Mit Beginn der Corona-Krise erfuhren die politischen Talkshows einen gewaltigen Boom und auch jetzt, zur Zeit des Krieges in der Ukraine, wollen die Menschen verschiedene Perspektiven zum Weltgeschehen im Fernsehen präsentiert bekommen. Zu den erfolgreichsten Talks im deutschen Fernsehen zählt seit Jahren "maischberger. die woche", die Sendung läuft jeden Mittwochabend in der ARD.
Moderatorin Sandra Maischberger sprach nun im Interview mit der "Bild" darüber, wie sie aus beruflicher Perspektive den Krieg erlebt – und äußerte sich auch klar zur Frage, ob sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin interviewen würde.
Immer mal wieder entbrennen öffentliche Diskussionen über Prominente, die besonders oft in Talk-Shows sprechen oder auch über Gäste, die an politischen Rändern beheimatet sind – mitunter wird dann die Auffassung vertreten, manche Politiker sollten von Grund auf nicht in derartige Formate eingeladen werden.
Putins Angriffskrieg dauert jetzt bereits 40 Tage, die Welt blickt mit Entsetzen auf die Gräuel, die sich im Osten Europas ereignen – viele führende Politiker, darunter US-Präsident Joe Biden, nennen Putin offen einen Kriegsverbrecher. Sandra Maischberger kann sich aber dennoch vorstellen, mit Putin zu diskutieren. Auf die Frage "Würden Sie Herrn Putin einladen?", antwortet sie deutlich:
Allerdings gebe der russische Präsident keine Interviews, weshalb sich diese Frage praktisch nicht stelle, ergänzt die 55-Jährige. Hätte sie aber die Gelegenheit, würde sie Putin "so vieles" fragen. Maischberger fügt hinzu: "Generell versuche ich immer, dem Warum auf den Grund zu gehen. Das 'Wer, Was, Wann und Wo' gehört zur klassischen Nachricht. Das Warum ist am schwierigsten."
Ein häufiges Thema im ARD-Talk war jüngst auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder, dessen Verbindungen zum Kreml bekannt sind und der sich bislang nicht öffentlich von Putin distanziert hat, was ihm wiederum massive Kritik einbrachte – auch aus der eigenen Partei. "Bei Gerhard Schröder würde mich ein 'Wie' interessieren: Wie hat sich sein Blick auf Wladimir Putin geändert?", meint Maischberger.
Sie selbst begrüße es, in Krisenzeiten auch vermehrt auf Sendung gehen zu können und erzählt, wie sie am ersten Kriegstag eigentlich für ihre Familie kochen wollte, dann aber spontan eine Sonder-Ausgabe ihres Formats anberaumt wurde: "Wenn Sie so wollen, hat mich der Krieg vom ersten Tag an gefangen genommen." Weiter rekapituliert sie:
Die Moderatorin gründete 2008 "Vincentino e.V. – Kultur stärkt Kinder in Berlin", der Verein initiiert Bildungsprojekte an Berliner Schulen. In diesem Rahmen schaut Maischberger auch persönlich bei Schulen vorbei, muss aber feststellen, dass es für sie gar nicht so leicht ist, die Jungen und Mädchen zu begeistern. Sie erinnert sich: "Ich wurde mal gefragt, wen ich schon für Interviews getroffen habe. Und ich sagte natürlich: den Bundespräsidenten, die Kanzlerin und so weiter. Das hat in der Klasse niemanden interessiert. Lautes Gähnen."
Zum Glück hatte sie aber noch ein Ass im Ärmel, mit dem sie die Schüler schließlich doch noch auf ihre Seite ziehen konnte: "Ich bin in der Achtung der Kids erst gestiegen, als ich erzählt habe, dass ich auch Bushido getroffen habe. Da war ich einen Moment lang die Heldin", freut sich die Talk-Masterin.
(ju)