?

Oh Gott, gute Frage. Es geht so. Es gibt Leute, mit denen ich das gut kann, die muss ich aber sehr gut kennen, damit das funktioniert. Damit ich weiß, das hat jetzt überhaupt nichts mit unserer Beziehung zu tun, sondern weil wir gerade einfach nur "sein" wollen. Aber bei Menschen, die ich neu kennenlerne, klappt das nicht so gut. Da habe ich das Gefühl, ich muss jetzt irgendwas sagen, weil ich da Stille nur ganz schwer ertrage.

"In jeder Situation, in der es kurz langweilig ist, geschwiegen wird oder man eine Frage hat, ist immer das Handy da."

Derzeit moderierst du ja auch den Podcast "Raus", wo vier Menschen der Generation Z ohne Handy auf Interrail-Reise geschickt wird: Musstest du dabei manchmal Ausdrücke nachschlagen, die dort verwendet wurden?

Ja, es war wirklich so absurd. Ich habe die vier zum Bahnhof gebracht und als die alle aufeinandergetroffen sind, wurde es richtig krass, wie die auf einmal so "Denglisch" geredet haben. Und dann kam so ein witziger Ausdruck, den ich auch heute oft benutze. Das war, als ich gefragt habe: "Habt ihr auch einen MP3-Player mitgenommen?" Drei von denen sind sehr musikalisch, Leo legt Techno auf, Alexander rappt und Grete spielt Ukulele. Das heißt, Musik ist schon ein elementarer Teil in ihren Leben. Aber sie durften ja kein Handy mitnehmen und bei meiner Frage gucken die mich so an und sagen: "Ey, ein MP3-Player. Das wäre actual a good call gewesen." Ich wusste überhaupt nicht, was das bedeutet (lacht). Ich kam mir unfassbar alt vor in diesen Momenten, aber ich lieb's auch einfach total.

Würdest du denn selbst auch ohne Handy in den Urlaub fahren?

Ich glaube, es würde mir wahnsinnig fehlen. Alex hat im Podcast gesagt, als ihm das Handy weggenommen wurde: "Ich habe das Gefühl, mir würde ein Organ fehlen". So würde ich mich am Anfang auch fühlen, weil in jeder Situation, in der es kurz langweilig ist, geschwiegen wird oder man eine Frage hat, ist immer das Handy da. Gleichzeitig würde ich mir das auch wünschen.

Hast du es denn schon mal versucht?

Ich habe es auch schon mal ausprobiert, als ich mit meinem Mann in Schweden war. Da habe ich eine Woche lang das Handy ausgemacht. Ich fand dann aber nur den Moment schrecklich, das Handy wieder anzumachen. Dieses Gefühl hatten die vier im Podcast tatsächlich auch, obwohl die alle noch gar nicht arbeiten. Aber dieses Gefühl würde ich den ganzen Tag mit mir herumschleppen und könnte es gar nicht genießen, kein Handy zu haben, weil ich schon im Kopf hätte: Was passiert, wenn ich das Scheißding danach wieder anmache? Deswegen würde ich es gern machen, aber es fällt mir wahnsinnig schwer.

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